Schäftlarn:Schlecht erreichbar

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Der S-Bahnhof Ebenhausen ist eigentlich nur für Menschen zu erreichen, die gut zu Fuß sind. Wolfgang Franz will das seit Jahren ändern. (Foto: Hartmut Pöstges)

Die Ebenhausener warten weiter darauf, dass ihr S-Bahnhof behindertengerecht umgebaut wird

Von B.Brießmann, I. Hügenell, Schäftlarn

Die Voraussetzungen sind eigentlich gut, dass der S-Bahnhof Ebenhausen endlich behindertengerecht ausgebaut wird. werden. Allerdings zweifeln die Kämpfer für einen barrierefreien Umbau trotzdem daran, dass das Vorhaben in den kommenden zehn Jahren verwirklicht werden kann. Sie werfen dem Bürgermeister vor, zu lasch an die Sache heranzugehen. Dieser jedoch sagt, er habe immer wieder nachdrücklich seinen Antragmm gestellt und 2014 auch eine Petition eingereicht.

1200 Reisende am Tag - damit ist die S-Bahnstation Ebenhausen-Schäftlarn gut im Rennen, um auf die Liste der ausbauwürdigen Bahnhöfe in Bayern zu kommen. Die Zahl der Menschen, die dort ein- und aussteigen, könnte sich sogar noch erhöhen, sobald es keine Hürden mehr für Rollstuhlfahrer, Eltern mit Kinderwagen, Reisenden mit schwerem Gepäck und Menschen mit Gehbehinderung oder Rollatoren mehr gibt. "Sie alle sind hier eigentlich auf verlorenem Posten", sagt Wolfgang Franz, der sich seit Jahren für eine Umgestaltung des Bahnhofs engagiert.

Er hat die SZ zum Lokaltermin an die Gleise begleitet, um die Missstände aufzuzeigen. Franz ist nicht nur im Vorstand der Gemeindeunion Schäftlarn, sondern auch des örtlichen VdK und auch von daher mit den Problemen von Menschen mit Behinderung vertraut.

Der Bahnsteig in Ebenhausen liegt zwischen den Gleisen. Er ist nur erreichbar, wenn der Fahrgast erst eine Treppe nach unten und dann wieder eine hinauf geht. Jeweils etwa 30 Stufen sind das, wie der Ebenhausener Bernd Küpper weiß, der sich ebenfalls seit vielen Jahren für den Umbau des Bahnhofs einsetzt. Eng ist es am Bahnsteig, der Höhenunterschied zwischen Bahnsteigkante und S-Bahntür ist für Menschen mit Behinderung kaum zu überwinden. Während des Ortstermins quält sich eine junge Frau auf Krücken aus der S7. Sie wohnt nicht in Schäftlarn, muss aber zwei Mal pro Woche zur Krankengymnastik hierher, weil sie sich bei einem Fahrradunfall das linke Knie gebrochen hat. Es sei ausgesprochen mühselig, bis zur Physiotherapie-Praxis zu kommen, sagt sie.

"Wir haben zwei Altenheime hier in direkter Umgebung der Haltestelle", erklärt Wolfgang Franz. "Auch ältere Menschen wollen gerne aktiv sein." Ältere und behinderte Menschen ließen sich von Bekannten und Familienangehörigen nach Hohenschäftlarn zur S-Bahn bringen und dort wieder abholen, um den Strapazen in Ebenhausen zu entgehen. "Das kann doch nicht Sinn der Sache sein, wenn vor der Nase eine Haltestelle ist", sagt Franz.

Bernd Küpper kennt das Problem aus eigenem Erleben. Der 79-Jährige ist zu hundert Prozent gehbehindert, die S-Bahn könne er deswegen gar nicht nutzen, bedauert er. Aber nicht nur deswegen, sondern aus grundsätzlichen Erwägungen drängt der pensionierte Ingenieur immer wieder auf den Umbau. 2011 hat er bereits ein Konzept erarbeitet, wie der Bahnhof mit einer Rampe einfach und günstig umgestaltet werden könnte. Bis heute hofft Küpper auf einen Ortstermin mit Bahnverantwortlichen. Der ist aber nicht zustande gekommen. Die Bahn lehnt die Rampenlösung ab, weil dabei ein schienengleicher Fußgänger-Überweg geschaffen würde, und solche will die Bahn aus Sicherheitsgründen nicht mehr haben.

Wolfgang Franz drängt darauf, dass das Projekt endlich durchgesetzt wird. Dem Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) wirft er in der Sache Zaghaftigkeit vor. "Wenn ich etwas haben will, gehe ich zu den Verantwortlichen ganz oben und lasse mich nicht auf unterer Ebene vertrösten", sagt Franz. "Es muss das Innenministerium angesprochen werden." Das sagte Franz kürzlich bei der Bürgerversammlung zu Ruhdorfer. "Das ist Ihre Aufgabe. Wir müssen uns jetzt bewegen." Franz hat sich mit der Führung der Deutschen Bahn im Freistaat in Verbindung gesetzt und erfahren, dass die Zeit drängt. "Noch 2015 muss die Unterstützung des Innenministeriums abgesegnet sein." Dann hätte Schäftlarn die Möglichkeit, für den Zeitraum von 2018 bis 2023 auf die Liste der umbauwürdigen Bahnhöfen zu kommen.

"Der Antrag läuft von unserer Seite aus schon länger, wurde auch öfters gestellt", sagt Bürgermeister Ruhdorfer. Man müsse sich immer wieder nachdrücklich ins Gespräch bringen. "Beim Innenministerium geht es darum, dass Gelder bereitgestellt werden", erklärt er. Von einem Zeitrahmen will Ruhdorfer nicht sprechen, aber man müsse immer am Ball bleiben, "weil sich sonst andere vordrängen.

© SZ vom 02.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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