Gelb vor Wut

Es hat schon glanzvollere Abschiede gegeben als den des bisherigen FDP-Kreisvorsitzenden Daniel Reuter. Der zieht nach vierjähriger Amtszeit nach Rosenheim, um sich künftig vor allem auf sein Studium zu konzentrieren. Die Bilanz seiner Amtszeit bei der Versammlung am Dienstag in der Flößerei fiel, trotz der prekären Lage seiner Partei, zunächst noch überraschend positiv aus. Man habe im Wahlkampf viel erreicht, vor allem den Einzug in Stadt- und Kreistag hob Reuter hervor. Doch im weiteren Verlauf wurde weder aus dem ursprünglich angestrebten gemütlichen Abend mit Essen etwas, noch aus dem Versuch der gütlichen Trennung. Denn die zehn anwesenden Mitglieder hatten die Rechnung ohne Günther Fuhrmann gemacht, mit kurzer Unterbrechung seit 30 Jahren FDP-Mitglied. Der holte noch vor dem Hauptgericht zum Rundumschlag gegen Reuter aus. Er warf dem Vorstand mangelnden Einsatz in den letzten vier Jahren vor, nannte die fehlende Aktualität der Internetpräsenz des Kreisverbandes eine "unglaubliche Blamage" und beklagte fehlenden Einsatz und schlampige bis fehlende Öffentlichkeitsarbeit. Wahlkampfunterlagen hätte es gar nicht erst gegeben, die Presse werde zu den meisten Veranstaltungen gar nicht mehr eingeladen. Stammtische seien inzwischen nichts anderes als leeres Gerede, feste Themen gäbe es gar nicht. Die Schuld für die schlechte Lage der FDP auf Landesebene würde vom Vorstand zu oft bei der Bundespartei abgeladen. Fuhrmann redete sich in seinem Monolog regelrecht in Rage. Reuter hörte mit gesenktem Kopf zu, das Schnitzel auf seinem Teller wurde kalt - ihm war offenbar der Appetit vergangen. Anschließend räumte Reuter Fehler ein, betonte aber, dass viele Mitglieder die Presse bei Stammtischen nicht wünschten und man sie nicht zum Diskutieren von kommunalen Themen zwingen könnte. Erst ganz am Ende geriet die Versammlung wieder in die geplante Spur: Robert Weiß übernimmt nun den Kreisvorsitz.