Wolfratshausen:"Waterloo" für Kommunen befürchtet

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CSU-Fraktionschef Günther Eibl warnt: Staat könnte sich aus Asyl-Finanzierung zurückziehen. Landratsamt widerspricht

Von Claudia Koestler, Wolfratshausen

Ein finanzielles "Waterloo für viele Kommunen" befürchtet der Wolfratshauser CSU-Fraktionsvorsitzende Günther Eibl, sollte sich der Staat aufgrund der rückläufigen Asylbewerberzahlen aus der Finanzierung der Flüchtlingsunterbringungen vor Ort zurückziehen. Das erklärte er jüngst bei der CSU-Ortsversammlung dem Bundestagsabgeordneten Alexander Radwan. Denn zum einen übernimmt derzeit noch der Freistaat die Kosten, wenn anerkannte Asylbewerber, sogenannte "Fehlbeleger", keine Wohnung gefunden haben und deshalb in den Asylunterkünften wohnen bleiben. Als Obdachlose müssten sie jedoch von den Gemeinden untergebracht werden. Zum anderen werden Projekte für neue Unterkünfte aufgrund der rückläufigen Flüchtlingszahlen überprüft, Kommunen könnten somit auf ihren Planungskosten sitzen bleiben.

Michael Foerst, Abteilungsleiter im Landratsamt, hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass sich der Staat soweit zurückziehen wird. "Dafür gibt es derzeit keine Anzeichen, zudem würde es dann einen Sturm der Kommunen geben." Was die Planungen neuer Unterkünfte angeht, "setzen wir alles um, was schon in Planung ist und wo es bereits Verträge gibt", erklärte Foerst auf Nachfrage.

Noch rechnet der Kreis mit rund 5000 Flüchtlingen bis Ende 2016. Dementsprechend müsste Wolfratshausen nach der Verteilquote 724 Menschen ein Obdach bieten - eine Zahl, für die bereits seit Monaten geplant wird: Auf fünf Grundstücken in der Loisachstadt sollen Asylunterkünfte entstehen.

Wie Bürgermeister Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung) jüngst bei einer Anliegerversammlung erklärte, bringt die Stadt selbst auf drei Grundstücken langfristige Projekte auf den Weg, die maximal zehn Jahre zur Unterbringung von Flüchtlingen dienen können. Diese werden entweder in Holzständerbauweise oder in Steinbauweise errichtet - und zwar an der Bahnhofstraße 9, auf einem Grundstück, das sich Wolfratshausen mit der Kirche teilt, dazu auf dem Platz des ehemaligen Kindergartens an der Auenstraße 11 und auf dem Gelände der Sauerlacher Straße 15. "Hier ist geplant, das Gebäude später für sozialen Wohnungsbau zu nutzen", sagte Heilinglechner. Dazu kommen zwei Areale, auf denen sogenannte Mobile Homes oder Containerlösungen bis zu drei Jahre lang Platz finden könnten, nämlich am Zugspitzweg und am Förgenweg. Maximal drei Jahre deshalb, da sie im Außenbereich lägen, erklärte Heilinglechner.

Darüber hinaus gibt es im Stadtgebiet von Wolfratshausen zwei weitere Projekte für Asylunterkünfte, allerdings nicht unter Federführung der Stadt: Die Umnutzung des Alten Vermessungsamtes an der Heimgartenstraße verantwortet die Regierung von Oberbayern. In Kooperation zwischen Kirche und Landratsamt wird derzeit das ehemalige Pfarrheim am Loisachbogen zu einer Asylunterkunft umgebaut.

Aktuell haben in Wolfratshausen rund 190 Menschen aus 16 Nationen eine Bleibe gefunden, bislang zumeist in dezentralen Wohnungen. Der Helferkreis Wolfratshausen wiederum zählt derzeit 182 Helfer. "Dieser großen Zahl ist es sicher mit geschuldet, dass wir in Wolfratshausen bislang wenig Probleme haben", sagte Ines Lobenstein. Heilinglechner betonte, dass der Helferkreis nicht nur Asylsuchenden, sondern auch den Bürgern diene. Wer Fragen oder Anmerkungen habe, solle sich an die Helfer wenden. Lobenstein verwies dazu auf die Bürgersprechstunde jeden Dienstag um 17 Uhr im Asylzentrum sowie auf das neue "WORld-Café", das jeden zweiten Samstag im La Vida stattfindet, das nächste Mal am 16. April.

© SZ vom 12.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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