Verkehr:SPD debattiert über Wolfratshauser Umfahrung

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Ortsverein zieht eine positive Bilanz für 2016 und befasst sich auch mit neueren Themen

Von Wolfgang Schäl, Wolfratshausen

Das Jahr neigt sich seinem Ende zu, die Abende sind lang, und so trifft man sich gern, um einander auf die Schulter zu klopfen und zu resümieren, was man in den vergangenen zwölf Monaten geleistet habe. So hält es auch die Wolfratshauser SPD, die ihr jüngstes Treffen in der Flößerei unter der Rubrik "Stadtgespräch" zu einer nahezu zweistündigen Nabelschau nutzte, aber auch ein umstrittenes Dauerthema ansprach: Die seit fünf Jahrzehnten ventilierte Frage, ob man eine Ortsumgehung nun endlich zu den Akten legen oder die Debatte weiterführen sollte.

So steinalt das Thema ist, so sehr beflügelt es doch nach wie vor die Gemüter der Genossen. Fritz Schnaller, der in diesen Tagen den Ersten Bürgermeisters Klaus Heilinglechner vertritt, drang jedenfalls nicht durch mit seiner Meinung, dass es derzeit wichtigere Probleme in Wolfratshausen zu lösen gäbe, beispielsweise die Wohnungsnot. Über die Umfahrung nur zu reden bringe nichts, fand Schnaller, stattdessen müsse man "abklopfen, was man eigentlich will". Das setze wiederum voraus, dass sich jeder Entscheidungsträger profunde informiere über die grundsätzlich möglichen Trassenvarianten. "Das kostet Kraft und Zeit, anders geht es nicht", versuchte Schnaller die nach wie vor vitalen Erwartungen zu dämpfen.

Überzeugen konnte er seine Parteifreunde damit nicht wirklich. Das Thema sei wichtig, hieß es, ihm auszuweichen sei "Feigheit vor dem Feind". Stadträtin Roswitha Bayer warnte allerdings davor, dass alle Varianten, die über die Fluren von Nachbargemeinden, also Icking und Egling, führen würden, von vornherein zum Scheitern verurteilt seien. Das Problem Umgehung müsse "auf Wolfratshauser Fluren gelöst werden". Der Stadtrat könne derzeit nicht mehr tun, als "Experten zu befragen, was möglich ist". Schnaller war sich allerdings gar nicht sicher, ob der Stadtrat überhaupt über die Umgehung diskutieren will. Einer der Genossen insistierte hingegen, die SPD müsse zeigen, "dass sie bereit ist, ein so schwieriges Thema anzugehen". Dass die Umgehung ein absolutes Fernziel ist, war den Versammelten klar. Denn nicht einmal im Bundesverkehrswegeplan bis 2030 sei sie enthalten.

Davon abgesehen herrschte aufgeräumte Stimmung. Die Bilanz für 2016 könne sich sehen lassen, befanden die Stadträte Manfred Menke und Fritz Meixner. Als besonderen Erfolg, in konstruktiver Zusammenarbeit mit den anderen Fraktionen, führte Menke den Ausbau des Stadtbus-Angebotes an. Und die gerettete Nahversorgung durch den Erhalt des Waldramer Supermarkts. Höchst zufrieden ist man über die Versorgung mit Kita-Plätzen, die insbesondere durch den Umbau der Landwirtschaftsschule möglich geworden sei. "Das hat uns gerettet, das war eine der besten Entscheidungen des Stadtrats überhaupt", urteilte Meixner. Auch das Archiv-Problem sei jetzt gelöst. Mit Genugtuung betrachtet die SPD die Entwicklung beim Badehaus-Projekt. Man wolle sich ja nicht mit fremden Federn schmücken, denn das sei in erster Linie ein Erfolg des Badehausvereins, so Meixner. Aber "im Hintergrund" habe auch die SPD dazu beigetragen, "den Gordischen Knoten zu lösen".

Dass gleichwohl große Probleme zu bewältigen sind, ist der SPD bewusst, besonders bezahlbarer Wohnraum müsse geschaffen werden. Als "Ärger der Woche" bezeichnete Beyer deshalb den Bauausschuss-Beschluss, das Projekt an der Blombergstraße aus städtebaulichen Gesichtspunkten zu reduzieren. Bei der herrschenden Wohnungsnot dürfe man nicht der Baugenossenschaft Prügel zwischen die Beine werfen, sekundierte Schnaller, der aber zuversichtlich war, dass sich eine Lösung finden werde. Defizite konstatierte Meixner bei der Schulentwicklung. Die Hammerschmiedschule platze aus allen Nähten, das Problem schiebe die Stadt schon zu lange vor sich her, unter Umständen werde man "teure Zwischenlösungen" mit Containern benötigen. "Nicht gut gelaufen" seien schließlich die Themen Parkraumgestaltung, der "Untermarkt 10" und die Gestaltung des Loisachufers. Meixners Fazit lautete gleichwohl: "Die Stadt ist viel besser als ihr Ruf."

© SZ vom 12.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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