Wolfratshausen:Dreikampf auf politischer Bühne

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Die Wolfratshauser Bürgermeisterkandidaten von Bürgervereinigung, CSU und SPD tauschen in der Loisachhalle ihre Argumente zu den Dauerthemen der Stadtpolitik aus. Neu auf der Liste ist das Ratsbegehren zum Stadtarchiv

Von Wolfgang Schäl

Die Loisachhalle war voll wie selten, als die drei Bewerber um das Bürgermeisteramt zu einem lokalen Höhepunkt des Kommunalwahlkampfs aufeinandertrafen. Viele Wolfratshauser wollten nur zuhören, manche stellten den Kandidaten eigene Fragen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der Kommunalwahlkampf tritt in die entscheidende Phase. Wer daran noch gezweifelt hatte, wurde am Donnerstagabend eines Besseren belehrt: So brechend voll wie bei der Vorstellungsrunde der drei Wolfratshauser Bürgermeisterkandidaten war die Loisachhalle selten. Selbst auf der Empore drängten sich die Zuhörer, die sich vier Wochen vor dem Urnengang ein Bild von den drei Bewerbern machen wollten: Angetreten sind der 46-jährige Weidacher Biolandwirt Klaus Heilinglechner (Bürgervereinigung), der 58-jährige Studiendirektor Peter Plößl (CSU) sowie der 44-jährige Stadtjugendpfleger Fritz Meixner (parteifrei für die SPD). Eingeladen hatte die Unternehmervereinigung Wirtschaftsraum Wolfratshausen (UWW), deren Vorsitzender Christian von Stülpnagel als Gastgeber auftrat, gemeinsam mit dem Isar-Loisachboten, dessen Redaktionsleiter Carl-Christian Eick die Moderation besorgte.

Vorstellungsrunde

Klaus Heilinglechner will für die Bürgervereinigung seinem Parteifreund Helmut Forster als Bürgermeister nachfolgen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Kandidaten gewährten kurze Einblicke ins Private: Plößl gab sich als Freund eines guten Buches und einer gediegenen Schafkopfrunde zu erkennen, Heilinglechner als Gebieter über "40 Stück Milchvieh" und als Chef der Weidacher Feuerwehr, Meixner betonte, er finde Entspannung bei Musik, Natur "und wunderbaren Menschen". Seine Devise: "Fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen." Inhaltlich bildeten sich im Lauf des Abends einige Hauptthemen heraus, zu denen sich der Moderation entsprechend aber nicht immer alle Kandidaten äußerten.

Ratsbegehren zum Archivbau

Dazu sagte Meixner, er begrüße grundsätzlich den Aufruf an die Bürger, über das Projekt selbst zu entscheiden. Denn hier habe es viel Verunsicherung gegeben. Er hadere aber mit den Hintergründen, die dazu geführt hätten. Es sei "die letzte Ausfahrt in einer verfahrenen Situation", und er habe den Eindruck, dass dabei "mit überhöhter Geschwindigkeit gefahren wurde". Es sei letztlich "ein Schlupfloch in der Mauer".

Peter Plößl musste sich in der CSU erst gegen seinen parteiinternen Rivalen Richard Kugler durchsetzen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Beleuchtung der Marktstraße

Dass für die umstrittenen, nostalgischen Leuchtkörper 400 000 Euro ausgegeben werden sollen, sehe er noch nicht, sagte Heilinglechner. Vielleicht könne man wenigstens die Sockel belassen und nur die Laternen austauschen. Die bisherigen hätten ihm aber "immer gut gefallen".

Stadtentwicklung, Parkplätze

Dazu sagte Plößl, die Entwicklung der Stadt lasse sich betrachten "wie ein Uhrwerk, in dem viele Rädchen ineinander greifen, sonst geht die Uhr nach." Ganz wichtig in diesem Räderwerk seien die Parkplätze, die "meist gerade dann belegt sind, wenn man sie braucht". In dem Zusammenhang empfahl Plößl eine Verbesserung des Stadtbus-Systems. Wenn das attraktiver werde, seien viele Wolfratshauser nicht mehr auf das Auto angewiesen.

Meixner äußerte dazu, neue Parkplätze allein würden die Innenstadt nicht beleben. Er plädiere dafür, vor solchen Entscheidungen erst einmal die Belegungszahlen des Parkleitsystems "präzise auszuwerten". Danach gelte es, alle Möglichkeiten einer Parkplatzverlagerung zu überprüfen, dann erst könne man sagen, "was wir wirklich brauchen". Heilinglechner plädierte dafür, möglichst viele Grünflächen zu erhalten, aber vor allem am Bahnhof mehr Stellflächen zu schaffen. Leider könne man "die Häuser nicht einfach wegrücken".

Nach sechs Jahren mit einem BVW-Bürgermeister will Fritz Meixner das Wolfratshauser Rathaus für die SPD zurückerobern. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Verkehr, Umgehungsstraße

Meixner sieht für eine Umgehung "strukturell keine Lösungsvariante", eine Trasse durch das FFH-Gebiet an der Isar könne er sich nicht vorstellen. Wolfratshausen könne seine Verkehrsprobleme nicht allein lösen, deshalb müsse man beispielsweise im Kontext mit der S7 "in eine neue Phase der Zusammenarbeit mit Geretsried eintreten". Plößl verwies auf "eine Trasse mit positiver Bewertung", nämlich die Farchet-Trasse. Die Kosten dafür aber seien immens. Diskutieren könne man auch über eine von der UWW vorgelegte Variante. Technisch habe sich in den vergangenen 13 Jahren viel getan, da sei heute womöglich vieles anders zu bewerten als früher. Für Heilinglechner ist bei der Umgehungsdebatte "der Zug abgefahren". Denkbar wäre allenfalls eine Lösung, "die nur am FFH-Gebiet entlangkratzt". Heilinglechner warnte aber vor "Luftschlössern".

Fragerunde

Die Fragemöglichkeit für das Publikum nutzte unter anderem Wolfgang Saal aus Waldram: Ob die Kandidaten bereit seien, bei der Loisachufer-Gestaltung "auf den Reset-Knopf zu drücken" und ihr Abstimmungsverhalten beim Bürgerentscheid preiszugeben? Plößl sagte dazu, die CSU sei immer dafür gewesen, für das Archiv "etwas zu mieten oder zu pachten". Daraus könne man vielleicht schließen, wie er abstimmen werde. Heilinglechner bekannte, er werde "für die Variante am Loisachufer stimmen", dafür spreche die Nähe zu Heimatmuseum und Rathaus. Nach 46 Jahren müsse man am Loisachufer endlich etwas voranbringen. Und das Archiv "wäre ein Startschuss". Dem widersprach Meixner. Das Projekt sei "noch nicht entscheidungsreif", erst müssten alle anderen Varianten geprüft werden wie das ehemalige Polizeigebäude, das mit dem Wegzug der Waldorfschule frei wird.

Weitere Themen waren die Schuldenentwicklung, die Krippen und der Schwerlastverkehr auf der Schießstättstraße - Heilinglechner plädierte hier dafür, die Marienbrücke für Laster über zehn Tonnen zu sperren, dann sei "das Problem erledigt." Kerstin Arndt erkundigte sich nach den Plänen für die Hugo-Passage im ehemaligen Isar-Kaufhaus. Heilinglechner sprach von einem "Dorf- oder Stadtladen" für die Nahversorgung, Plößl stellte fest, dass man der Eigentümerin keine Vorschriften machen könne, Meixner wünschte sich ein "charmantes Nahversorgungskonzept, eventuell mit Hol- und Bringdienst für Behinderte". Vergleichsweise emotional diskutiert wurde das Thema Nachverdichtung. Für Heilinglechner "braucht Wolfratshausen nicht größer zu werden". Verdichtung könne man aber nicht verbieten. Ebenso sah es Plößl. Meixner will die bauliche Verdichtung "eingebettet sehen in einen Leitbildprozess".

© SZ vom 15.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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