Zivildienstschule in Geretsried:Furcht vor Guttenbergs Plänen

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Die Zivildienstschule in Geretsried hat ein Einzugsgebiet bis nach Baden-Württemberg. Doch sollte Verteidigungsminister Guttenberg die Wehrpflicht abschaffen, droht auch ihr das Aus.

Felicitas Amler

Christoph Scholz, 55, hat selbst nie den Wehrdienst geleistet. Als ehrenamtlich Aktiver im Roten Kreuz hatte er sich seinerzeit ersatzweise zehn Jahre lang im Katastrophenschutz verpflichtet. Trotzdem hofft der gelernte Lehrer für Deutsch, Geschichte und Sozialkunde nun, dass sich jene Politiker in Deutschland durchsetzen, die an der Wehrpflicht festhalten.

Eine von 17 Zivildienstschulen in Deutschland: Seit 1992 kommen Zivildienstleistende an die Geretsrieder Schule. Nun fürchtet Leiter Christoph Scholz um den Fortbestand seines Hauses. (Foto: region.wor)

Für Scholz, den Leiter der Zivildienstschule in Geretsried, würde das den Fortbestand seines Hauses einigermaßen sicher machen. Sechs Monate Ersatzdienst mit der Möglichkeit einer freiwilligen Verlängerung auf zwölf Monate - das wäre "eine gute Lösung" für die Einrichtung mit ihren 35 Mitarbeitern und 150 Plätzen für Zivildienstleistende, sagt ihr Leiter.

Die Schule in Geretsried besteht seit 1992, sie hat ein bis nach Baden-Württemberg reichendes Einzugsgebiet und gehört unter den 17 Zivi-Schulen in Deutschland zu den größeren. Sollte Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg die Aussetzung der Wehrpflicht erreichen, dann wäre in Geretsried "die Sache zum 1.Januar erledigt", sagt Scholz. Er zeigt sich dennoch gelassen. In die Diskussion sei er ohnehin nicht einbezogen: "Wir müssen die politische Entscheidung abwarten." Und Planspiele für den Fall der Schließung der Zivi-Schule, die in einem früheren Hotel untergebracht ist, gebe es nicht. "Wir sind mit unseren knapp vierzig Arbeitsplätzen auch kein so richtiger Arbeitsplatzfaktor."

Allerdings hat der Schulleiter eine politische Grundeinstellung, die er wie einen Appell an die Politik äußert: "Ich hoffe darauf, dass der Zivildienst als so wertvoller Dienst an der Gesellschaft nicht einfach in einem Nebensatz zu Sparnotwendigkeiten wegfällt." Es handle sich um "einen Lerndienst", der nicht nur in Euro und Cent zu quantifizieren sei.

Der Zivildienst sei auch nicht einfach durch das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) zu ersetzen: "Die Dienststellen sagen uns, das FSJ ist nett, aber nicht so verbindlich." Ein Freiwilliger könne eben im Gegensatz zu dem auf Ersatzdienst verpflichteten Mitarbeiter jederzeit fernbleiben. Und was manche in der aktuellen Diskussion als Wunsch äußern: ein verbindliches soziales Jahr, das sei mit der deutschen Verfassung nicht vereinbar, erklärt Scholz. Der Wehr-Ersatzdienst sei die einzige legitime Ausnahme von dieser Regel.

© SZ vom 15.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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