Wolfratshausen:Musikschulstunden werden teurer

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Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Leicht gemacht hat es sich der Wolfratshauser Kulturausschuss nicht: Weit mehr als eine Stunde brauchte er, um sich zu einer Gebührenerhöhung für die örtliche Musikschule durchzuringen. Fünf Prozent mehr sollen es sein, sofern der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung dieser Empfehlung folgt. Es ist das moderateste von drei Finanzierungsmodellen, die das Defizit der Einrichtung dämpfen sollen - im Gespräch waren auch zehn beziehungsweise 15 Prozent. Ausschlaggebend für die gewählte Variante war vor allem die Besorgnis, dass eine deutlichere Anhebung der Beiträge zu einem Ausfall oder zumindest einer Reduzierung der staatlichen Zuschüsse führen könnte. Denn damit würde die Gebührenerhöhung konterkariert.

Die aktuelle Situation hatte Musikschulleiter Manfred Heller ausführlich geschildert. Er verwies darauf, dass die letzte Gebührenanpassung im Jahr 2008 erfolgt sei und die Aufgaben stetig zunähmen, woraus er einen Bedarf von zusätzlichen 40 Jahreswochenstunden für die 22 Lehrer errechnete. Besonders notwendig sind aus seiner Sicht eine Assistentenstelle für den Kinderchor (fünf Unterrichtsstunden), eine Verkürzung der langen Warteliste für Schüler (25 Stunden) sowie die Erweiterung des Fachbereichs Musiktherapie (fünf Stunden). Weitere fünf Stunden wären nötig, um ein neues, flexibles Angebot für junge Flüchtlinge zu ermöglichen.

Heller verwies auch darauf, dass es seit 14 Jahren keinen stellvertretenden Schulleiter, ja noch nicht einmal einen Raum für einen solchen gebe. Neu an der Warteliste ist Heller zufolge, dass sie Fächer wie Trompete, Schlagzeug und Keyboard betreffe, die ohnehin schon aufgestockt wurden. Die Musiktherapie könnte erweitert werden, weil bei den evangelischen Kindergärten eine externe Fachkraft gekündigt hat, deren Kontingent eine Musikschul-Fachkraft übernehmen würde. Stellen müsse sich die Musikschule schließlich auch dem Migrationsproblem. Denn Musik sei eine gute Möglichkeit, Flüchtlingen die Integration zu erleichtern. Hier müsse allerdings über ein besonderes Modell nachgedacht werden. Wachsenden Bedarf sieht der Schulleiter schließlich auch im Erwachsenen-Bereich, insbesondere bei Senioren, die zunehmend am Musikleben teilnehmen wollen.

Heller zufolge hat sich das Defizit der Schule seit 2008 um 48 Prozent beziehungsweise um 78 800 Euro erhöht. Dem daraus resultierenden finanziellen Handlungsbedarf mochten sich die Stadträte nicht verschließen, die Erhöhung müssen allerdings neben dem Stadtrat auch die Gemeinden noch zustimmen, die ihre Musikschüler nach Wolfratshausen schicken. Doch was passiere, wenn sich die anderen Kommunen einer Gebührenerhöhung verschließen, wie Ulrike Krischke (Bürgervereinigung) fragte, konnte Heller nicht beantworten. Er mutmaßte stattdessen, "dass wir dann Schüler verlieren".

Zusätzlich sprach sich das Gremium dafür aus, zunächst nur 25 der 40 Jahreswochenstunden zu genehmigen. Die übrigen 15 Stunden wurden auf Anregung von Fritz Meixner (SPD) zurückgestellt, sie betreffen die Förderung für die Asylbewerberkinder und für die Kinder-Musiktherapie. Für diese beiden Fälle soll zunächst einmal überprüft werden, ob es nicht noch andere Fördermittel gibt. Danach gilt es, in Verhandlungen mit den Gemeinden einzutreten und zu eruieren, ob und wie weit sie bereit sind, sich am Ausgleich des Defizits zu beteiligen.

© SZ vom 08.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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