Stadtmarketing:Alles flößt

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In Wolfratshausen zeigen nun zwei Denkmale, dass man sich in einer Flößerstadt befindet - eines überwiegend aus Stahl, eines aus Holz.

Von Benjamin Engel, Wolfratshausen

Heftig prasselt der Regen am Mittwoch um kurz nach 10 Uhr auf den Kreisverkehr im Gewerbegebiet am Hans-Urmiller-Ring. Eine Gruppe von rund 20 Personen trotzt auf der Verkehrsinsel in der Mitte der Nässe und hält die Regenschirme fest umklammert. Planmäßig sollte Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW) nun sein Grußwort beginnen. Mit Stadträten, Mitarbeitern der Verwaltung und den Künstlern möchte er die neuen Flößerdenkmäler nahe des Autobahnzubringers und beim Gasthaus Grüner Baum offiziell einweihen. Doch angesichts der Witterung verzichtet er auf die Ansprache im Freien. Diakon Christian Horak kann nicht aus, er segnet die beiden Monumente im Regen.

Wenig später im Trockenen - in der Gaststube des Wirtshauses Grüner Baum in Weidach - spricht Heilinglechner von der Ausgangsidee, Wolfratshausen als internationale Flößerstadt präsenter zu machen. "An der Garmischer Autobahn weisen wir zwar mit einem Schild darauf hin, aber wer den Zubringer runterfuhr, wusste nicht, ob er in der Flößerstadt war oder nicht", sagt er. Das solle sich mit Hilfe der beiden ungleichen Denkmäler - eines aus viel Stahl, das andere aus Holz - ändern. Zumindest beim vier Tonnen schweren Denkmal am Kreisverkehr, das dort seit 11. Mai steht, hat es schon weit über die Grenzen von Wolfratshausen hinaus geklappt.

Der Flößer mit der grünen Joppe steht vor dem Gasthaus Grüner Baum. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Der verzinkte Flößer, der als Relief aus einer vier Meter hohen und drei Zentimeter dicken patinierten Stahlplatte über drei Eichenstämmen ragt, hat es auf das Titelbild in der Juli-Ausgabe der internationalen Fachzeitschrift für Metallgestalter "Hephaistos" geschafft. Davon berichtet der 54-jährige Memminger Künstler Jürgen Batscheider. Er hatte sich mit seinem Entwurf in einem vom Verein Lebendige Altstadt (LAW) ausgeschriebenen Wettbewerb unter 15 Künstlern durchgesetzt. Zeitgleich gewann er im Vorjahr einen zweiten, von der Lufthansa organisierten Wettbewerb für ein Denkmal. Er fertigte eine aus 149 vergoldeten Einzelteilen zusammengefügte Kugel mit fünf Metern Durchmesser, die in Le Vernet in den französischen Alpen an die Opfer des Germanwings-Flugs vom 24. März 2015 erinnert.

Wie der ausgebildete Holzbildhauer Batscheider erklärt, haben er und der Schlosser Kurt Übele die Figur des Flößers mit einem Wasserstrahlschneider bei einem Druck von 4000 Bar aus der Platte geschnitten. Er arbeite viel mit Stahl und anderen Metallen, weil die beständiger seien als Holz. Und doch hat er für das Flößerdenkmal auch drei geschälte Eichenstämme aus dem Memminger Stadtwald verarbeitet. Die symbolisieren ein Floß, sollen, weil sie gekrümmt sind, aber auch die Bewegung des Wassers erfahrbar machen, wie der Künstler erklärt.

eine Figur aus Stahl steht auf dem Kreisverkehr an der Pfaffenrieder Straße (Foto: Harry Wolfsbauer)

Dagegen besteht die Skulptur des Flößers mit der geschulterten Hack, einer Axt, vor dem Gasthaus Grüner Baum ausschließlich aus Holz. Der Grainauer Holzbildhauer Sebastian Buchwieser hat dafür einen 2,50 Meter langen Lärchenstamm mit einem Durchmesser von 60 Zentimetern bearbeitet - daheim in seiner Werkstatt und während des Deutschen Flößertages im Mai, mit der Motorsäge direkt vor der Wolfratshauser Loisachhalle. Wie der 53-Jährige erklärt, hätten sein Heimatort und die Flößerstadt im Norden des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen die Lage an der Loisach gemeinsam. Das Lärchenholz stammt aus Biberwier. In der Tiroler Gemeinde hat die Loisach ihren Ursprung.

Sebastian Buchwieser stammt aus einer Holzbildhauerdynastie. Sein Vater Karl übt das künstlerische Handwerk ebenfalls aus, hat im Vorjahr eine Krippe für das Werdenfels-Museum in Garmisch-Partenkirchen angefertigt. Der Sohn arbeitet zudem als Bergführer. Die städtische Tourismusmanagerin Gisela Gleißl hat er in der Kletterhalle kennengelernt. So entstand der Kontakt mit der Stadt Wolfratshausen.

Finanziert wurde Buchwiesers Skulptur durch den Innenstadtfonds. 50 Prozent der Kosten übernahm die Stadt, für die andere Hälfte kamen der Verein Lebendige Altstadt, der Werbekreis, die Unternehmervereinigung Wolfratshausen, der Verein Flößerstraße sowie die Flößer Franz und Josef Seitner auf. Bürgermeister Heilinglechner erklärt, das Denkmal habe laut Vorgabe höchstens 25000 Euro kosten dürfen. Der Preis sei eingehalten worden. "Viele haben mir gesagt, dass das eine wirklich schöne Skulptur ist."

© SZ vom 28.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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