Schäftlarn:Wir kommen nicht, um uns zu beschweren

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Im Schäftlarner Rathaus stellen neun Künstler aus der Gemeinde ihre Werke aus - der Bürgermeister freut sich über die Abwechslung

Von Lisa Fey, Schäftlarn

Im Eingangsbereich des Rathauses in Schäftlarn steht ein großer, hellroter Backstein auf einem 35 mal 55 Zentimeter großen rostroten Tablett, in welchem zwei Roste und jede Menge braune Eisenstäbe stecken. Die Metallteile, es sind auch Guss- und Schmiedeeisen sowie die Deichsel eines verbrannten Wagens dabei, sind etwa einen Meter hoch und wurden aufwendig zusammengeschweißt. Bei dem zunächst skurril erscheinenden Gebilde handelt es sich jedoch nicht um ein Fundstück, das ein Bürger auf dem Weg vom Einwohnermeldeamt im Rathaus vergessen hat, sondern um eine Eisenplastik von Meinhard Loibl. Der 71-Jährige wohnt seit 22 Jahren in Schäftlarn und ist heuer zum ersten Mal mit seiner Skulptur "Paar" Teil der Ausstellung Schäftlarner Künstler, die seit Mittwoch zu sehen ist.

Bis Freitag, 21. Oktober, schmücken 29 Werke den Eingangsbereich und das Treppenhaus im Rathaus. Die Ausstellung umfasst neun Künstler, die neben der Eisenplastik von Leinwand bis Japanpapier, Acryl, Aquarell, Collage und Fotografie eine Vielfalt an Mal- und Kunsttechniken nutzten. Neben Motiven wie dem Gardasee, der Toskana und dem Münchner Marienplatz hat sich Hansjörg Füllgraff für einen Hohlweg in Ebenhausen entschieden. In erdigen Brauntönen und leuchtendem Gelb hat der Künstler einen abgefahrenen Weg neben einem Kornfeld in Acrylfarben gemalt. Die Bäume am Wegesrand werfen ihre Schatten, welche bis in das Feld hineinreichen. Im Hintergrund ist ein Haus mit weißen Wänden und dem klassischen Dach aus roten Ziegeln zu erkennen.

Die 28 bunten Bilder, die an den schlichten weißen Wänden des Rathauses hängen, könnten unterschiedlicher nicht sein. Alles passe trotzdem irgendwie zusammen, sagt Bürgermeister Matthias Ruhdorfer. Das Treppenhaus sei kein typischer Ausstellungsraum. Die Werke brächten einen "tollen Farbtupfen sowie Abwechslung" in das Rathaus.

Die Ausstellung der Künstler sei seit vielen Jahren Tradition im Schäftlarner Rathaus, sagt Wolfgang Steck, Sprecher der Vereinigung Schäftlarner Künstler. "Bestimmt zehn Jahre plus", schätzt er. Es sei toll, die Bilder anzuschauen, erklärt Steck. Dieses Mal gebe es kein gemeinsames Motto, sagt er. "Jeder ist frei in seinen Vorstellungen und konnte sich entfalten." Die Leute kämen nun nicht nur ins Rathaus um "einen Ausweis zu holen oder sich zu beschweren, sondern für die Kunst", stellt Ruhdorfer sichtlich erfreut fest. "Die Bürger können mögliche Wartezeiten zum Anschauen der Kunst nutzen."

© SZ vom 27.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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