Realschule Geretsried:Das ganze Spektrum des Respekts

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Statt einer Schulaufgabe arbeiten die Neuntklässler der Realschule Geretsried an Vorträgen. Die besten stellen sie nun dem Publikum vor. Dabei gehen sie auf mannigfache Aspekte ihres Themas ein.

Von Leonard Scharfenberg, Geretsried

Respekt ist im Alltag für viele ein Wort der Ehrerbietung. Doch es gibt Fälle, in denen die Interpretation von Respekt eher in Richtung einer Warnung geht. Die ganze Vielfalt des Begriffs loteten die Schüler der neunten Klassen in der Realschule Geretsried aus und präsentierten am Mittwoch ihre teils überraschenden Ergebnisse vor einer voll besetzten Aula.

Vor vier Jahren begann die Realschule damit, in ihren neunten Klassen eine schriftliche Deutschschulaufgabe durch einen mündlichen Vortrag zu ersetzen. Eine Gruppe von je vier Schülern beschäftigt sich dafür im Unterricht über mehrere Wochen hinweg ausführlich mit einem Thema. Diese Recherchearbeit mündet dann in dem bis zu 40 Minuten langen Vortrag, bei dem die Schüler zu kreativen Präsentationsmöglichkeiten greifen sollen. Dieses Jahr drehten sich die Vorträge um das Thema "Respekt". Die kreativsten Schülerteams durften schließlich am Mittwoch Kurzversionen ihrer Präsentationen vorstellen.

Helena Maier (links) und Melanie Meinelt hatten sich das Thema Bionik ausgesucht. (Foto: Leonard Scharfenberg)

Die Schüler Julia Henneberg, Dennis Bock, Roko Buric und Selina Wammetsberger wählten beispielsweise das Thema "Respekt vor Zucker" und sprachen über die Risiken des übermäßigen Konsums dieses Süßungsmittels. Zucker sei nicht nur ein harmloser Süßstoff und der Mensch nähme viel mehr davon zu sich als es ihm eigentlich bewusst sei, so die Gruppe. Um die Massen an Zucker in Alltagsprodukten zu verdeutlichen, stapelten sie die entsprechende Anzahl an Zuckerwürfeln neben dem jeweiligen Nahrungsmittel und erzeugten damit ein ausgesprochen respekteinflößendes Bild.

Doch nicht nur beim Konsum von Zucker sollte man Vorsicht walten lassen. Chiara Coskun, Magdalena Schwaighofer, Carina Wagner und Larissa Gebhart beschäftigten sich mit schmerzlindernden Medikamenten aus der Hausapotheke. Anhand eines Teilchenmodells und mehreren Plakaten klärten sie das Publikum über die Geschichte und die chemischen Zusammensetzungen der Medikamentenklassiker auf. Zu solchen Mitteln würden die Deutschen viel zu häufig greifen. Gesundheitliche Schäden könnten bei unsachgemäßem Gebrauch die Folge sein, sagten die Schülerinnen. Deshalb sei auch hier ein respektvoller Umgang geboten.

Chiara Coskun und Magdalena Schwaighofer trugen Informationen zu bekannten Schmerzmitteln vor. (Foto: Leonard Scharfenberg)

Respekt sei ein großes Thema, das räumte auch die Organisatorin der Projektpräsentationen, Gabriele Rau, ein. Doch die Schüler hätten mit ihren fächerübergreifenden Vorträgen sehr viele Facetten davon abgedeckt. So kamen auch geschichtliche Beispiele nicht zu kurz.

Gleich zwei Gruppen widmeten sich Widerstandskämpfern im Dritten Reich. Diese Menschen verdienten Respekt, da sie mutig waren, als andere schwiegen, erklärten die Schüler, die sich mit der studentischen Widerstandsgruppe "Weiße Rose" beschäftigt hatten. Ein anderes Team berichtete über den bekannten Geschäftsmann Oskar Schindler, der während des Holocausts mehr als 1000 Juden vor dem Tod bewahrt hatte. Seine Geschichte ist heutzutage vor allem durch den Film "Schindlers Liste" von Steven Spielberg bekannt. Dass Schindler die jüdischen Zwangsarbeitskräfte anfangs nur aus finanziellen Gründen einstellte, wüssten allerdings nur wenige Menschen. Die Schülerinnen Stella Pelz, Laura Wimmer und Cora Eiblmaier stellten diese Wandlung in Schindlers Charakter, vom "Geschäftsmann zum warmherzigen Lebensretter", dar. Durch ein auf der Bühne nachgespieltes Interview mit dem letzten überlebenden, von Schindler geretteten Juden, machten sie eindrucksvoll klar, wie viel Respekt solch mutige Taten verdienen.

Modelle und Plakate sollen zum Verständis beitragen. (Foto: Leonard Scharfenberg)

Wie ein normaler Mensch im alltäglichen Leben Gutes tun kann, zeigten Till Rußmann, Dominik Fleischer, Jim Dreier und Mathis Tomsu. Sie hielten einen Vortrag über Fairtrade-Produkte und wiesen darauf hin, dass durch ein verändertes Einkaufsverhalten den Menschen in ärmeren Ländern ebenso Respekt entgegen gebracht werden kann wie der Natur. In der Pause bot die Schülerfirma "Kipepeo" zudem Kuchen aus fair gehandelten Zutaten an. Die Mitglieder von "Kipepeo" verkaufen ihre Snacks auch in vier Pausen pro Woche an die Schüler. Der Erlös kommt Projekten in Ostafrika zugute. Damit leistet die Schülerfirma einen wichtigen Beitrag zur Zielsetzung der Realschule, so bald wie möglich eine Fairtrade-Schule zu werden. In einer Fairtrade-Schule soll, laut der Webseite des Programms, mit "weltverknüpftem Lernen" ein Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung geschaffen werden.

Maximilian Aichler referierte über die Widerstandsgruppe "Weiße Rose". (Foto: Leonard Scharfenberg)

Für ihre wohl durchdachten Präsentationen zollte das Publikum den Schülern am Ende des Abends natürlich eines: Respekt.

© SZ vom 16.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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