Tourismus:Zurück auf Los

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Bad Tölz ist beliebt, doch viele Übernachtungsmöglichkeiten bietet die Stadt noch immer nicht. (Foto: Manfred Neubauer)

Bad Tölz hätte gerne ein großes Hotel, doch es fehlt der Investor. Die Zusammenarbeit mit der Bauträgerfirma Arcus scheint so gut wie beendet zu sein. Damit liegt die "Neue Tölzer Hotelkultur" in der Kurstadt erst einmal auf Eis

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Im Gesellschaftsspiel "Monopoly" gibt es ein Feld, das den Spieler dort hinschickt, wo er hergekommen ist. "Gehe zurück auf Los" - das könnte für Bad Tölz auch über dem Jahr 2017 stehen, wenn es um das Hotelprojekt an der Arzbacher Straße geht, das zusammen mit dem geplanten Spa "Natura Tölz" den Kern der "Neuen Tölzer Hotelkultur" bildet. Nach all ihren hochfliegenden Plänen ist die Kurstadt nach gut sechs Jahren fast zentimetergenau wieder am Ausgangspunkt gelandet: Sie hätte gerne eine großes Hotel, braucht allerdings einen Investor. Die Zusammenarbeit mit der Bauträgerfirma Arcus aus Innsbruck scheint so gut wie beendet zu sein, ein Nachfolger ist nicht in Sicht.

Die ersten Risse waren schon zu Jahresbeginn sichtbar geworden. Die Pläne von Arcus mit einem kleinen Stadtquartier aus zwei Vier- und Drei-Sterne-Häusern, einem großen Konferenzgebäude, kleinen Shops, einem Sportstudio und Wohnhäusern mit Service-Apartments schnurrten ganz gehörig zusammen: Übrig blieben nur großes Hotel, ein vierstöckiges Sportstudio und fünf Wohnblocks zur Querfinanzierung. Bürgermeister Josef Janker (CSU) zeigt sich ob der abgespeckten Version im Januar nicht enttäuscht: Sie entsprächen dem Masterplan, meinte er - wobei er sich nicht auf die ursprünglichen Arcus-Pläne, sondern auf die Hochglanzbroschüre für das Hotelkonzept von 2011 berief. Als Arcus und die Mainzer Hotelconsulting-Firma Feuring die neue Variante im Februar im Kurhaus präsentierten, sagte Janker, man sei auf dem richtigen Weg. Mehr noch: "Ich bin begeistert von der Planung."

Andere waren das nicht. Anwohner der Arzbacher Straße sammelten 2209 gültige Unterschriften gegen das Hotelprojekt. Sie kritisierten die Wohnhäuser zur Querfinanzierung, vor allem aber auch, dass der Gabriel-von Seidl-Weg dem Bauvorhaben auf dem Areal weichen müsse. Weil dies eine falsche Tatsachenbehauptung sei, lehnte der Stadtrat das Bürgerbegehren im Juni ab - wogegen die Bürgerinitiative dann vor das Verwaltungsgericht München zog. Allerdings wurde in dieser Ratssitzung erstmals deutlich, dass sich die Stadt und die Firma Arcus nicht mehr auf einer Wellenlänge befinden. Die Vorstellungen beider Seiten seien "noch nicht kompatibel", drückte sich Kämmerer Hermann Forster vorsichtig aus. Bürgermeister Janker sprach von einer "Denkpause".

Im restlichen Halbjahr drifteten Kommune und Investor noch weiter auseinander. Die Firma Arcus reichte Janker zufolge zwar überarbeitete Pläne ein, doch die seien noch schlechter gewesen als die vorhandenen. Danach herrschte Funkstille. Bis zum 24. Oktober: In nicht-öffentlicher Sitzung beschloss der Stadtrat, die Zusammenarbeit mit der Feuring GmbH zu beenden. Und was ist mit dem Investor? Auch mit Arcus bewegt sich mittlerweile nichts mehr, wie Janker im Dezember einräumte. "Aktuell stehen wir ohne Investor da."

Mit dem Spa "Natura Tölz" - dem zweiten Großprojekt im Zuge der Neuen Hotelkultur - ist die Stadt in diesem Jahr auch keinen Schritt weitergekommen. Das hängt vor allem daran, dass sie das eigene Wellnessbad an der Bockschützstraße erst bauen kann, wenn das Sportstudio Hirsch von dort wegzieht. Das ist mit seinem Angebot unverzichtbar fürs Gesundheitsprogramm der Stadt und sollte sich neben den neuen Hotels an der Arzbacher Straße ansiedeln. Daraus wurde nun erst mal nichts. Aber auch ohne dieses Problem wäre das Spa derzeit nicht zu bauen. Denn so, wie es architektonisch geplant ist, wäre es nicht wirtschaftlich zu führen. So bleibt Ende 2017 bloß ein Projekt, das tatsächlich realisiert wurde und der Hotelkultur dient: An der Sportjugendherberge wurde die "e-motion-Base" eingeweiht. An der Rückkehr aufs Los-Feld ändert dies aber wenig.

© SZ vom 27.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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