Wolfratshausen:Der Bergwaldhang rutscht weiter ab

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Gefährliche Steillage: Vom Plateau am Golfplatz strömen immer wieder große Wassermengen den Hang über dem ehemaligen Wasserspeicher herunter. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Wolfratshauser Bauausschuss stemmt sich mehrheitlich gegen eine knapp 500 000 Euro teure Stabilisierung des Geländes oberhalb des ehemaligen Wasserspeichers - allerdings soll das letzte Wort damit nicht gesprochen sein.

Von Konstantin Kaip, Wolfratshausen

Der Bergwald über der Altstadt gehört zu den charakteristischen Merkmalen Wolfratshausens. Trotz der Bäume, die ihm mit ihren Wurzeln Halt geben, rutscht der Hang jedoch mancherorts gefährlich ab. Seit geraumer Zeit blickt die Stadtverwaltung vor allem auf einen Abschnitt an der Bergwaldbühne, wo in den vergangenen Jahren Regenwasser einen steilen Hang bedrohlich ausgewaschen hat. Das Wasser fließt vom Golfplatz am Bergkramerhof hinunter und reißt Geröll mit sich. Der Stadtrat hat daher beschlossen, einerseits das Niederschlagswasser, das sich oberhalb der kiesigen Kante sammelt, über ein Rückhaltebecken in den Rauschergraben einzuleiten. Andererseits wurde ein Spezialist mit umfangreichen Planungen zur Hangsanierung beauftragt.

Am Mittwoch sollte nun der Bauausschuss die Stabilisierung des Geländes oberhalb des ehemaligen Wasserspeichers beschließen, die Planer Josef Wehbe erarbeitet hatte. Um den Steilhang mit Stützwänden aus Spritzbeton und Erdnägeln zu sichern - die Varianten, die auch ein Gutachten der Technischen Universität München empfohlen hat - veranschlagt Wehbe in einer Kostenschätzung etwa 491 000 Euro. Den Betrag hatte der Stadtrat bereits im Haushalt 2015 eingeplant. Doch auch in diesem Jahr wird er nicht mehr zu Buche schlagen. Denn das Gremium stimmte mehrheitlich dagegen, den Auftrag zu vergeben. Stattdessen soll nun erst einmal das Regenwasser vom Hang abgeleitet werden. Die Maßnahme ist bereits vom Stadtrat genehmigt, allerdings steht die wasserrechtliche Erlaubnis noch aus.

Es sei "wesentlich, möglichst schnell die Ableitung des Wassers vom Golfplatz sicherzustellen", sagte Alfred Fraas (CSU). Danach müsse man die Erosion am Hang ein paar Monate lang beobachten. "Erst dann können wir darüber reden, welche größeren Hangsicherungen man ergreift." Hans Schmidt (Grüne) stimmte ihm zu. So müsse man möglichst sofort das Wasser vom Hang ableiten. Die Entwässerung des Golfplatzes sei "eine Altlast und bis jetzt wohl nicht sauber gemacht" worden. Auch die Buchen, die gefährlich an der Hangkante wachsen, müssten rasch entfernt werden, sagte Schmidt. Für die Stabilisierung des Hanges selbst aber bestehe "kein so dringender Handlungsbedarf, dass wir da eine halbe Million verbuddeln müssen."

Dass zuerst das Regenrückhaltebecken mit Ableitung in den Rauschergraben errichtet werden muss, war dann auch Konsens im Gremium. "Vorher würde ich unten gar nichts machen", sagte auch Planer Wehbe. Allerdings plädierten Josef Praller und Ulrike Krischke (BVW) dafür, die Hangsanierung, die dann ohnehin sukzessive erfolgen müsse, gleich in Auftrag zu geben. Und Bürgermeister Klaus Heilinglechner (auch BVW) erinnerte an seine Verantwortung für die Sicherung des Hanges: Wenn etwas passiere, sagte er, "stehe ich mit einem Fuß im Gefängnis".

Am Ende aber wurde der Auftrag für die Hangsanierung mit sechs zu vier Stimmen abgelehnt. Heilinglechner, Praller, Krischke und Peter Ley (alle BVW) stimmten dafür. Fraas machte klar, dass die Entscheidung nur verschoben werde. Er will beantragen, dass sie spätestens im Februar wieder auf die Tagesordnung kommt.

Kritik gab es wegen der noch immer fehlenden wasserrechtlichen Erlaubnis. Cornelia Breiter, die im Landratsamt dafür zuständig ist, verweist darauf, dass das Wasserwirtschaftsamt Weilheim (WWA) im November Unterlagen nachgefordert habe. Man habe die Stadt aufgefordert, diese nachzureichen. Es müssten noch "hydrologische Fragen" zwischen WWA und dem beauftragten Büro Aquaplan geklärt werden, erklärt dazu Wolfgang Mucha vom Wolfratshauser Bauamt. "Wir gehen aber davon aus, dass wir bald anfangen können."

© SZ vom 08.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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