Penzberg:Protest gegen Wellenbad-Abriss

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Wolfgang Kling, Chef der Schwimmgemeinschaft Oberland, sieht keine Notwendigkeit für ein neues Hallenbad in Penzberg. Gegen die Pläne will er eine Petition an den Landtag richten oder ein Bürgerbegehren initiieren.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Die Kritik am geplanten Abriss des Wellenbads wird immer lauter. Auch wenn die Penzberger voraussichtlich im Oktober 2020 ein neues Hallenbad werden nutzen können, bleiben sie zwei Jahre und vier Monate lang auf dem Trockenen. Nicht alleine private Nutzer sind betroffen. Es geht um den Schwimmunterricht der Penzberger Schulen, den Rehasport, das Training des Schwimmvereins und der Wasserwacht. "Das wäre das Ende für unseren Verein", sagt Wolfgang Kling, Vorsitzender der Schwimmgemeinschaft Oberland (SG). Er lässt sich juristisch beraten, ob er eine Petition an den Landtag richtet. Alternative könnte ein Bürgerbegehren sein, dem ein Bürgerentscheid folgt. Im Laufe des März möchte Kling den Protest der Betroffenen auf den Weg bringen.

Wolfgang Kling ist sauer, weil die Nutzer des Wellenbads vor vollendete Tatsachen gestellt werden. "Ohne vorab mit uns ein Wort zu sprechen." Mehr als 200 Kinder und Jugendliche, die Mitglieder bei der SG Oberland seien, trainierten drei Mal in der Woche im Wellenbad. Mit Erfolg, belegten einige doch deutschlandweit bei Wettbewerben vordere Plätze. "Hinter den 210 Kinder stehen etwa 400 Eltern. Das ist eine ganze Menge." 40 Jahre sei er im Verein aktiv. Und nun werde derart rücksichtslos auf Kosten der Ehrenamtlichen agiert.

Knapp zweieinhalb Jahre müssen die Schulen, der Schwimmverein, die Wasserwacht und andere Nutzer ohne Hallenbad auskommen. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Klings Stimmung wurde nicht besser, als Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD) in einem Interview erklärte, die Kinder könnten doch im Huber See oder im Eitzenberger Weiher trainieren gehen, und sie hoffe auf einen warmen Sommer. "So eine Aussage geht gar nicht."

44 Schulklassen sind pro Woche zum Schwimmunterricht im Wellenbad gemeldet, das entspricht etwa 1000 Kindern. Der Schwimmunterricht ist laut Kultusministerium entsprechend den Lehrplänen für das Fach Sport fester Bestandteil des Sportunterrichts in allen Schularten. "In Zusammenarbeit mit den Schulaufwandsträgern sind alle Maßnahmen zu ergreifen, um die Durchführung des Schwimmunterrichts sicherzustellen", heißt es in den vom Ministerium herausgegebenen Richtlinien.

Stadt und Stadtwerke planen die Einrichtung an der Seeshaupter Straße abzureißen. An selber Stelle soll ein neues Hallenbad errichtet werden, allerdings ohne Wellenbetrieb. Geprüft wird, ob sich eine Sauna rechnet. Politischer Wille ist es, eine familienfreundliche Einrichtung mit moderaten Eintrittspreisen zu schaffen. Die geschätzten Baukosten belaufen sich auf zwölf Millionen Euro. Abriss und Neubau werden begründet mit der maroden Bausubstanz, der veralteten Technik und den zu hohen Energiekosten.

Wolfgang Kling, Vorsitzender der SG Oberland, kritisiert den Abriss des Wellenbades in Penzberg. (Foto: Vecchiato/oh)

Kling sieht keine Notwendigkeit für einen Neubau. Der Ingenieur mit Büro in Penzberg hat als Statiker bei Sanierungsarbeiten am 40 Jahre alten Wellenbad mitgewirkt. "Das Bad ist betriebsbereit. Die Wasserqualität ist gut." Zum Großteil sei zwischen 2005 und 2008 die Tragwerkskonstruktion ertüchtigt worden für ungefähr 300 000 Euro. Seiner Ansicht nach, wie auch der anderer Fachleute, könnte das Wellenbad für etwa eine Million Euro saniert werden. "Und das hätte für viele Jahre Bestand", betont der Experte. Aus diesem Grund kann Kling nicht nachvollziehen, warum eine Sanierung plötzlich 19 Millionen Euro kosten soll, wie Zehetner und Stadtwerke-Chef Josef Vilgertshofer erklärt hatten.

Auch das jährliche Defizit von gut einer Million Euro will er nicht unkommentiert lassen. Ziehe man die Einnahmen ab, so bliebe nur ein Minus von 710 000 Euro. "Das hat man immer bei einem Bad." Tatsache ist, dass die Stadt auch künftig mit einem Defizit rechnet, das 1,2 Millionen im Jahr nicht überschreiten darf.

Wichtig ist es Kling herauszustellen, dass die Kosten etwa für Gas und Strom in einem akzeptablen Bereich lägen. Schlägt man im Haushaltsplan der Stadt nach, betrugen die Kosten für den Gasverbrauch im Jahr 2015 gut 123 000 Euro. Allerdings wird nicht das Wellenbad allein beheizt, sondern auch die Grundschule an der Birkenstraße, der Kindergarten, die Tennisanlagen sowie die Sporthallen. Noch eines treibt den Schwimmvereinschef um: "Die Entscheidungen zum Wellenbad können nicht alle nicht öffentlich fallen." Den Vorschlag der Bürger für Penzberg, das alte Bad zu belassen, bis das neue fertig ist, "halte ich für den einzigen Weg, wenn ein Neubau kommen sollte", sagt Kling.

Die Bürgermeisterin hat wohl erkannt, dass sie die Penzberger bei diesem Projekt stärker einbinden sollte. Sie kündigt ein "Bürgergespräch" an. Anfang Februar ist zuerst einmal ein Pressetermin mit Kling anberaumt, bei dem Vilgertshofer und Zehetner auf dessen Kritik eingehen wollen.

© SZ vom 20.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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