Wolfratshausen:Tiefer Riss in der Wolfratshauser CSU

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Nach dem schlechten Abschneiden bei der Kommunalwahl wird offene Kritik am Fraktionssprecher und Ortsvorsitzenden Manfred Fleischer laut. Ein "Weiter so" dürfe es nicht geben, heißt es im Ortsverband

Von Matthias Köpf

Als Vorsitzender der Stadratsfraktion spielt Manfred Fleischer in der Wolfratshauser CSU schon seit vielen Jahren eine maßgebliche Rolle. Den Ortsvorsitz übernahm er erst 2011 - von seinem einstigen Vertrauten und jetzigen Kritiker Peter Plößl. (Foto: Manfred Neubauer)

Wenn an diesem Montag die alte Stadratsfraktion der Wolfratshauser CSU zur Vorbereitung ihrer beiden letzten Ausschuss-Sitzungen zusammenkommt, dann wird sie sich kaum von der neuen Fraktion unterscheiden, die ab Mai übernimmt. Nur wird diese neue Fraktion dann um ein Mitglied kleiner sein - und um die Hoffnung ärmer, endlich wieder den Bürgermeister zu stellen. Aus diesem Grund steht der derzeitige CSU-Fraktionssprecher und Ortsvorsitzende Manfred Fleischer nun intern heftig in der Kritik.

Schon vor einer Woche am Abend der Stichwahl, mit der CSU-Bürgermeisterkandidat Peter Plößl nichts mehr zu tun hatte, hieß es von Teilen des Ortsvorstands hinter vorgehaltener Hand, dass man mit dem aktuellen Vorsitzenden wohl niemals eine Bürgermeisterwahl gewinnen werde, weil die Wolfratshauser dessen konfrontative und auftrumpfende Art einfach nicht schätzten.

Ein Indiz für hausgemachte Probleme sei, dass die Wolfratshauser CSU bei der Kommunalwahl nur rund halb so viele Stimmen bekommen habe wie kurz zuvor bei der Landtagswahl. In dieser Analyse seien sich auch einige Vorständler einig, nur scheuten alle den Konflikt mit Fleischer.

Inzwischen haben sich zwei führende Christsoziale aus der Deckung gewagt und greifen Fleischer offen an: Der gescheiterte Kandidat Plößl und sein Wahlkampfleiter Günther Eibl ließen sich in der Lokalzeitung Isar-Loisach-Bote zitieren, dass es in der CSU nun kein "Weiter so" geben dürfe. Wegen der von Fleischer durchgesetzten Kandidatenkür per Telefonumfrage unter 500 Wolfratshausern habe die CSU zu spät mit dem Wahlkampf beginnen können, in dem es Fleischer dann auch an Einsatz habe mangeln lassen, lautet die Kritik.

Plößl sagt, er stehe zu all dem. "Ich habe die Hauptverantwortung zu tragen und ich nehme sie auch an", sagt er zu seinem Ausscheiden im ersten Wahlgang. Als Wahlverlierer trete er nun "einen Schritt zur Seite", erhebe keinerlei Anspruch auf Ämter und überlasse "unverbrauchten Kräften das Feld". Dass er Fleischer, der als Kandidat die Wahl 2002 verloren hat, auch zu den verbrauchten Kräften zählt, kommt Plößl nicht über die Lippen. Sein Wahlkampfleiter Eibl ist am Abend des ersten Wahlgangs als CSU-Schriftführer zurückgetreten, nachdem Fleischer umstandslos eine Wahlempfehlung für den später siegreichen BVW-Kandidaten Klaus Heilinglechner ausgesprochen hatte.

Die CSU hatte sich an dem Abend ins Gasthaus Löwenbräu zurückgezogen, wo Plößl sein Abschneiden mit einem gedrückten "Shit happens" kommentierte und Fleischer die CSU in so dürren wie unwidersprochenen Worten auf Heilinglechner festlegte. Als sich die Journalisten durch den Hintereingang zur CSU vorgearbeitet hatten, diktierte ihnen Fleischer die Wahlempfehlung in die Blöcke.

Nun werden gegen Fleischer allerlei Zahlen über verlorene Wahlen, Stimmen und Mitglieder in Stellung gebracht, seit er eine maßgebliche Rolle in der Wolfratshauser CSU spielt. Für diese ist er schon viele Jahre Fraktionssprecher, doch den Ortsvorsitz übernahm er erst 2011 - von Plößl, der zuvor acht Jahre Vorsitzender war. Fleischer war bis 1997 Fraktionssprecher der Grünen im Landtag, bis er sich vom damaligen Landtagsdirektor per Schneeball-System um mehr als 40 000 D-Mark prellen ließ und sich nach heftiger Kritik aus Fraktion und Partei zurückzog. Das Auftreten und auch die Rolle des scharfzüngigen Oppositionspolitikers hat er auch mit dem Wechsel zur CSU nicht abgelegt.

Im aktuellen Konflikt hat Fleischer aber nicht nur Gegner. "Ich weiß gar nicht, was die Aktion soll", sagt etwa Richard Kugler. Er ist nicht CSU-Mitglied und scheiterte 2008 als Bürgermeisterkandidat. Dennoch wollte ihn Fleischer mit der Umfrage noch einmal als Kandidaten durchsetzen, bis die Angerufenen Plößl vorzogen. Fleischer sei weder Kandidat noch Wahlkampfleiter gewesen, habe beide aber sehr unterstützt und sei "nicht schuld daran, dass der Herr Plößl nicht in dem Maß gewählt worden ist, wie er es gern gehabt hätte", sagt Kugler. Die Kritik an Fleischer nennt er "lächerlich". Wie es in der Fraktion nun weitergehen soll, weiß er nicht. "Jeder ist gewählter Stadtrat und da, denke ich mal, werden wir zusammenarbeiten." Fleischer selbst verweigert sich der öffentlichen Auseinandersetzung : "Alles, was wir zu klären haben, klären wir intern."

Die Fraktionssitzung an diesem Montag ist dafür nicht vorgesehen. Dennoch sagt Stadtrat Alfred Fraas, ebenfalls parteilos einer von Plößls größten Unterstützern: "Wir werden sicherlich Konsequenzen ziehen müssen. Irgendetwas wird passieren."

© SZ vom 07.04.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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