Stadthalle:Penzberg beharrt auf Kündigung

Lesezeit: 2 min

Der Stadtrat bleibt dabei, dass Stadthallen-Wirtin Paula Maria Reisek gehen soll, strebt allerdings eine Einigung an. Die Pächterin versuchte vergeblich, das Gremium am Dienstag umzustimmen.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Der Stadtrat hält an der Kündigung zwischen der Stadt Penzberg und der R & G Dienstleistungs GmbH fest. Dem Vorschlag der GmbH-Geschäftsführerin Paula Maria Reisek, einen neuen Vertrag mit ihr abzuschließen, lehnte das Gremium am Dienstag in nicht öffentlicher Sitzung ab. Wie Kämmerer Johann Blank mitteilt, sei einstimmig beschlossen worden, eine Einigung zwischen beiden Parteien anzustreben.

Dieses Votum ist keine Überraschung. Reisek, Berater Erkan Yildirim und Mitgesellschafter Bashir Noori gelang es nicht, mit ihrer Vorstellung in der öffentlichen Sitzung die Kommunalpolitiker zu überzeugen. Wobei das Konzept, für das Reisek warb, im Vagen blieb. Deutlich wurde, dass sie sich mehr für die Stadthalle interessiert. Die angeschlossene Gaststätte "Der Penzberger" möchte Reisek an einen anderen Wirt oder Geschäftsführer abgeben. Beides - große Veranstaltungen und Gastronomie - könne sie nicht leisten. "Das ist zu viel. Für die Gaststätte muss jeden Tag jemand rund um die Uhr da sein", sagte sie. Schließlich handle es sich um eine Neueröffnung, die man entsprechend bewerben müsse. Auch müsse man über einen Ruhetag in der Woche nachdenken.

Im Übrigen wolle sie den Wünschen der Stadt gerecht werden. Sollte ein neuer Vertrag zustande kommen, möchte sie alleine als Pächterin auftreten. Die Stadt könne bestimmen, welcher Wirt das Restaurant übernimmt. "Ich denke an eine konzeptionelle Trennung." Was die ausstehenden Zahlungen betreffe, "sind wir absolut bereit, den kompletten Betrag zu übernehmen". Auf Nachfrage von Hardi Lenk (SPD), wer denn "wir" sei, erwiderte die Wirtin: "Herr Noori ist der Geldgeber."

Manfred Reitmeier (BfP) wollte wissen, wie hoch der Umsatz sein müsse, um aus ihrer Sicht die Stadthalle wirtschaftlich zu betreiben. 50 000 Euro im Monat müssten es sein, antwortete Reisek. Um dieses Ziel zu erreichen, soll es etliche Änderungen geben. So möchte Reisek nicht mehr das Personal vorhalten, wie sie es bei der Übernahme der Stadthalle im November 2017 vorgefunden hatte. "Ich möchte nur punktuell Mitarbeiter holen, wenn es nötig ist." Der früher kommunizierte Plan, Servicekräfte aus dem Feringa-Saal in Unterföhring, den Noori und Yildirim betreiben, auszuleihen, sei aus der Not geboren worden. Reisek möchte künftig auf "lokales Personal" setzen. Ebenso soll es keine À-la-carte-Bewirtung bei Großveranstaltungen mehr geben. Reisek sprach von Buffets. Damit etwa Vereine in der Stadthalle schneller zu Getränken kämen, plant die Pächterin, Getränkeautomaten aufzustellen.

Was die Pacht angehe, werde es keine Probleme mehr geben. Allerdings müsse sich etwas ändern. Im Januar habe man mehr als 21 000 Euro Verlust gemacht, hauptsächlich wegen der Personalkosten. Man "rattere" derzeit die Schulden ab, die ihr Vorgänger Rudolf Schall hinterlassen habe, sagte Reisek. Die Gläubiger seien im Januar Schlange gestanden.

Sie sei blind in das Unternehmen hineingelaufen, bekannte die Geschäftsführerin. Ziel sei, die R&G Dienstleistungs GmbH abzuwickeln. Auf Nachfrage von Klaus Adler (Grüne), ob sie noch etwas mit ihrem Vorgänger zu tun habe, sagte Reisek: "Wir distanzieren uns klar von Herrn Schall." Schall, der im Mai 2017 als Wirt loslegte und ohne ein Wort im Oktober seine GmbH-Anteile verkaufte, habe nur Chaos hinterlassen, betonte sie.

Da Reisek eine einstweilige Verfügung erwirkt hat und die Stadthalle somit bis auf Weiteres betreiben darf, bleibt die Lage vorerst ungeklärt. In der Verfügung steht, dass die Stadt der vor drei Wochen fristlos gekündigten Pächterin den "ungehinderten Besitz sämtlicher Räumlichkeiten des Anwesens" ermöglichen müsse. "Wie und unter welchen Umständen es nun mit der Stadthalle weitergeht, würden die kommenden Gespräche zeigen, teilte Blank mit. Schon am Montag hatten er und Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD) angekündigt, eine Räumungsklage anzustrengen, sollte der Stadtrat an der Kündigung festhalten. Dass die Stadt durchaus Druck ausüben könne, machte Zehetner deutlich: So könnte die Stadt große Veranstaltungen unter anderem auf Gut Hub verlegen.

© SZ vom 22.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: