Wolfratshausen:Jazziges Herbstlaub

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Der Profi-Gitarrist Philipp Stauber gibt erstmals Gruppenunterricht - seinen Workshop besuchen aber keine Anfänger.

Von Andreas Scheuerer, Wolfratshausen

Einige umarmen ihre Gitarre, als wäre sie die Geliebte; andere schreiben auf dem Rücken ihres Instruments mit, was sie beobachten. Eines eint die Teilnehmern des Jazz-Guitar-Workshops von Philipp Stauber zwischendrin dann aber doch: Alle sind gefesselt, als der Meister zum erste Mal in die Saiten seiner Striebel Archtop Gitarre greift und zusammen mit einem Privatschüler das Stück "Autumn Leaves" anspielt. Als schließlich noch der Bass von Thomas Braun, einem weiteren Kursteilnehmer, spontan einsetzt, ist die Jamsession komplett.

Nein, die zwölf Teilnehmer des Gitarrenkurses von Stauber, der im D'Amato im Schützenhaus in Wolfratshausen stattfindet, sind keine Anfänger mehr. Alle haben aber verschiedene Zugänge zur Musik. Das verrät ein Blick in ihre Instrumentenkoffer: Von der spätestens durch Keith Richards berühmt gewordenen Fender Telecaster über B.B. Kings "Lucille" (eine schwarze Gibson ES-335) bis hin zur klassisch spanischen Konzertgitarre - die Musikhintergründe könnten kaum vielfältiger sein. Ein Kursteilnehmer gesteht sogar, dass er ursprünglich Volksmusik machte. Zither sei sein Instrument damals gewesen, doch die Zeit habe "ihn bekehrt", wie er sagt. Nun wolle er Jazz machen.

Neben Schülern mit "Sechssaitern" sind zudem auch zwei Bassisten anwesend, die eigentlich Staubers Bandkollegen, den Echo-prämierten Bassisten Henning Sieverts, erwartet haben. Dieser taucht aber nicht auf. Egal, sie bleiben trotzdem im Workshop, der mit einem einfachen Setting glänzt: Ein Stuhlkreis vor einer Bar, ein abgestecktes Mischpult in der Ecke und eine Bühne - bis auf den Sitzkreis alles Vorboten des Abendkonzerts.

Nach einer guten Stunde Musiktheorie und diversen Buchempfehlungen steigt Stauber mit dem eingangs erwähnten Titel ein. Einige der Teilnehmer, die mittlerweile ihre Gitarren aus den Koffern geholt haben, können Stauber sofort folgen: Abwechselnd spielen sie Melodie-Linien und Akkordfolgen, die von Stauber durch Soli ergänzt werden und dessen Virtuosität immer wieder aufblitzen lassen. Dazwischen unterbricht er, lobt und verbessert seine Schüler "hier ein bisschen langsamer, Tempo halten, nicht übertreiben, Jazz ist sanft, gut, genau so", kommentiert er. Natürlich stimmt nicht jeder Ton , aber die Gruppendynamik lässt auch Jazz-fremde Spieler schnell lernen - Erfolge, die in den lachenden Gesichtern Ausdruck finden.

Genau das möchte Stauber in seinen Workshops erreichen. "Ich weiß, dass man während dieser fünf Stunden hier kein Spitzen-Jazzmusiker wird. Dennoch kann jeder Teilnehmer sein individuelles Level anheben und gleichgesinnte Musiker kennelernen. Das ist auch meine Motivation für den Workshop", erklärt der Jazzgitarrist, der übrigens zum erste Mal einen derartigen Kurs anbietet. Weitere sollen aber folgen.

© SZ vom 13.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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