Wolfratshausen:Streit hinter den Kulissen

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Das Bier kommt in der Loisachhalle noch mindestens fünf Jahre aus Traunstein. Wer in der Halle das Sagen hat, ist inzwischen aber unklarer denn je. (Foto: Neubauer)

Die Loisachhalle ist endlich gewinnbringend. Doch es könnte erneut Ungemach geben: Bürgermeister Klaus Heilinglechner überlegt, wegen kleinerer Baumängel gegen die Betreiber zu klagen

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Seit ihrem Bau im Jahr 1980 hat es in der Wolfratshauser Loisachhalle manche Premiere gegeben, doch das, was Pächter Beppi Bachmaier nun verkündet, ist in alle den Jahren wohl noch niemals da gewesen: Er mache mit der Loisachhalle und mit dem Wirtshaus Flößerei keine Verluste mehr, sagt Bachmaier. Bachmaiers Wolfratshauser Geschäfte führt seit zwei Jahren Dominik Tabak anstelle des streitbaren Philipp Paradiso, seither sind die steten Querelen um die Halle abgeebbt. Doch hinter den Kulissen geht der Streit weiter. Inzwischen trägt sich Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) nach eigenen Worten sogar mit dem Gedanken, die Betreibergesellschaft der Halle wegen einiger Baumängel zu verklagen.

Die Betreibergesellschaft ist die Loisachauen GmbH, die sich bis zum vergangenen Sommer umstandslos dem Hofbrauhaus Traunstein zurechnen ließ. Allerdings haben sich die stets konfliktbereiten Traunsteiner Bierbrauer inzwischen auch untereinander zerstritten. Miteigentümer Dietrich Sailer hat sich von seinem Neffen Maximilian Sailer auszahlen lassen und dabei die Event-Gastronomie etwa in Bernau und am Schliersee mitgenommen. Die Loisachauen GmbH gehört nun Sailer und dem Hofbräuhaus seines Neffen jeweils zur Hälfte. Beim Wolfratshauser Starkbierfest Mitte März hat der Hofbräu-Clan statt der gewohnten zwei diesmal nur einen Tisch reserviert, während sich Dietrich Sailer einen einzelnen Platz möglichst weit weg von der Verwandtschaft geben ließ.

Er bleibt jedoch Geschäftsführer der Loisachauen GmbH, weshalb sich die Stadt weiterhin an ihn hält, wenn es um die Mängel geht, die es zu rügen gelte. Festgehalten sind diese Mängel in einem laut Heilinglechner 200-seitigen Gutachten, das noch sein Vorgänger Helmut Forster in Auftrag gegeben hat. Nach Angaben des jetzigen Bürgermeisters geht es darin "um marginale Sachen" in einem Gesamtwert von weniger als 100 000 Euro. So habe sich im Dachblech ein Riss aufgetan, es fehlten Schneefänge und der Bodenbelag auf einer Treppe, der Teppichboden sei fleckig, der Aufzug habe lang nicht funktioniert, in den Keller sei Wasser eingedrungen - kurz: Die Loisachhalle sei "einfach kein Aushängeschild für die Kulturhochburg Wolfratshausen", fasst Heilinglechner zusammen.

Das mit den Kleinigkeiten sieht auch Dietrich Sailer so, fügt aber noch ein "Hauptthema" hinzu: Die Stadt habe auch den Brandschutz bemängelt, mit dem die Betriebsgenehmigung einer Halle auf dem Spiel steht. Allerdings habe die Stadt da "irgendeinen Architekten" beauftragt, der das positiv ausgefallene Gutachten seines Prüfsachverständigen offenbar nicht einmal zur Kenntnis genommen habe. Dieses Thema sei jedenfalls vom Tisch.

Doch offenbar sind noch genügend Streitpunkte übrig: Vor mehreren Tagen habe es darüber mit Sailer ein Gespräch gegeben, das jedoch nicht zu einer Annäherung geführt habe, sagt der Bürgermeister. Er wolle Sailer noch etwas Bedenkzeit einräumen und dann nötigenfalls vor Gericht eine Beseitigung der Mängel erzwingen.

Sailer gibt sich auch angesichts solcher Drohungen ungerührt. Er habe in dem Papier der Stadt "ein paar Punkte noch nicht einmal gelesen", was Stadträte wie Alfred Fraas (CSU) besonders erzürnen muss. Fraas kämpft seit Monaten mit allerlei Anfragen um Einsicht in das Gutachten, das Forster in Auftrag gegeben und Heilinglechner vor inzwischen einem Jahr in Empfang genommen hat. Bisher haben ihm da auch seine Ämter als Stadtrat und Kulturreferent nicht weitergeholfen, doch inzwischen stellt Heilinglechner nach Rücksprache mit dem städtischen Anwalt Harald Mosler in Aussicht, Fraas eine "vier- oder fünfseitige Zusammenfassung" des Gutachtens zukommen zu lassen.

Weiter komplett unter Verschluss bleibt dageben der Betreibervertrag von 2007, den viele für die Wurzel allen Übels halten. Mit ihm hat die Stadt ihre zuvor jahrelang gesperrte Halle auf 66 Jahre der Loisachauen GmbH überantwortet und dieser zudem einen Baukostenzuschuss von 4,2 Millionen Euro zugesichert. Nach Überzeugung der damaligen Stadträte sollten 3,8 der 4,2 Millionen in die Sanierung der Halle und nur 400 000 Euro in das neu daneben platzierte Wirtshaus fließen. Im Vertrag, den am Ende ebenfalls Mosler für die Stadt formuliert und den der damalige Bürgermeister Reiner Berchtold (SPD) unterzeichnet hat, ist die Aufteilung jedoch nicht festgehalten.

Dieser Vertrag seit privatrechtlicher Natur und dürfe deswegen ohne Zustimmung des Vertragspartner nicht zugänglich gemacht werden, sagt der heutige Bürgermeister zu den steten Versuchen von Fraas und etwa auch des Wolfratshausers Heinz Wensauer, der dazu vergeblich die neue Informationsfreiheitssatzung der Stadt bemüht hat. Vertragspartner Sailer denkt nach eigenen Angeben aber gar nicht daran, dazu sein Einverständnis zu geben. Er ist momentan damit beschäftigt, eine eigene Brauerei aufzubauen und damit seinem Neffen Konkurrenz zu machen - womöglich auch in der Loisachhalle. Der Pachtvertrag mit Bachmaier sehe Traunsteiner Hofbräu vor, laufe aber in fünf Jahren aus. "Schaun wir mal, was dann für ein Bier ausgeschenkt wird", sagt Sailer. Bachmaier hält es erstmals nicht für ausgeschlossen, in Wolfratshausen zuverlängern.

© SZ vom 05.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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