Hunger, Verfolgung, Kriege und Flucht: Die Krisenherde nehmen weltweit zu, und die Appelle an das Miteinander sind lauter denn je. Doch Menschen, die nicht mehr wissen, wie es weitergehen soll, gibt es auch im Landkreis, oft sogar in der unmittelbaren Nachbarschaft, und sie dürfen ob der globalen Herausforderungen nicht vergessen werden. Ihnen gilt die jährliche Aktion "Adventskalender" der Süddeutschen Zeitung. Jeder Beitrag hilft, so manche Not vor Ort ganz konkret zu lindern. Und es setzt zugleich ein Zeichen der Hoffnung und des Miteinanders, wenn Mitmenschen nicht nur den Blick für das Wohlergehen ihrer Nächsten schärfen, sondern auch bereit sind, etwas abzugeben, um zu helfen.
Leser der Süddeutschen Zeitung spendeten Jahr deshalb in der abgelaufenen Saison insgesamt rund 5,9 Millionen Euro für die Aktion "Adventskalender". Davon flossen 534 000 Euro in die Landkreise und mehr als 93 000 Euro konnten im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen vergeben werden. Konkret gingen insgesamt 30 500 Euro an einzelne Personen, soziale Verbände, Organisationen und Einrichtungen wurden mit mehr als 62 800 Euro unterstützt.
"Ein Traum" sei damit für die Lebenshilfe in Erfüllung gegangen, sagt Susanne Götzler. Denn speziell für die Von-Rothmund-Schule, das Förderzentrum der Lebenshilfe für geistige Entwicklung, konnten dank der Spenden von SZ-Lesern sechs neue Klassenräume mit Flachbildschirmen, Lightboxen und Therapiemitteln im Wert von 15 000 Euro ausgestattet werden.
Derzeit werden an der Von-Rothmund-Schule mehr als 100 geistig und mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche vom Kleinkindalter bis zum jungen Erwachsenen unterrichtet. Sie alle sind mehr oder weniger stark in ihrer Sinneswahrnehmung eingeschränkt und brauchen entsprechende Unterstützung. Insbesondere aber Fördermaterial wird nicht über den Schulaufwand bezahlt, sondern muss von der Lebenshilfe selbst finanziert werden. Da das alte Schulhaus aus brandschutztechnischen Gründen nicht mehr genutzt werden durfte, stand zudem im vergangenen Jahr der Neubau an, dessen sechs neue Klassenzimmer dank der Spenden nun bedarfsgerecht eingerichtet sind. Mit den großen Flachbildschirmen können die Kinder visuell angesprochen werden. Die sogenannten Lightboxen sind spezielle Arbeitsgeräte mit besonderer Lichtstärke, auf die Arbeitsmaterialien wie beispielsweise durchsichtige, eingefärbte Formen, Farben oder Bilder aufgelegt werden. Durch den starken Kontrast können visuell beeinträchtigte Kinder so trotzdem Formen, Farben, Zahlen oder gar Buchstaben lernen. Sprossenstühle und Schiebeleitern, an denen sich die Kinder hochziehen oder abstützen können, ergänzen die Therapiemittel. Sie lernen dadurch gezielt, verschiedene Muskelpartien anzusprechen und auch die Koordination zu trainieren.
Rentner Heinz D. (Name geändert) meistert sein Leben mit großer Disziplin und geringem Anspruch. Er achtet penibel darauf, trotz seiner geringen Rente keine Schulden zu machen, und baut sich deshalb seine Möbel selbst. Trotzdem reicht es nicht immer für das Nötigste. Dank der Unterstützung der SZ-Leser konnte sich Heinz D. nun Holz anschaffen, um einen Kleiderschrank selbst zu bauen.
Leicht hatte es bislang Volker L. nicht. Nach einer von Gewalt geprägten Kindheit arbeitete er zwar fleißig und hart. Doch mit 49 Jahren spielte plötzlich der Körper nicht mehr mit. Ein Magendurchbruch und Medikamente schlugen ihm so auf die Gesamtverfassung, dass er wochenlang auf der Intensivstation verbrachte und letztlich in Frührente gehen musste. Eine Waschmaschine erleichtert ihm nun den Alltag.
Auch für die Adventskalender-Aktion 2015/2016 liegen bereits erste Anfragen vor. So bittet etwa die Mutter von fünf Kindern, die erst kürzlich ihren Mann verloren hat, um eine Spende. Sie benötigt dringend einen neuen Herd, um die Kinder versorgen zu können.