Penzberger in der Pflicht:Unterirdische Gefahren

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4000 Haushalte müssen ihre privaten Leitungen und Kanäle prüfen und reparieren. Das kann schnell teuer werden

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Für viele Hausbesitzer ist sie ein notwendiges Übel: die Feuerstättenschau. Ähnliches kommt auf Grundstücksbesitzer nun unterirdisch zu. 4000 Haushalte in Penzberg werden von den Stadtwerken aufgefordert, private Kanäle und Leitungen auf ihre Dichtigkeit hin zu überprüfen. Denn die Abwasserleitungen, die sich zwischen dem öffentlichen Kanal und dem Hausanschluss befinden, liegen in der Verantwortung der Hauseigentümer. Die Penzberger Stadtwerke stünden unter Druck, sagte Stadtwerke-Chef Josef Vilgertshofer in der Sitzung des Verwaltungsrates am Mittwoch. Das Wasserwirtschaftsamt Weilheim habe diese Untersuchungen eingefordert - um Grundwasserschäden zu vermeiden wie auch zu viel Fremdwasser, das die städtische Kläranlage überlasten könnte.

Vilgertshofer führte den Verwaltungsräten einen kurzen Informationsfilm vor, der über die Gründe der Dichtigkeitsprüfung der Hausanschlüsse informiert. Der Film wird beim Tag der offenen Tür am Samstag, 30. September, gezeigt. Erklärt werden darin auch die verschiedenen Möglichkeiten der Reparatur der Leitungen. Denn dazu sind Eigentümer - wie eben auch zur Prüfung - verpflichtet. Ein undichter Hausanschluss ist laut Strafgesetzbuch eine unerlaubte Grundwasserverunreinigung und kann hohe Strafzahlungen nach sich ziehen. Alle 20 Jahre müssten die Prüfungen laut Satzung stattfinden, sagte Vilgertshofer. Das habe lange niemanden gekümmert. "Aber wir werden das sehr aktiv angehen".

Eine Fachfirma untersucht die Leitungen mit einer Kamera und inspiziert die Kanalwände. Die Ergebnisse werden aufgezeichnet und fließen in eine Dokumentation ein. Ist alles in Ordnung, erhält der Hausbesitzer eine entsprechende Bescheinigung. Werden Schäden bei der Untersuchung festgestellt, erstellt die Fachfirma einen Sanierungsplan. Es folgt die Reparatur, die der Hausbesitzer organisieren und bezahlen muss. Es gibt verschiedene Verfahren wie etwa das Kurzlinerverfahren oder Schlauchlining. Hohe Kosten können auf den Hausbesitzer zukommen: erstens ein paar Hundert Euro für die Dichtheitsprüfung; zweitens je nach Schäden zwischen wenigen Hundert und einigen Tausend Euro. Vilgertshofer sprach davon, dass jeder Betroffene dies als "zu erhaltenden Vermögenswert" betrachten solle.

Den Verwaltungsräten gefiel der Informationsfilm. Dieser, so die allgemeine Hoffnung, möge die Bürger rechtzeitig aufklären. Das war "An der Freiheit" nicht der Fall, wie unter anderem Jack Eberl berichtete. "Bei der nächsten Maßnahme muss das besser laufen", sagte Eberl, der von vielen verärgerten Bürgern angesprochen wurde. Der Plan ist, bei Gewässerentwicklungsmaßnahmen im Stadtgebiet die Anwohner im betroffenen Gebiet aufzufordern, die Dichtigkeitsprüfung ihrer Anschlüsse in Auftrag zu geben.

Eine kurze Diskussion gab es, ob die Stadtwerke eine Liste mit Adressen von Fachfirmen weitergeben sollen. Während Markus Bocksberger dafür plädierte, die Stadtwerke sollten die Untersuchungen übernehmen, forderte Michael Kühberger, das örtliche Handwerk zu fördern. Betriebe, die ein entsprechendes Leistungsspektrum haben, sollen sich bei den Stadtwerken melden.

© SZ vom 22.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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