Wolfratshausen:Scharmützel im Bergwald

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Am Tag des offenen Denkmals überfallen Ritter den Burgverein

Die Kopfbedeckung, ein braunes Barrett, macht dem Fürsten noch zu schaffen. Ansonsten ist Torsten Sjöberg mit seinem neuen Gewand rundum zufrieden: "Sehr luftig, sehr bequem", lobt der Vorsitzende des Burgvereins Wolfratshausen und rückt sich das Leinenhemd zurecht. Zum Tag des offenen Denkmals hat er sich von Florian Fischer, dem Chef der Geretsrieder Rittervereinigung "Lupi albi", ausstaffieren lassen: Hemd, Hose, Gürteltasche und Barrett. Und gemeinsam gestalten die beiden Vereine an diesem Sonntag auch das Programm, das sich um die Geschichte der Wolfratshauser Burg und das einstige Leben um sie herum dreht - eine Premiere.

13 Uhr, die Sonne scheint auf den hübschen kleinen Birnmühlplatz am Untermarkt, auf dem sich gerade ein Hauch von mittelalterlichem Treiben entfaltet. Ein paar Ritter ruckeln ihre Rüstungen zurecht, während Anna Zenker an einem Stand ihre Waren präsentiert: Wikinger-Ketten und hölzerne Krüge, punzierte Lederbeutel und ein mit Pfeilen gefüllter Köcher - alles Handarbeiten der Ritter. "Wir machen so etwas nicht", stellt Manfred Raß klar. Er ist Vorstandsmitglied im Burgverein, und der hat es sich bekanntlich auf die Fahnen geschrieben, die Geschichte des Marktfleckens Wolfratshausen zu erforschen. Da die Burg im Jahr 1734 explodiert ist, gibt es am Denkmaltag wenig konkretes Anschauungsmaterial. Und deshalb hat man sich mit den Geretsriedern zusammengetan, die Farbe und Leben in die Veranstaltung bringen.

Tatsächlich ist es hübsch anzusehen, wie Fürst Sjöberg, gefolgt von drei Rittern und etwa 20 Wissbegierigen, zu einer Führung zum Burggelände aufbricht. Im Gänsemarsch geht es die Stufen zum Bergwald hinauf. "Und wer beschützt uns jetzt von hinten?", ruft eine Frau am Ende der Schlange. Wie recht sie hat! Im Bergwald lauern nämlich einige bewaffnete Halunken, die dem Fürsten mit Gewalt Wegezoll abknöpfen wollen. "Das ist heute eine Ausnahme", erklärt Sjöberg, der offenbar einen gewissen Spaß an seiner Rolle hat. Der vor drei Jahren gegründete Verein verfolge aber ein durchaus ernsthaftes Anliegen: In Kürze soll es einen Erlebnispfad rund um das Burggelände geben - dann aber ohne Ritter und Wegelagerer.

© SZ vom 14.09.2015 / stsw - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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