Kandidat für den Tassilo 2018:Sendungsbewusst

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Felix Leipold hat einen Online-Sender gegründet - "ein eigenes Radioformat für Geretsried".

Von Felicitas Amler, Geretsried

Ganze zwölf Jahre war der Junge alt, als er wusste, seine Stadt brauche einfach einen Radiosender. Aber da waren ein paar Fragen zu klären: "Wie gehe ich das an? Was kostet der ganze Spaß?" Felix Leipold, heute 19 Jahre alt, erzählt, wie er sich fünf Jahre lang - neben der Schule, die es auch noch zu bewältigen galt - in diese Materie eingearbeitet habe, bis sein Radio vor gut eineinhalb Jahren aus einem privaten Keller in Geretsried "on air" ging: online. Seitdem arbeiten Leipold und eine mal größere, mal kleinere Schar enthusiastischer junger Leute in ihrer Freizeit am Programm von Batsch!FM. Der Initiator aber hat nicht nur seiner Stadt einen Radiosender geschenkt, sondern auch sich selbst auf den Weg in den Beruf gebracht: Er will Radiojournalist werden. Wenn alles gut läuft, hat er im Mai sein Fachabitur hinter und ein Volontariat vor sich.

Rund um die Uhr gibt es auf Batsch!FM Musik zu hören. Die wird zwar automatisch eingespielt, dennoch sei es "eine Heidenarbeit", sagt der Programmmacher, die Musik zu planen. "Es ist wichtig, dass wir uns abheben." Das Richtige sei ein Mix ausneuen und älteren Titel, etwa aus den Achtzigern, aber auch hier nicht nur, was die Großen senden, und "eine kleine Portion Classic Rock". Dazu gibt es Nachrichten und Hintergründiges aus der Stadt und dem Landkreis. Der Sender meldet, wenn die Stadtbücherei einen Gaming-Room eröffnet oder wenn der Bürgermeister Opfern eines Hausbrands Soforthilfe zusagt, beteiligt sich aktiv am bundesweiten Vorlesetag und interviewt Konstantin Wecker, wenn der während des Kulturherbsts in der Stadt auftritt. "Das Programm ist schlicht und kompakt, und wir sind nah an den Leuten." Das Publikum könne mitgestalten, erklärt Leipold. Es erfährt zum Beispiel via Facebook, wenn Batsch!FM in Tölz beim Konzert von The Heimatdamisch und DJ Ötzi ist: "Am Sonntag folgt dann ein Interview, bei dem wir hoffen, den DJ aus den Bergen zu erwischen, um ihm eure Fragen zu stellen! Schreibt uns einfach in die Kommentare, was ihr schon immer mal wissen wolltet! Wir freuen uns auf eure Ideen!"

Felix Leipold ist ein ungewöhnlich ambitionierter junger Mann. Er drängte geradezu in den Geretsrieder Jugendrat, als der vor drei Jahren zum ersten Mal gewählt wurde. Man hat den Eindruck: Wenn er etwas will, setzt er es eben durch. Den Wunsch, Radio zu machen, habe er schon gehabt, "als ich ganz klein war", sagt er. Die Bekanntschaft mit einem professionellen Privatradio-Moderator half dabei, ihn zu verwirklichen: "Ich habe ihm Löcher in den Bauch gefragt." Und letztlich sei er auch wegen seiner Radio-Ambitionen von der Mittelschule auf die Fachoberschule gestrebt.

Am Anfang seien sie zehn, zwölf Leute gewesen, noch kein Verein ("Einfach nur wir"), erzählt Leipold, und gesendet wurde nur 15 Stunden pro Woche. "Damals wussten wir nicht, dass das so ernst wird." Nach und nach änderte sich die Struktur: Erst wurde Batsch!FM ein eigener Verein, inzwischen ist der Sender Teil des Bürgernetzes Isar-Loisach, eines gemeinnützigen Vereins zum "nutzbringenden Umgang mit dem Medium Internet". Für den kleinen Sender ist das hinsichtlich Verwaltung und Finanzierung eine erhebliche Erleichterung: "Aber wir haben unsere Entscheidungsfreiheit", betont Leipold.

Sorge macht dem Initiator nur eins: Das Team sei inzwischen auf sechs Leute geschrumpft, und wenn die einen in den Beruf, die anderen ins Studium gingen, könnten sie wohl nicht mehr ehrenamtlich Programm machen: "Wir wünschen uns Nachwuchs." Schließlich wollte er mit seinem Radio "etwas begründen, was lange anhält", sagt Leipold: "Ein eigenes Radioformat für Geretsried."

Leserinnen und Leser der SZ haben bis Ende Februar die Gelegenheit, Personen und Gruppen vorzuschlagen, die in ihrem Landkreis oder Stadtviertel künstlerisch wirken oder in der Kulturarbeit aktiv sind. Das Spektrum kann vom Kirchenchor über Kammermusiker bis zur Rockband reichen, vom Volksmusikanten bis zum Videokünstler, Filmemacher oder Veranstalter. Vorschläge können per E-Mail unter tassilo@sueddeutsche.de oder per Post an die SZ Bad Tölz-Wolfratshausen, Untermarkt 2, 82515 Wolfratshausen, geschickt werden. Einsendeschluss ist Mittwoch, 28. Februar.

© SZ vom 10.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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