Schäftlarn:Drei Schüler, ein Coach

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Den Unterrichtsstoff geht Studienrat und Koordinator Markus Hehn nochmals mit Hurih (li.) und Aláa durch. (Foto: oh)

Stiftung "Startchance" hilft benachteiligten Kindern in Schäftlarn

Von Johanna Klein, Schäftlarn

Die Schulbänke im Klassenzimmer der Grundschule Schäftlarn sind zu einem Rechteck aufgestellt. Das hat den Vorteil, dass sich alle Kinder anschauen können, die Sitzordnung verhindert eine Atmosphäre wie beim Frontalunterricht. Süßigkeiten stehen auf den Tischen bereit, aber auch gesunde Lebensmittel wie Gurken. Die Mädchen und Jungen schreiben, rechnen und malen fleißig. Immer freitags bietet die Stiftung "Startchance" in Schäftlarn eine besondere Betreuung für Kinder an, die weniger Chancen haben als ihre Klassenkameraden.

Ein Coach unterstützt je drei Kinder. "Das ist keine Nachhilfe", erklärt Wulf von Schimmelmann: "Das ist mehr." Vor einem Jahr gründete der in Berg lebende Manager die Stiftung, um familiär, sozial und sprachlich benachteiligte Kinder ganzheitlich zu fördern. Rund 60 Prozent der Akademiker kämen selbst aus akademischen Familien, sagt Schimmelmann. Aber eine Startchance sei "für alle Kinder da, denen dies nicht in die Wiege gelegt worden ist".

Kern der Stiftungsarbeit ist die konkrete und persönliche Förderung der Mädchen und Jungen. Neben der Hausaufgabenbetreuung werden Sprachkurse, kulturelle, musische und sportliche Aktivitäten angeboten, außerdem Praktika vermittelt. Chancenausgleich durch Bildung, Entwicklung der Persönlichkeit und sinnvolle Freizeitgestaltung: Das sind die drei Leitgedanken der Stiftung. Gemeinsam war die Gruppe schon im Circus Krone und im Deutschen Museum. Das nächste größere Ziel soll im Sommer ein Ausflug nach Garmisch-Partenkirchen werden. Sommerrodeln und eine Wanderung durch die Partnachklamm sind ebenfalls geplant.

Die Kinder und Jugendlichen sollen durch das dauerhafte und damit nachhaltige Engagement einen besseren und leichteren Einstieg in den Beruf bekommen. Den Kindern macht das alles viel Spaß: Hurih und Aláa, beide zwölf Jahre alt, mögen die anderen Kinder, die Coaches und das Spiele mit ihrem Lehrer Markus Hehn. Aber auch die Hausaufgaben machten mehr Spaß, wenn man sie gemeinsam erledige, sagen sie.

In Starnberg begann die Stiftung, die über ein Kapital von 100 000 Euro verfügt, vor einem Jahr mit ihrer Arbeit. Schnell folgten zwei weitere Standorte: Schäftlarn und Geretsried. "Besonders wichtig ist die Kooperation mit den Schulen, denn sie sind gute und einfache Begegnungsorte für die Kinder", sagt Michaela Muhl, Koordinatorin für Starnberg. Inzwischen werden rund 50 Kinder im Alter von sieben bis 17 Jahre betreut: mehr als 20 in Schäftlarn, mehr als 15 in Starnberg und zwölf in Geretsried. Die Kinder kommen vor allem durch Lehrer und Mund-zu-Mundpropaganda zur "Startchance". Um 14 Uhr beginnt freitags der Nachmittagstreff, bei dem Schulstoff vor- und nachbereitet wird. "So haben sie zwischen Schulschluss und Beginn noch eine Stunde Zeit", sagt Studienrat Markus Hehn, Koordinator für Schäftlarn. Von 16 Uhr an wird dann gemeinsam gespielt: Schach und Fußball sind sehr beliebt.

Einige unbegleitete minderjährige Flüchtlinge werden ebenfalls von der Stiftung unterstützt. Sie lernen so schneller Deutsch, können dann den Unterricht einfacher verfolgen und mitgestalten. Viele von ihnen seien wissbegierig und eifrig, was die Coaches freut. Mittlerweile gibt es ein großes Coach-Team aus Abiturienten, ehemaligen Gymnasiasten, Ehrenamtlichen und Pädagogen. Auch die Coaches und Koordinatoren erleben das Projekt als Bereicherung - so wie Yannick Müller (19), selbst noch Schüler. Er findet es schön, die Entwicklung und den Fortschritt der Kinder zu sehen.

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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