Schäftlarn:Getrübte Freude

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Die Sanierungskosten klettern von 17 auf 37 Millionen Euro. (Foto: oh)

Kloster Schäftlarn feiert seine Wiedergründung vor 150 Jahren

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Eigentlich besteht das Kloster Schäftlarn seit mehr als 1250 Jahren. Doch weil es nach der Säkularisation von 1803 für rund 60 Jahre kein Kloster war, gibt es am Sonntag Grund zu feiern - die Wiedergründung vor 150 Jahren. Um 10 Uhr beginnt das Pontifikalamt und um 16 Uhr das festlichen Konzert in der Klosterkirche. Der Lassus-Chor aus München gestaltet beide Feiern: Den vormittäglichen Festgottesdienst mit dem Ordinarium aus der "Missa octo vocum" von Francesco Bianciardi, das Konzert zusammen mit dem Bläserensemble mit Festmusik der Renaissance aus Italien und Chormusik aus verschiedenen Jahrhunderten. Der Eintritt ist frei.

Zwar wird die Wiedergründung am Sonntag tüchtig gefeiert, doch im Kloster gibt es auch Probleme. So steht beispielsweise eine Generalsanierung an, deren Kosten von zunächst 17 auf inzwischen 37 Millionen Euro gewachsen sind. Denn wie Klosterverwalter Stefan Rührgartner erklärt, haben umfangreiche Voruntersuchungen zutage gebracht, dass es an dem 300 Jahre alten Gebäude statische Probleme gibt, die behoben werden müssen. Die Ergebnisse liegen seit einer Woche auf dem Tisch. Um Zuschüsse zu bekommen, müsse das Kloster 15 bis 20 Prozent der Summe als Eigenkapital aufbringen, sagt Rührgartner. "Wir wollen lieber ein bissl warten und sparen. So eilig ist es mit der Renovierung auch wieder nicht." Zunächst müsse man die Ergebnisse der Untersuchungen verdauen.

Ursprünglich gestiftet hat das Kloster der Adelige Waltrich im Jahr 762. 200 Jahre lang lebten dort Mönche nach den Regeln des heiligen Benedikt von Nursia. Nach den Hunneneinfällen verfiel das Kloster. 1140 holte Bischof Otto I. von Freising Prämonstratenser-Chorherren nach Schäftlarn, die dort bis zur Säkularisation blieben und auch in den Jahren 1702 bis 1707 das derzeitige Klostergebäude errichten ließen. In der Zeit der Säkularisation beherbergten die Gebäude eine Steingutfabrik und ein Mineralbad, die Englischen Fräulein betrieben von 1845 an ein Mädchenpensionat im Kloster. 1866 schließlich nahm König Ludwig I. Geld in die Hand und stiftete am 17. Mai das Benediktinerkloster neu mit dem Auftrag, dort eine höhere Schule samt Internat einzurichten. Am 17. April 1910 wurde das Kloster von Prinzregent Luitpold wieder in den Rang einer Abtei erhoben.

Die Schule gibt es als Gymnasium der Benediktiner noch heute. Auch ein Internat und ein Tagesheim gehören dazu. Doch die meisten Lehrer und auch die Schulleiter sind inzwischen Laien. Immerhin vier Benediktiner unterrichten noch, ein weiterer gibt Wahlkurse. Durch den Eintritt von Pater Stefan Geiger und den Zuzug eines weiteren Mönchs aus einem anderen Kloster gibt es nun wieder neun Benediktiner in Schäftlarn. Sie werden am Sonntagabend im kleinen Kreis mit geladenen Gästen feiern. Darunter Franz Herzog von Bayern, das derzeitige Oberhaupt der Wittelsbacher. Er ist ein Urenkel des letzten bayerischen Königs Ludwig III. und damit ein Urururenkel von Ludwig I., der das Kloster Schäftlarn wieder begründete.

© SZ vom 02.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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