Wolfratshausen:Am Golfplatz bleibt alles offen

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Die Schächte des untergründigen Rohrnetzes sind nach unten offen. (Foto: Pöstges)

Die Stadt Wolfratshausen verlangt eine Abdichtung des Rohrnetzes am Bergkramerhof, das Landratsamt sieht keinen Grund zur Eile

Von Matthias Köpf, Wolfratshausen

Im Dauerstreit über die Verhältnisse im Wolfratshauser Wasserschutzgebiet am Golfplatz Bergkramerhof verlangen die Stadt und ihre Stadtwerke nun in aller Form Maßnahmen vom Landratsamt. Demnach soll die Tölzer Kreisbehörde endlich dafür sorgen, dass das Rohrnetz im Boden des Golfplatzes und seine bisher nach unten offenen Schächte abgedichtet werden und dieses gesamte Drainagesystem nicht mehr innerhalb des Wasserschutzgebiets in den offenen Teufelsgraben hinunter zur Loisach mündet. Zuvor soll es neue Proben aus dem Boden unter den Schächten geben. Vor allem in diesen Schächten sind seit Anfang 2013 immer wieder Keime und Spuren von Pflanzenschutzmitteln gefunden worden, die im Wasserschutzgebiet verboten sind.

Die Stadträte haben ihre Forderungen vor einigen Wochen hinter verschlossenen Türen im Bauausschuss, im Stadtrat und im Verwaltungsrat der Stadtwerke formuliert. Inzwischen ist das entsprechende Schreiben der Stadtwerke im Landratsamt eingegangen. Die Kreisbehörde und das Wasserwirtschaftsamt Weilheim sehen sich allerdings nicht zum schnellen Handeln veranlasst. Demnächst werde das seit langem geforderte Gesamtkonzept für die Entwässerung der Golfanlage vorliegen und dann im allerbesten Fall noch in diesem Herbst umgesetzt. Teil dessen werde wohl ohnehin sein, die Rohre und Schächte abzudichten, heißt es aus dem Landratsamt. Mehr könne man über den Inhalt des erwarteten Konzepts noch nicht sagen.

Ein solches Konzept verlangt das Landratsamt von Grundeigentümer Helmut Danhuber jedoch schon seit mehr als zwei Jahren. Gegen einen entsprechenden Bescheid vom April 2013 hatte Danhuber vor dem Verwaltungsgericht München geklagt, die Klage aber nach zweistündiger Verhandlung zurückgezogen. Das Gericht hatte ihn bei dieser Gelegenheit dazu verpflichtet, die umstrittenen Pläne bis Ende Juli vergangenen Jahres vorzulegen.

Die Wolfratshauser Stadträte wollen auf all das nun nicht mehr länger warten. Nach einem nicht öffentlichen Ortstermin des Bauausschusses im Juli verlangen sie jetzt Vorkehrungen, damit nicht doch irgendwann Keime oder Pflanzenschutzmittel vom Golfplatz ins mehr als 70 Meter unter der Oberfläche dahinströmende Grundwasser einsickern. Allen Wasserproben zufolge ist das bisher nicht geschehen.

Im Rathaus hatte man sich im Zuge der Affäre an einen 1993 mit Danhuber vereinbarten Grundbucheintrag erinnert, wonach nicht nur im Wasserschutzgebiet, sondern auf weiten Teilen des gesamten Golfplatzes überhaupt keine Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden dürfen. Dieses Verbot hätte damals Teil der Genehmigung für die Golfanlage werden sollen, fiel im Landratsamt aber unter den Tisch. Nach damaliger Auffassung hätte ein solches Komplettverbot die Pflege und den Betrieb eines Golfplatzes praktisch unmöglich gemacht. Der heutige Pächter Josef Hingerl hat die Anlage erst 2007 übernommen und nach eigenen Angaben bis vor einem Jahr nichts von dem Grundbucheintrag gewusst. Seinen Versuch, sich vor Gericht eine Ausnahmegenehmigung für bestimmte Präparate im Schutzgebiet zu erklagen, hat er daraufhin aufgegeben und setzt nun notgedrungen auf ein innovatives biologisches Pflegekonzept mit Algendünger und Pilzbekämpfung per UV-Licht.

Doch auch dieses Bio-Konzept bedarf aus Sicht der Behörden einer Genehmigung. Das Wasserwirtschaftsamt Weilheim hat es längst für gut befunden, doch Gesundheitsamtsleiter Franz Hartmann, der eine Golfanlage und ein Wasserschutzgebiet für grundsätzlich unvereinbar hält, lehnt auch Hingerls Öko-Konzept als unzureichend ab. In dieser Situation soll die Regierung von Oberbayern entscheiden, was sie aber seit vielen Monaten nicht getan hat. Das Landratsamt geht nach eigenen Angaben davon aus, dass Hingerl auf seiner gesamten Anlage so lange überhaupt nichts spritzt. Dieser setzt nach mehrmaligen eigenen Aussagen schon seit 2014 die Bio-Präparate ein. Im Wasserschutzgebiet verzichte er aber schon seit 2012 auf jegliche Spritzmittel.

Während Hingerl die Entscheidung der Regierung von Oberbayern nicht abgewartet hat, harrt der Wolfratshauser Grünen-Stadtrat Hans Schmidt seit vielen Monaten auf eine Antwort: Er hat sich mit mehreren Anfragen und Beschwerden an die Regierung als Rechtsaufsicht des Landrastamts und des Wasserwirtschaftsamts gewandt, ohne bisher eine inhaltliche Antwort zu erhalten.

© SZ vom 22.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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