Skulpturenpark Eurasburg:Künstler lässt gestohlene Werke nachbilden

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Vor einem Jahr haben Unbekannte zwei Arbeiten aus dem Park geklaut. Jetzt hat Bildhauer Hans Kastler sie neu anfertigen lassen - die Gemeinde gibt einen Zuschuss.

Von Benjamin Engel, Eurasburg

Bis heute sind die beiden Werke spurlos verschwunden: Vor rund einem Jahr stahlen unbekannte Täter im Skulpturenpark des Bildhauers Hans Kastler im Ortsteil Happerg zwei je 45 Zentimeter hohe Kunstwerke aus Stahl. Das kann der 84-jährige Künstler noch immer kaum nachvollziehen. Denn die Unikate ließen sich auf dem freien Markt nicht verkaufen. Und sollten die Täter den Stahl eingeschmolzen haben, sei der Materialwert für den Verkauf so groß nicht, sagt er auf Nachfrage der SZ. "Das ist ärgerlich". Umso mehr freut er sich nun, dass noch im Frühjahr zwei Repliken der Originale, Wachstum I und II, wieder in Happerg aufgestellt werden sollen.

Der Metallbaumeister Johann Schunn aus Geretsried hat die Skulpturen nach den Vorstellungen von Kastler neu angefertigt. Die Gemeinde Eurasburg will für die beiden Sockel und Verankerungen 4000 Euro bereitstellen, was beim geplanten Beschluss des Haushalts Mitte April so festgelegt werden soll.

Blanke Stahlplatten, einmal mit quadratischer und einmal mit runder Grundfläche von etwa einem Quadratmeter, sind die Ausgangsbasis für die beiden Skulpturen. Die Platten wurden mit einem Laserstrahl eingeschnitten und der so präparierte Stahl anschließend wie eine Ziehharmonika nach oben gezogen. Daraus entstanden eine viereckige und eine runde Spirale. Kastler erklärt, dass der Name Wachstum für die Skulpturen nahelag. Im weitesten Sinne verstanden habe er beide nach dem Vorbild eines Samenkorns gestaltet, das im Boden aufbreche.

Metallbaumeister Schunn arbeitet mit Kastler schon seit Jahren zusammen. Als Vorlage diente ihm lediglich ein kleines Modell aus Blech. Er sagt, dass das Verfahren zur Anfertigung der Skulpturen sehr aufwendig sei. So schnitt er die Stahlplatten erst mit einem Laser ein und spannte sie dann mit einem Kran ein - und bog sie Stück für Stück in die richtige Form, indem er den Stahl erhitzte und wieder abkühlen ließ. Doch mit dem Bildhauer Kastler zusammenzuarbeiten, habe immer Spaß gemacht.

Derzeit hat die Eurasburger Gemeindeverwaltung die Kunstwerke eingelagert. Nach Freigabe der eingeplanten Haushaltsmittel sollen beide Skulpturen laut Bürgermeister Moritz Sappl (GWV) möglichst noch im Frühjahr aufgestellt werden. Als Basis dienen Sockel aus Klinker. Darin werden die Skulpturen mit Bolzen so befestigt, dass sie nicht mehr so einfach gestohlen werden können.

Mit dem Bildhauer hat die Gemeinde einen Vertrag geschlossen, damit der Skulpturenpark langfristig erhalten werden kann. Denn Kastler lebt seit einem Schlaganfall im Herbst 2014 im Seniorenheim und nicht mehr direkt vor Ort in seinem Haus in Happerg. Er selbst erklärt, dass er froh über den Vertrag sei. Als Künstler habe er immer produktiv gearbeitet, weil er Freude daran empfunden habe. Was aus seinen Werke werde, sei nie im Vordergrund gestanden, sagt er.

© SZ vom 05.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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