Tollhub :Marktplatz der Vergnüglichkeiten

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Nackte Tatsachen kunterbunt verhüllt. Airbrush-Künstler Thomas Sluzalek hat sich die WM als Motiv erkoren und verschönt Roxanne Geist. (Foto: Manfred Neubauer)

Zum festen Programmpunkt gehört der Kleinkunstmarkt, auf dem nicht nur die Wikinger eine Show bieten

Von Thomas Kubina, Penzberg

Trotz der hohen Temperaturen am frühen Samstagnachmittag war der Penzberger Kirnbergsee mit seiner Liegewiese und den Badegästen nur ein Nebenschauplatz auf dem Gelände bei Gut Hub. Ins Zentrum rückte der Kleinkunstmarkt auf dem Tollhub-Festival mit zahlreichen Ständen und Aktionen. Den Auftakt machte bereits der Kabarettist Andreas Giebel am Freitagabend mit seinem Soloprogramm "Das Rauschen in den Bäumen". "Die Stimmung war super, das Publikum war begeistert", sagte Organisatorin Evi Mummert vom Orga-Team Kleinkunst.

Der Kleinkunstmarkt hat seit 20 Jahren einen festen Platz im Veranstaltungsprogramm: Neben vielen Vereinen, die ihre Arbeit vorstellen, präsentieren sich auch unterschiedliche Kunstausteller mit Handarbeiten. "Seit 20 Jahren bin ich auf dem Tollhub, bei Regen, Hitze, Gewitter und Schnee", sagte Barbara Höcherl, die ihren "Eine-Welt-Laden" präsentiere. Alle Produkte seien, wie sie betonte, unter fairen Bedingungen hergestellt. Auch der Partnerverein des Eine-Welt-Ladens "Māe Luiza" war dabei. Dieser setze sich für den interkulturellen Dialog mit der gleichnamigen brasilianischen Gemeinde ein, sagte Vereinsmitglied Monika Aigner. "Wir wollen junge Leute finden, die beispielsweise an einem Austausprogramm nach Brasilien teilnehmen."

Auf sich aufmerksam machen wollte auch die Junior-Schülerfirma des Gymnasiums Penzberg: Die beiden Schüler Benjamin Rödel und Vera Tonn erzählten über ihr Wirtschaftsprojekt. Mit ihrer Firma "Up-Geholzt" starteten sie vor einem Jahr mit dem Ziel, Müllgegenstände zu Gebrauchsgegenständen umzufunktionieren. Ihre Produkte waren unter anderem Korkuntersetzer aus alten Weinflaschenkorken oder Lesezeichen aus Kleidung.

Für das äußerliche Erscheinungsbild sorgte Ruth Lempertseder: Die aus Kenia stammende Hobbyfriseurin flochte Kindern eine bunte "Rasta-Strähne" ins Haar. "Das macht die Kinder und mich unheimlich glücklich", sagte sie. Zwar mit keinem Haar, aber mit viel Farbe schmückte Thomas Sluzalek den Körper der Besucher. Mit seiner "Airbrush"-Pistole sprühte er einem Aktmodell passend zur WM eine Deutschlandflagge und Fußbälle auf den Körper. "Vor drei Jahren fing ich an, das ist ein Ausgleich zu meiner Arbeit", erzählte er. Über ein breites Angebot an Tattoos konnten sich besonders Kinder freuen.

Wer sich am Samstag auf eine Zeitreise einlassen wollte, war bei den Wikingern vom Lechtal an richtiger Stelle: Für die 13 Wikinger, dessen 46-jähriger Stammeskopf den Wikingertitel "Jarl" trägt, sei dies zwar ein Hobby, aber auch eine verinnerlichte Lebensweise, wie Stammesmitglied Sebastian Gabriel erzählte. Ihre Lebensweise konzentriert sich auf die Zeit von 800 bis 1 000 nach Christus. "Wir sind ein Museum zum Anfassen", sagte er und erklärte, was zu ihrer Ausrüstung gehört: Lederschuhe, "Rushose", Beinwickel aus Wolle, Leinenhemden oder Tuniken und Schürzenkleider für Frauen. Während Stammesmitglied Maxine Reis ihren Holzlöffel schnitzte, fand unweit des Zeltlagers ein Schaukampf mit Schwertern und gepanzerten Rüstungen statt.

Am Abend konnten die Besucher mit Kuastoi Musi im Biergarten auf Gut Hub den Tag ausklingen lassen. Doch wer nicht so lange auf eine abendliche Abkühlung in Biergartenstimmung warten konnte oder wollte, bekam zumindest eine Abkühlung in der Tenne, wo Bauer Sepp seine Märchenbühne eröffnete und die Besucher in die Welt der Fantasie eintauchte. Den Zauber des Tages sieht der junge Niklas Gerike ohnehin im Märchen: "Ich bin ein großer Märchenfan und wollte nur die Aufführung sehen." Am Sonntag klang das Festival mit dem Konzert der Ludwig Seuss-Band aus.

© SZ vom 18.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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