Sinfonieorchester im Pfaffenwinkel:Ein Tanz über die Saiten

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Gelungenes Jubiläumskonzert mit einer Penzberger Uraufführung

Von Reinhard Szyszka, Penzberg

Mit strahlendem Lächeln, ohne eine Spur von Nervosität, betrat die junge Frau die Bühne. Sie genoss ihren Auftritt und freute sich darauf, ihr geliebtes Instrument spielen zu dürfen. Die 18-jährige Annika Popp, hochbegabte Schülerin der Städtischen Musikschule Penzberg und mehrfache "Jugend musiziert"-Preisträgerin, war die Solistin im eigens für sie komponierten Concertino für Hackbrett und Orchester von Holger Jung. "Andalusische Variationen" hat der Komponist sein Werk überschrieben und dem Sinfonieorchester im Pfaffenwinkel zur Uraufführung anvertraut. Mit diesem Stück begann am Samstag das Jubiläumskonzert zum 25-jährigen Bestehen des Orchesters.

Trotz tropischer Temperaturen waren zahlreiche Besucher in die Penzberger Stadtpfarrkirche Christkönig gekommen. Nach den Ansprachen und Ehrungen, wie sie bei einem Jubiläumskonzert dazugehören, gab Dirigent Günther Pfannkuch den Einsatz zum Hackbrett-Concertino. Und wie mit einer Explosion legte das Orchester los. Der Komponist Holger Jung hatte ein wahres Feuerwerk an Klängen und Rhythmen geschaffen, untermalt vom Klappern der Kastagnetten. Viele Zuhörer, die das Hackbrett nur aus der Stubenmusi kannten, waren überrascht, als Annika Popp zu spielen begann. So kann ein Hackbrett klingen?

Mühelos ließ die Künstlerin ihre Schlegel über die Saiten tanzen und entlockte dem Instrument geradezu metallische Klänge, die eher an ein Vibrafon denken ließen. Jung hatte sich bei seinen Variationen an spanischen Tanzrhythmen orientiert. Das Thema, das an Maurice Ravels "Bolero" erinnerte, aber auch pentatonische Einschläge aufwies, klang immer wieder durch. Nach dem Schlussakkord herrschten Jubel und Begeisterung über die Solistin, aber auch über den Komponisten, den Dirigenten und das Orchester.

Die übrigen Werke des Jubiläumskonzerts waren nicht ganz so exotisch. Benjamin Brittens "Simple Symphony" für Streichorchester gab den Geigern, Bratschern und Cellisten Gelegenheit, ihr Können zu zeigen. Felix Mendelssohns gewaltige "Schottische Sinfonie", die wieder das gesamte Orchester vereinte, bildete den Abschluss.

Günther Pfannkuch dirigierte mit vollem Körpereinsatz. Mit weit ausholenden, ausdrucksstarken Gesten brachte er das Orchester zu Höchstleistungen, und die Musiker folgten ihrem Maestro bereitwillig. Am Ende waren alle erschöpft und durchgeschwitzt, sodass es trotz lang anhaltenden Applauses des Publikums keine Zugabe gab.

© SZ vom 20.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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