Wolfratshausen:Mehr Autos gleich weniger Stau

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Das neue Einkaufszentrum am S-Bahnhof ist machbar: Mit einigen Kniffen soll der Verkehr sogar besser fließen als bislang

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Ein Einkaufszentrum auf dem Kraft-Areal am Wolfratshauser Bahnhof ist für den Stadtverkehr verkraftbar. Zu diesem Ergebnis kommt das Verkehrsgutachten, das der Stadtrat in Auftrag gegeben hatte. Die Analyse der Planungsgesellschaft Obermeyer, die der Verkehrsplaner Helmuth Ammerl am Dienstag in einer Sondersitzung des Stadtrats vorgestellt hat, prognostiziert ein zusätzliches Aufkommen von etwa 5100 Fahrzeugen am Tag. Das ist nach Ammerls Ausführungen verkraftbar, wenn die Stadt den Verkehrsfluss an den Knotenpunkten Schießstättstraße/B11 und an der Sauerlacher Straße optimiert. An der Schießstättstraße könne die Situation sogar im Vergleich zu heute maßgeblich verbessert werden. Der Stadtrat hat schließlich mit 20 zu drei Stimmen beschlossen, die Verbesserungen umzusetzen und den Bebauungsplan für das geplante Einkaufszentrum auf den Weg zu bringen. Nur die Grünen stimmten geschlossen dagegen. Bekanntlich sollen auf dem etwa 10 000 Quadratmeter großen Areal ein großer Supermarkt, ein Discounter und ein Elektromarkt unterkommen. Eine verträgliche Erschließung hatte der Stadtrat zur Bedingung gemacht, dass der Investor das geplante Einkaufszentrum verwirklichen kann. Die Stadt hatte daher die Planungsgesellschaft beauftragt, die Auswirkungen großflächig zu analysieren. Nicht weniger als zwölf Verkehrsknotenpunkte im Stadtbereich hatten die Planer in ihr Gutachten einbezogen. Das Verkehrsaufkommen haben sie mit Hilfe einer Simulation prognostiziert. Grundlage waren laut Ammerl Verkehrszählungen von Harald Kurzak aus den vergangenen zwei Jahren. So wurde zunächst eine Simulation des Ist-Zustands erstellt. Nach einer Defizit-Analyse erarbeiteten die Planer Optimierungsvorschläge, die sie dann in ihre Simulationen einarbeiteten. Daraus ergaben sich zwei Prognosen für das Jahr 2030: einmal ohne Einkaufszentrum, mit einer Verkehrszunahme von sechs Prozent auf den Haupt- und drei Prozent auf den Nebenstraßen; und einmal mit Einkaufszentrum inklusive der 5100 zusätzlichen Autos. Ammerls Fazit: "Das Verbesserungspotenzial ist relativ hoch." Insbesondere am Knotenpunkt Schießstättstraße, B11 und Moosbauerweg könne der Verkehrsfluss bereits jetzt maßgeblich verbessert werden - mit einer Ampel für Rechtsabbieger von der B 11 in die Schießstättstraße, die bislang freie Fahrt haben, und einer optimierten Ampelschaltung an den Kreuzungen. Wie der Planer anhand einer animierten Simulation zeigte, fließt so der Verkehr auf der Schießstättstraße deutlich besser ab. Weitere Verbesserungen erhalte man, wenn man die Schießstättstraße zwischen B11 und Moosbauerweg durchgehend vierspurig gestalte. Dazu soll die Verkehrsinsel in der Fahrbahnmitte verkleinert werden, der Fußgängerüberweg eine Querungshilfe und die Radfahrer vom Moosbauerweg einen Angebotsstreifen erhalten, der deutlich vor der Haltelinie der Autos liegt. An der Sauerlacher Straße müsse man vor allem die Ampeln besser koordinieren, erklärte Ammerl. Bislang liefen die Licht-signalanlage am Wasen und am Floßkanal vollkommen unabhängig voneinander. Wenn man sie "miteinander kommunizieren" lasse, könne man den Verkehrsabfluss deutlich verbessern. Die Zufahrt zum Einkaufszentrum an der Sauerlacher Straße und die zum Moosbauerweg gegenüber müsse in getrennten Phasen abgewickelt werden, betonte Ammerl. Man müsse "sehr viel Arbeit in die Programmierung" der Ampeln stecken. "Aber das lohnt sich." Im Ergebnis kam der Planer zu dem Schluss, dass sich mit den vorgeschlagenen Optimierungen der Verkehrsabfluss an Schießstättstraße und B 11 trotz Einkaufszentrum im Vergleich zu heute sogar verbessern lasse. An so gut wie allen Kreuzungen lägen die Wartezeiten laut Bilanz unter den zumutbaren 100 Sekunden. An der weniger problematischen Sauerlacher Straße werde der Verkehr mit den vorgeschlagenen Verbesserung dann in etwa so bleiben wie bisher. Laut Wahrscheinlichkeitsberechnung wird das Einkaufszentrum vor allem über Moosbauerweg (32 Prozent), Äußere Sauerlacher Straße (30 Prozent) und Floßkanal (20 Prozent) erschlossen. Die größten Auswirkungen gebe es auf dem Moosbauerweg mit Zunahme von 30 Prozent in beiden Richtungen. Mehr dürfe es nicht werden, sagte Ammerl. Das bereitete vor allem den Grünen Sorgen. Sie bezweifelten, dass der Stadtverkehr das Einkaufszentrum wirklich vertrage. Die große Mehrheit im Stadtrat aber zeigte sich positiv überrascht vom Gutachten und lobte Ammerl, der die Ergebnisse bereits dem staatlichen Bauamt Weilheim vorgelegt hat. Er zeige "Lösungen statt Visionen", sagte Peter Plößl (CSU). Seine Fraktion war sich mit BVW und SPD einig, die Vorschläge umzusetzen und den Bebauungsplan für das Areal endlich anzugehen.

© SZ vom 19.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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