Starnberger See als Kulisse:Kunst im Schwarzlicht

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Von Sylvia Böhm-Haimerl, Starnberg

Die Bühne ist tiefschwarz, nichts lenkt den Blick ab. Die Augen bekommen lediglich Orientierung durch einen Rahmen aus kleinen Lichtern, die Glühwürmchen gleichen. Ein Bäckerlehrling mit weißer Mütze taucht auf. Er bewegt sich langsam zur Bühnenmitte und jongliert mit Breze, Semmel und Hörnchen. Ganz langsam schwebt die Bäckermütze nach oben, wird ersetzt durch einen Trachtenhut - und der Bäckerlehrling verwandelt sich in Oskar Maria Graf. Der Berger Schriftsteller hatte sich einst darüber beklagt, dass seine Werke nicht den Bücherverbrennungen der Nazis zum Opfer gefallen waren. Das wird auch im Schwarzlichttheater der Heimatbühne Starnberg, "Laterna Obscura" thematisiert. Einzelne Buchstaben tanzen über die Bühne und setzen sich zu Wörtern zusammen. "Verbrennt mich" ist auf der Bühne zu lesen, untermalt von dramatischer Musik und orangeroten Flammen.

Nach zweijähriger Pause trat das Schwarzlichttheater-Ensemble am Wochenende wieder in der Starnberger Schlossberghalle auf. "Reise zur Kunst" heißt das diesjährige Programm, in dem der Starnberger See die Kulisse bildet. Zwei Urlauberinnen machen eine Rundfahrt und begegnen bekannten Persönlichkeiten, die Kunst und Kultur am Starnberger See geprägt haben.

Schwarzes Licht - es sind Stablampen mit ultraviolettem Licht, die weiße und neonfarbene Gegenstände zum Leuchten bringen - verwandelt die Bühne in ein weites Land der Fantasie. Die neun Spielerinnen treten dabei in den Hintergrund. In ihren schwarzen Kostümen sind sie unsichtbar. Ihre Darstellung beschränkt sich alleine auf die Gegenstände, die zum Leuchten gebracht werden. Lediglich die beiden Urlauberinnen (Pauline Winkler und Bernadette Leopold), die auf dem Deck der MS Starnberg sitzen, sind zu sehen. Sie halten die Geschichte zusammen. Eine durchgängige Handlung gibt es nicht, sondern Szenen wie etwa einen Loriot-Sketch, bei dem sich ein Ehepaar darüber streitet, wie lange ein Frühstücksei kochen muss. Natürlich dürfen König Ludwig und Sisi nicht fehlen, die Zuschauer begegnen auch Franz Graf von Pocci und Expressionisten im Buchheim-Museum.

Seit knapp 20 Jahren gibt es das Schwarzlichttheater Laterne Obscura, seit vier Jahren wird es von Renate Heid geleitet. Die neun Frauen treffen sich jede Woche, um Ideen zu sammeln, die Szenen zu schreiben, Requisiten herzustellen, über die Musikauswahl zu diskutieren oder die technische Umsetzung zu planen. Auch die Vorstellungen müssen intensiv vorbereitet werden. Bei der Premiere der "Reise zur Kunst" bekamen sie begeisterten Applaus.

© SZ vom 02.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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