Reutberg:Streit ums Kloster spitzt sich zu

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Das Kloster Reutberg fällt bei einer Auflösung des Konvents mit allem Besitz dem Erzbistum zu. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Sachsenkamer Gruppe mit Vertretern des Pfarrgemeinderats, des Fördervereins und der Gemeinde wirft der Erzdiözese vor, den Umzug interessierter Ordensgemeinschaften auf den Reutberg zu hintertreiben

Von Klaus Schieder, Sachsenkam

Mit ihrer Geduld ist die Sachsenkamer Gruppe langsam am Ende. Seit einem Jahr verhandelt sie nun schon mit dem Erzbistum München und Freising über die Zukunft des Klosters Reutberg. Inzwischen ist der Runde mit Bürgermeister Johann Schneil, Spiritual Josef Beheim sowie den Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats und des Vereins "Freunde des Klosters Reutberg" jedoch der Glaube abhanden gekommen, dass das Ordinariat je ein ernsthaftes Interesse am Fortbestand des Konvents auf dem Reutberg hatte. "Es behandelt uns bisher nicht auf Augenhöhe", berichtet Ulrich Rührmair, Sprecher der Sachsenkamer Gruppe.

Der Konvent auf dem Reutberg besteht nur noch aus zwei Franziskanerinnen: Schwester Maria Faustina und Schwester Maria Augustina, die demenzkrank und deshalb pflegebedürftig ist. Immer wieder habe es Nonnenkonvente gegeben, die dem Kloster in den vergangenen Jahren personell helfen wollten, erzählt Rührmair. Dies habe das Ordinariat hinter den Kulissen jedoch verhindert. So wären die Kapuzinerinnen vom Kloster St. Maria Loreto in Salzburg bereit gewesen, drei Schwestern auf den Reutberg zu entsenden. Aber nach Gesprächen zwischen den Erzdiözesen München und Salzburg habe es plötzlich geheißen, es müssten zumindest fünf Nonnen sein, so Rührmair.

Auch die Klarissinnen-Kapuzinerinnen aus Rosenheim hatten dem Münchner Ordinariat signalisiert, auf den Reutberg kommen zu wollen. Davon rückten sie später mit der Begründung wieder ab, dass dieser Umzug gegen den Willen der Kirchenoberen wäre. Sie gingen statt dessen nach Mallersdorf. Zudem verweist die Sachsenkamer Gruppe auf Schwester Maria Benedicta aus Koblenz, die 2017 für ein paar Wochen den beiden Schwestern auf dem Reutberg geholfen hatte. Sie musste in ihr ursprüngliches Kloster zurückkehren. Wohl auch deshalb, weil man sie im Ordinariat als "unerwünscht stabilisierenden Faktor" gesehen habe, wie Gerald Ohlbaum, Vorsitzender des Fördervereins, erzählt. Ein Ende des Ordenslebens ist für das Erzbistum im Kloster Reutberg hingegen unausweichlich. "Zu einer Gemeinschaft zählen mindestens drei Schwestern, eine davon muss die Gemeinschaft als Oberin leiten können", heißt es in einer Pressemitteilung. Und erst wenn es neben einer Oberin auch noch einen Schwesternrat gebe, sei die Aufnahme von Frauen in einen Orden und ihre Ausbildung - die Formation - möglich. Gabriele Rüttiger, Leiterin des Ressorts für Grundsatzfragen im Ordinariat, bezeichnet es als "Irrglaube", das man einfach ein paar Schwestern auf den Reutberg schicken könne, und alles wäre gut. Wer davon ausgehe, zeige "eine gewisse Ignoranz gegenüber dem Ordensleben". Diesen Vorwurf weist die Sachsenkamer Gruppe zurück. "Wenn Neuzugänge nicht erlaubt werden, schrumpft natürlich jeder Konvent über die Zeit zusammen und kann anschließend mit angeblich guten Gründen aufgelöst werden", so Rührmair. In diesem Fall erhält das Erzbistum sämtlichen Besitz des Konvents, vom Klostergebäude über die Kirche samt Kunstschätzen bis hin zum Wald- und Grundbesitz. So steht es in den Statuten der Franziskanerinnen vom Reutberg. In seiner Rede beim Josefifest im März hatte Bürgermeister Schneil darauf hingewiesen. Eine konstruktive Zusammenarbeit für die Zukunft des Klosters sei so allerdings nicht möglich, konterte Rüttiger. Dass es um den materiellen Besitz gehe, sei eine reine Unterstellung. Aber der Sachsenkamer Bürgermeister bleibt dabei: "Ich habe nichts sachlich Unrichtiges gesagt", erklärt Schneil.

Auch aus den Verhandlungen mit dem Ordinariat zieht die Sachsenkamer Gruppe den Schluss, dass ein Fortbestand des Klosters Reutberg für die Erzdiözese kein Thema ist. Oft seien Treffen abgesagt oder verschoben worden, einmal habe es sogar ein halbes Jahr Pause gegeben, sagt Ulrich Rührmair. Bei einem Gespräch hätte es auf Wunsch der Gruppe um den Tagesordnungspunkt "Möglichkeiten zum Erhalt des Ordens" gehen sollen. Zuvor seien jedoch Redezeiten überzogen worden, danach sei dafür keine Zeitreserve geblieben. Die Gruppe, die schon im Vorjahr ein 25-seitiges Konzeptpapier zur Zukunft des Klosters vorgelegt hatte, hat bisher einen groben, aus einer Seite bestehenden Ablaufplan vom Ordinariat als Antwort bekommen. Demnach soll Schwester Faustina schriftlich ihrer Anbindung an eine andere Ordensgemeinschaft zustimmen.

In einem zweiten Schritt würde der Konvent von der Religiosenkongregation im Vatikan aufgelöst, Monsignore Josef Beheim müsste seine Tätigkeit als Spiritual beenden. Der Ruhestandspriester zelebriert bislang viele Messen, Taufen und Hochzeiten in der Klosterkirche. Sämtlicher Ordensbesitz ginge an die Erzdiözese. In den weiteren Schritten soll der Reutberg dann zu einem geistliches Zentrum werden.

Das soll zum einen aus einer apostolisch tätigen Priester-Gemeinschaft bestehen, zum anderen aus einem pastoralen Zentrum, beispielsweise für Klausuren von Pfarrgemeinderäten, Fortbildungen, Begegnungsangeboten und vor allem für Familienpastoral. Dagegen hat die Sachsenkamer Gruppe nichts einzuwenden, sofern damit nicht das Kloster ersetzt wird. Beides soll kombiniert werden. Allein ihr fehlt auch da der rechte Glaube, weil die katholische Kirche ohnehin Probleme hat, Pfarrerstellen zu besetzen. Rührmair befürchtet, "dass im schlimmsten Fall der Konvent aufgelöst wird und das Seelsorgezentrum am Ende gar nicht kommt - dann stünden die Gläubigen der Region mit leeren Händen da." Die Gruppe will weiter um den Fortbestand des Klosters kämpfen, hinter dem schließlich "eine Riesenschar an Gläubigen" stehe, wie Helmut Rührmair vom Förderverein betont. Dabei stellt er eines klar: Die Gruppe setze sich nicht aus "Krawallbrüdern" zusammen, sondern aus katholischen Christen aus Sachsenkam und der Umgebung. "Wir würden dies alles am liebsten im Konsens mit dem Ordinariat lösen", sagt Ulrich Rührmair. Seit 400 Jahren gibt es eine Ordensgemeinschaft auf dem Reutberg. "Und dann löst man den Konvent auf", sagt Bürgermeister Schneil. "Das passt nicht gut zusammen."

© SZ vom 06.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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