Roche:Penzberger fürchten Roche-Großbaustelle

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Eine schwierige Zeit steht den Nachbarn des Pharmaunternehmens Roche bevor, wenn an sechs Baustellen zugleich der Betrieb aufgenommen wird. 30 Penzberger haben sich bei einer Anwohner-Versammlung darüber informiert

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Sechs Baustellen gleichzeitig, die nachts beleuchtet sein werden, zu Spitzenzeiten 150 Lastwagen-Bewegungen am Tag und Bautätigkeiten von 6 bis 22 Uhr - das erwartet die Nachbarn des Pharmaunternehmens Roche im Nonnenwald für die nächsten Jahre. Am Montag informierte die Werkleitung die Anwohner der westlichen Seeshaupter Straße, der Kirnberger Straße sowie des Ponholzweges über die Projekte. Etwa 30 Penzberger waren gekommen. Nicht alle sind glücklich über die Riesenbaustellen und kündigten an, überprüfen zu lassen, ob Arbeiten in der Nacht rechtlich zulässig seien.

Er habe ein schlechtes Gewissen, begrüßte Werkleiter Claus Haberda die Anwesenden. Denn in den vergangenen 40 Jahren habe es eine derartige Bautätigkeit am Standort Penzberg nicht gegeben. Doch für das Werk im Nonnenwald sei es ein Riesenerfolg, den Zuschlag für die Investitionen in der Höhe von mehr als 570 Millionen Eurobekommen zu haben. "Die Kehrseite sind die Belastungen", sagte Haberda. Zur Unterstützung hatte Roche die Penzberger Bürgermeisterin Elke Zehetner an diesem Abend dazugebeten. Sie verstehe es als Mensch und Bürgerin, sollten einige Anwohner ungehalten sein. Aber sie sei auch die Vertreterin des Wirtschaftsstandorts Penzberg. Als solche sehe sie in Roche die Zukunft. Immerhin trage das Unternehmen mit seinen Gewerbesteuern dazu bei, dass es der Stadt gut gehe.

Mit der Weilheimer Landrätin Andrea Jochner-Weiß habe sie sich verständigt, dass vielleicht Aushubmaterial im Nonnenwald gleich hinter dem Werksgelände deponiert werden könne. So könnten die Lastwagen-Fahrten verringert werden. Allerdings stehe die Stellungnahme und die Genehmigung des Landratsamts noch aus.

Christine Geiger, Anwohnerin in der Kirnberger Straße und CSU-Stadträtin, erinnerte an das große Verkehrsaufkommen vor Kurzem beim "Familientag" der Firma Roche. Am Kreisverkehr an der Seeshaupter Straße habe sich der Verkehr auf der Westtangente zurückgestaut. Besonders spitze sich die Lage zu, wenn bei der Möbelzentrale und der Lackiererei Fahrzeuge auf der Straße parkten. "Wer sich auskennt, wird über Kirnberg fahren", vermutet Geiger. Sie bat darum, dass an diesem Nadelöhr auf eine freie Zu- und Abfahrt geachtet werden solle. Ludger Dierckes, der die Bauaufsicht inne hat, sagte, die Lastwagenfahrer seien vertraglich verpflichtet, die Seeshaupter Straße und die Westtangente zum Werk zu nutzen. Allerdings könne man dies den vielen beteiligten Unternehmen und ihren Arbeitern nicht vorschreiben. Auch Anwohner an der Seeshaupter Straße haben Bedenken wegen des Lastverkehrs. Sie forderten, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung kontrolliert werden müsse. Bürgermeisterin Zehetner versprach, sich mit der Polizei kurzzuschließen.

Große Sorgen bereiten den Nachbarn die beleuchteten Baustellen und Kräne. Eine Anwohnerin zweifelte an, dass es rechtens sei, nachts zu bauen. Die Stimmung der Anwesenden verschlechterte sich, als Dierckes erklärte, um den Zeitplan einhalten zu können - alle Projekte sollen 2017 fertiggestellt sein -, müsse vielleicht auch samstags gearbeitet werden.

Werkleiter Haberda bot an, sich mit den Betroffenen zusammenzusetzen. "Vielleicht finden wir eine Lösung", sagte er. Er rief alle Anwohner auf, sich bei Problemen zu melden. Roche hat eine Hotline (08856/601 01 00) eingerichtet, die von 8 bis 16 Uhr besetzt ist, sowie einen E-Mail-Kontakt unter penzberg.allgemein@roche.de.

© SZ vom 29.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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