Von Rock bis Folk:Meister der Akustikgitarre

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Blues Man's Corner gastierte erneut in Wolfratshausen - und lud sich dazu kurzerhand musikalische Unterstützung ein. (Foto: Hartmut Pöstges)

"Blues Man's Corner" und Freunde spielen bis spät nachts im Wolfratshauser Schützenheim

Von Thekla Krausseneck, Wolfratshausen

Michel Amatos Facebook liegt brach - nicht etwa wegen des Datenskandals, wohl aber wegen der USA. Dort hat der Wirt des D'Amatos im Schützenheim seinen Urlaub verbracht, als Diebe seinen Wohnwagen aufbrachen und ihm das Notebook stahlen. Für das Konzert der Blues Man's Corner habe er deshalb kaum Werbung machen können, führte Amato am Freitagabend zur Entschuldigung an - in einer Kneipe, die anders, als man nach so einer Ansprache erwarten würde, derart brechend voll war, dass die meisten Gäste stehen mussten. Die Blues Man's Corner brauchen offensichtlich keine Facebook-Werbung, sie bekommen einen Schuppen auch so mühelos voll.

Neu ist das allerdings nicht. Schon im November 2016 hatten Klaus Nietzel und Christian "Gibson" Wiegerling im kleinen Wolfratshauser Schützenheim an der Geltinger Straße fünf Stunden lang eingeheizt, schon damals unterstützt von lokalen Formationen wie Painted Desert, Punkt Vier und Three of Us, die zum Teil wie die Blues Man's Corner im Rock 'n' Roll und Blues verwurzelt sind. An den Erfolg konnten die Meister der Akustikgitarre bei der Wiederholung nahtlos anknüpfen.

Painted Desert waren auch diesmal mit von der Partie, unterstützt von den Schlagsaitn, der Gmahdn Wiesn, Pink Elephant und Greisinger, die nicht etwa abwechselnd, sondern zusammen mit Nietzel und Wiegerling spielten. Die beiden machten den Anfang mit Klassikern wie "Blue Sued Shoes" von Elvis Presley und "Stayin Alive" von den Bee Gees, die sie jedoch so stark verfremdeten, dass am Ende nur der reine Blues-Man's-Corner-Sound übrig blieb. Begeistern konnten sie damit nicht nur ihre tanzenden Fans, sondern auch den Musiker Willi Sommerwerk von Schlagsaitn: "Das sind zwei Gitarrenverrückte!"

Ergänzend zum Rock 'n' Roll gab es von der Gmahdn Wiesn auch ein Set mit Irish Folk zu hören, maßgeblich inspiriert von The Dubliners. "Leaving Liverpool", "Ferryman" und "Whiskey in the Jar" ließen im D'Amato irische Pubstimmung aufkommen, "Black Velvet Band" ergänzten die Musiker sogar um einen bayerischen Jauchzer. Mit "Botany Bay" verließen Richi Kugler und Rene Brockard den europäischen Kontinent und flog mit den Zeilen "Farewell to old England forever" ans andere Ende der Welt, in die britische Kolonie Australien. Dorthin wurden im 18. Jahrhundert Verurteilte deportiert, darunter auch irische Rebellen.

Die Schlagsaitn-Liedermacher Sommerwerk und Achim Kajerski spielten zur fortgeschrittenen Stunde die bayerische Variante des Folk-Rock, "Singertime am Woichensee" und "Hoaße Nudl" von Georg Ringsgwandl. Danach ging es weiter mit Sabine Gerhager und Max Rauscher von Greisinger und Titeln wie "Bad case of loving" von Robert Palmer und "Hole Hearted" von Extreme.

Bis spät in die Nacht heizten die Musiker so ihren Gästen ein - nicht nur im übertragenen Sinn. Dem immer stickigeren Saal entflohen die Besucher von Zeit zu Zeit auf die Terrasse. Das Wetter spielte mit: Es war der erste fast sommerlich laue Tag des Jahres.

© SZ vom 09.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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