Wolfratshausen:Buskonzept ohne Passagiere

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Manfred Menke (SPD) bei der Präsentation der Ergebnisse der Wolfratshauser Stadtbus-Umfrage. (Foto: Pöstges)

Nur 2,6 Prozent von 13 000 Befragten antworten der Wolfratshauser Stadtbus-Initiative. Auf der Versammlung werden neue Ideen entworfen

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Nur rund 20 Wolfratshauser haben die öffentliche Informationsveranstaltung zur Stadtbus-Umfrage besucht. Darüber und über die geringe Beteiligung an der Umfrage zeigten sich die Mitglieder der Arbeitsgruppe Stadtbus am Montagabend in der Aula der Hammerschmiedschule enttäuscht. Die meisten nutzen den Stadtbus, um zum S-Bahnhof zu kommen, zweithäufigstes Ziel ist der Markt. Die Umfrageteilnehmer wünschen sich einen dichteren Takt und auf die S-Bahn abgestimmte Ankunfts- und Abfahrtszeiten.

Die interfraktionelle Arbeitsgruppe hatte 10 000 Fragebögen dem städtischen Informationsblatt "Wolfratshausen aktuell" hinzugefügt. Weitere 3000 Fragebögen lagen in Geschäften aus. 343 von diesen kamen ausgefüllt zurück. Die Rücklaufquote liege damit bei 2,6 Prozent, sagte Arbeitsgruppenmitglied Alfred Fraas (CSU). Die Ergebnisse sollen in die Neuausschreibung der Stadtbuslinien miteinfließen, über welche der Stadtrat im April endgültig entscheiden muss.

31 Prozent der Antwortenden wollen die beiden bisherigen Linien im 60-Minuten-Takt beibehalten. Weitere 31 Prozent sind für einen dichteren Halbstunden-Takt. 25 Prozent sprachen sich für einen Rundkurs im 20-Minuten-Takt aus, der in einer großen Schleife durch Waldram und Farchet führen soll. Laut Fraas nutzten mit 23 Prozent relativ viele den bisherigen Stadtbus zwischen 9 und 12 Uhr. 78 Prozent der über 60-Jährigen führen zum Einkaufen beziehungsweise zu Behörden mit dem Bus. Für 37 Prozent fährt der bisherige Stadtbus im Stundentakt zu selten. Die wichtigsten Ziele sind mit 58 Prozent der S-Bahnhof und die Altstadt mit 27 Prozent.

Die Arbeitsgruppe hat die Rundkurs- Variante entwickelt, welche die Kanalbrücke miteinbezieht und auch am Poign beim Awo-Heim halten soll. Darin hätten sie alle Haltestellen der bisherigen Linien außer der Schlesierstraße integriert, sagt Arbeitsgruppen-Mitglied Hans Schmidt (Grüne). Beim 20-Minuten-Takt führen zwei Busse den Rundkurs, jeweils im und gegen den Uhrzeigersinn. Holunderstraße und Birkenweg sowie die Schießstättstraße würden alternierend angefahren.

Der Rundkurs koste die Stadt weniger als die bisherigen Linien, sagte Schmidt. 172 000 Euro fielen im 40-Minuten-Takt und 330 000 Euro im 20-Minuten-Takt an. Der bisherige Stadtbus koste im Stundentakt 190 000 Euro und im Halbstundentakt 440 000 Euro. Laut Schmidt müssten die Einnahmen gegengerechnet werden, die derzeit bei 80 000 Euro lägen.

Der Plan der Arbeitsgruppe sieht vor, die Kanalbrücke zwischen Farchet und Waldram für Busse zu öffnen. Auf einer Seite soll eine Busspur mit Sperrgitter und fernbedienter Schrankenanlage eingerichtet werden. Das soll verhindern, dass Fußgänger und Radfahrer hineingeraten. Für diese soll die Brücke etwas verbreitert werden, um einen vier Meter breiten Fuß- und Radweg zu schaffen.

Er sorge sich, sollte die Brücke geöffnet werden, sagte ein Anwohner der Kanalstraße. Er habe ein kleines Kind. Die Busse führen direkt an seinem Haus vorbei, sagte er. Eine Waldramerin forderte, daran zu denken, die Brücke irgendwann auch für Autos zu öffnen. Denn die Bebauung werde in Waldram immer dichter, sagte sie. Einige Zuhörer bemängelten, dass der Stadtteil Weidach nicht miteinbezogen sei. Die großen Busse kämen unter der Brücke in Weidach nicht durch, sagte Fraas. Deshalb schlügen sie eine Anruflinienlösung vor, die nicht Teil der Ausschreibung sei. Peter Plößl (CSU) zeigte sich enttäuscht über die geringe Resonanz der Umfrage. Mit der S-Bahn-Verlängerung bis Geretsried würden die bisherigen Busverbindungen zwischen Wolfratshausen und Geretsried ausgedünnt. Der Stadtbus werde wichtiger werden, sagte er.

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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