Es wird gerade dunkel, und währen aus der Maibaum-Wachhütte in Hohenschäftlarn Abbas "Dancing Queen" erklingt, wird der Ofen eingeheizt. Drinnen wird gelacht, über die Musik gelästert und sich unterhalten. Etwa 15 Burschen und ein paar Mädchen haben sich, gut eine Woche vor dem 1. Mai, wie jeden Abend getroffen um den Hohenschäftlarner Baum zu bewachen. "Morgen gibt's wieder literweise Kaffee", weiß Benedikt Schuster schon jetzt. Er und drei andere behalten den Baum bis zum nächsten Morgen im Auge.
Von Sonntag bis Donnerstag seien die Wachen wenig besucht, erzählt Maibursche Lukas Venus. "Bei gut besuchten Maiwachen gab es große Partys mit 250 bis 300 Leuten." Besonders beliebt seien die Madlwachen gewesen. "Da kommen alle" grinst er. Außerdem gab es verschiedene Ehrenwachen wie die der Feuerwehr oder die der Mütter oder Väter.
Geschlagen haben die Burschen ihren Baum schon kurz nach Weihnachten. Damals wog er etwa 6,5 Tonnen. Inzwischen hat er deutlich an Gewicht verloren. "Alleine das Hobeln dauert mehrere Wochen", sagt Tobias Schröfel und erklärt damit, warum auf dem Boden vor der Wachhütte eine fünf bis zehn Zentimeter dicke Hobelspähneschicht liegt. Zudem wurde der Stamm entästet, geschepst, also entrindet, geschliffen und bemalt. Weil beim Fällen die Spitze abbrach, musste zusätzlich noch eine Neue angebracht werden. Als Besonderheit gibt es in Schäftlarn seit 1955 den Brauch, dass in die Spitze des Baums eine Röhre mit gesegneten Münzen eingelassen wird. Diese sollen Blitze fern halten. Für den Fall, dass das nicht funktioniert, wurde auch noch ein Blitzableiter angebracht.
Obwohl es schon länger her ist, als manche Burschen alt sind, geben sie nur murrend zu, wann ihnen der Baum zuletzt geklaut wurde. "Die Burschenvereine haben sich untereinander sehr gerne", sagt Schröfel und lacht. Während der Baum noch horizontal liegt und Vorbeikommende mit seinem frischen blauweißen Gewand anleuchtet, erzählen sie lieber, was zur Maifeier alles geplant ist. "Die Feier ist natürlich das Schönste am Maibaumaufstellen und das Ziel, auf das man hinarbeitet", sagt Venus. Bevor der Baum bereit zum Aufstellen sei, müssten nur noch ein paar Linien mit dem Pinsel nachgezogen werden und die Zunftschilder und Kränze befestigt werden.
Aufgestellt wird der Baum schon an diesem Samstag, 25. April mit einem Kran. "Weniger Manneskraft als MAN-Krankraft" scherzt Schröfel. Um den Maibaum herum stünden Häuser. Darum sei es zu gefährlich, ihn von Hand aufzustellen, erklärt er. Die Maifeier dauert in Schäftlarn über mehrere Tage. Sie beginnt am Mittwoch, 29. April, um 19.30 Uhr mit dem Bieranstich, begleitet von der Seehofmusik. Am Kabarettabend am Tag darauf unterhalten Wolfgang Krebs & die Bayrischen Löwen von 20 Uhr im Festzelt am Niederried. Am Freitag, 1. Mai, ziehen die Burschen frühmorgens los, um mit einer Kapelle die Ehrenpaare zu wecken.
Dazu zählen beispielsweise die Vorstände und der Baumspender. Um 9.30 Uhr beginnt die Maifeier mit einem Festgottesdienst an der Selcher Wiese (Schorner Straße), anschließend gibt es einen Kirchenzug in das Festzelt zum Frühschoppen. Um 13 Uhr kommen alle Namen der Burschen in einen Topf und die Madln losen sich ihren Tanzpartner für den Tanz um den Maibaum. Insgesamt nehmen 41 Paare an dem Tanz teil. Zum Üben gab es seit Beginn der Maibaumwache am Faschingsdienstag Tanzproben.
Im Anschluss an den Tanz um den Baum spielt Unterhaltungsmusik und die Blaskapelle Hohenschäftlarn im Festzelt. Von 19 Uhr an findet dort das Abdanken statt. Dabei werden Anekdoten aus der Wachzeit erzählt. Die Feier klingt mit der Band Woidrand Echo aus. Zum Abschuss der Feierlichkeiten gibt es am Samstag, 2. Mai, von 20 Uhr an eine Rocknacht mit der Band 7 Promille.