Wolfratshausen:Am Boden zerstört

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Unbekannte haben den größten Hingucker der Kunstmeile - das "Oktaeder" - an der Floßlände umgestoßen. Der Künstler und die Organisatoren sind fassungslos.

Von Hannah Fischer und Stephanie Schwaderer, Wolfratshausen

Die Kunstmeile Wolfratshausen hat noch nicht angefangen, und schon ist der größte Hingucker zerstört: Unbekannte haben in der Nacht zum Dienstag das vier Meter hohe "Oktaeder" des Lenggriesers Josef Öttl an der Alten Floßlände zerlegt. Drei der acht hölzernen Ringe gingen nach Angaben der Polizei zu Bruch, zwei konnten aus der Loisach gefischt werden. Der Schaden beträgt 7500 Euro - wer für ihn aufkommt, ist bislang unklar.

Fassungslos zeigt sich Hans-Werner Kuhlmann, der Erfinder und Organisator der Kunstmeile: "Das ist nicht nur zum Heulen", sagt er. "Das ist zum Kotzen, ich bin stinksauer!" Seit er die malträtierte Skulptur gesehen habe, schwanke er "zwischen tiefer Resignation und Aggression". Seine Vermutung: "Das sind Leute, die sich selber nicht ausstehen können und deshalb alles, was schön ist, kaputt machen."

In der Nacht auf Dienstag zerstörten Unbekannte das vier Meter hohe Werk. Ringe gingen zu Bruch, Teile wurden aus der Loisach gefischt.

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(Foto: Hartmut Pöstges)

Am Montagabend stand das "Oktaeder" noch ganz filigran aufgetürmt am Ufer der Loisach.

Auch der Künstler Josef Öttl ist geschockt. "Am Anfang dachte ich, es sei meine eigene Schuld gewesen", sagt er. Da das Kunstwerk noch nicht vollständig aufgebaut und befestigt gewesen sei, habe er befürchtet, das "Oktaeder" sei von alleine zusammengebrochen. Im Boden waren die Holzringe aber schon provisorisch verankert. Als Mitarbeiter des Bauhofs die zwei Holzteile aus der Loisach fischten, sei für ihn jedoch klar gewesen, dass Fremdeinwirkung im Spiel gewesen sein muss.

Mehr als 200 Stunden Arbeit hatte der Künstler und Schreiner seit Januar in den Bau der Skulptur gesteckt. Entsprechend groß ist seine Enttäuschung. Verhindern lasse sich so etwas wohl nicht, sagt er. "Wenn es bei 18 000 Einwohnern nur eine Handvoll Deppen gibt, dann kann so etwas immer passieren."

Aufgeben kommt für Öttl nicht in Frage. Das "Oktaeder" soll vielmehr in seinem jetzigen Zustand an Ort und Stelle bleiben. Dazu wird es eine Hinweistafel mit dem Bild des intakten Kunstwerks geben - Öttl hatte es am Montagabend noch an der Floßlände fotografiert. Ewald Stolze, ein Lichtkünstler, der ebenfalls an der Floßlände ausstellt und dort auch das "Oktaeder" ausleuchten sollte, wird das nun auch mit den Überresten der Skulptur tun. Reparieren lässt sich diese nicht. Wer für die 7500 Euro Schaden aufkommen könnte, ist unklar. "Unsere Versicherung greift erst am 25. September", sagt Kuhlmann. Und damit nicht genug: Vandalismus ist seinen Worten nach vom Versicherungsschutz ausgenommen. Er wolle aber mit der Stadt prüfen, "ob da was geht".

"Da darf man einfach nichts hinstellen", sagt Otto Süßbauer, Bildhauer aus Königsdorf. Ihm wurden in Wolfratshausen bereits vier Kunstwerke zerstört - alle im Bereich der Alten Floßlände. "Der Platz ist schön", sagt er, "aber wenn du da etwas aufbaust, ist es am nächsten Tag kaputt." Das hätte man Öttl sagen müssen.

Diese Kritik will wiederum Kuhlmann nicht so stehen lassen. Seit 2010, als Unbekannte mehrere Skulpturen in die Loisach geworfen hatten, sei dort nichts mehr passiert. Wohl auch deshalb, weil man seither einen Sicherheitsdienst patrouillieren lasse. Mitarbeiter der Bavaria Werkschutz GmbH werden auch heuer wieder im Einsatz sein - von Freitag an. Auch Süßbauer beteiligt sich nach fünf Jahren Pause wieder an der Kunstmeile: In einem geschlossenen Raum in der Loisachpassage.

© SZ vom 23.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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