Wolfratshausen:Frieden bewegt

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Martin Hoffmann, Vorstandsmitglied sowohl des Deutsch-Russischen Forums als auch des Petersburger Dialogs. (Foto: Pöstges)

SPD-Arbeitskreis vernetzt sich mit der Osteuropahilfe

Von Thekla Krausseneck, Wolfratshausen

Der Ukraine-Konflikt ist das beherrschende Thema dieser Zeit - der Arbeitskreis Frieden der SPD Bad Tölz-Wolfratshausen hat es am Montag erneut geschafft, mit einer Veranstaltung dazu einen Saal zu füllen. Die etwa 60 Besucher des Vortrags "Ist Frieden mit Russland möglich?" im Gasthaus Flößerei in Wolfratshausen kamen nicht nur aus den Reihen der Sozialdemokraten, auch Grüne, Parteilose und Mitglieder der Friedensinitiative waren unter den Zuhörern, kritische Beobachter einer politischen Entwicklung, die ihrer Meinung nach geprägt ist von Propaganda, fehlerhafter Berichterstattung, einer drohenden Eskalation und den Zügen eines Kalten Kriegs.

"Viele Leute lachen sich kaputt: Was wollt ihr denn mit dem Weltfrieden?", sagte Ilse Nitzsche, die Initiatorin und Sprecherin des Arbeitskreises, zu Beginn Doch sie sehe den Arbeitskreis als einen zwar kleinen, aber wichtigen Beitrag zur Friedensbewegung. Vor allem suche man jemanden, der sich der schwierigen Aufgabe annehmen wolle, eine mögliche russische Partnerstadt ausfindig zu machen, sich hier wie dort mit Bürgermeistern in Verbindung zu setzen und Kontakte in den Osten zu knüpfen. Der Arbeitskreis selbst hat sich inzwischen vernetzt: mit der Osteuropahilfe und der Friedensinitiative.

Referent Martin Hoffmann, geschäftsführendes Vorstandsmitglied sowohl des Deutsch-Russischen Forums als auch des Petersburger Dialogs, machte sich mit seinem Vortrag wenig Freunde. Er habe in den vergangenen Jahren gesehen, wie sich die Russen und die Deutschen zunehmend voneinander wegbewegten. "Stimmt ja nicht!", sagte ein Gast verärgert. "Die Politik bewegt sich voneinander weg. Nicht die Menschen." Hoffmann ging ausführlich auf das ein, was er die zwei subjektiven Wahrheiten von Parallelwelten nannte, zwei Erzählungen, beide beweisbar und für sich genommen stichhaltig: die westliche und die östliche. Beide Realitäten müssten unter ihrer Käseglocke hervorgeholt werden. Einem Gast stieß auf, dass Hoffmann die westliche Erzählung der Ereignisse in der indirekten Rede vortrug, die östliche Erzählung jedoch im Konjunktiv. Hoffmann versicherte, das sei keine Absicht gewesen. Er kritisierte die einseitige Berichterstattung in den westlichen Medien, mehr noch jedoch die als "objektive Wahrheit" bezeichnete, ebenso propagandistische Berichterstattung in den russischen Medien. Dort werde der Konflikt besonders übertrieben emotional dargestellt.

Diese Darstellung gefiel nicht allen Zuhörern; vor allem die angebliche Beweisbarkeit der westlichen Erzählung wurde in Frage gestellt. Worin sich alle einig waren, war die Rolle der USA in dem Konflikt. Die nämlich profitierten am meisten davon, sagte Hoffmann ebenso wie Stimmen im Publikum - und seien an der schleichenden Eskalation maßgeblich beteiligt.

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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