Gefangen im Flow

Ein Blick in die Gesichter der Zuschauer erweckt den Eindruck, Jazz sei eine ausgesprochen ernste Angelegenheit: starre Mienen, gerade Lippen, verschränkte Arme. Und doch, der ein oder andere nickt langsam vor sich hin, unter dem Tisch wippt verstohlen ein Fuß, eine junge Frau, die anscheinend alleine zum Auftritt des Jazz-Quintetts "Subtone" in die Loisachhalle gekommen ist, schüttelt im Takt der Musik den Kopf. Was im Foyer der Loisachhalle ein wenig so aussieht, als wären die Zuhörer der fünf Musiker nur geringfügig einverstanden mit dem Gehörten, ist in Wirklichkeit große Konzentration: Die jungen Jazzer legen nämlich einen so starken, komplexen und mitreißenden Auftritt hin, dass man sich, einmal in ihre Musik hineingefallen, ganz schwer wieder davon losreißen kann. Höchstens vielleicht, um mitten im Lied in Applaus auszubrechen, wie es am Freitag immer wieder geschieht - "Subtone" muss es dem Publikum nachsehen, denn die Stücke, die allesamt aus der Feder der Band-Mitglieder stammen, sind teilweise so lang, dass ihre Notenblätter ausgebreitet nicht aufs Piano passen. Viele Minuten also, in denen sich die rund 50 entrückt wirkenden Zuschauer vom Flow einfangen und forttragen lassen können.