Penzberg:Kampf um den Bahnhof

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Denkmalverein sammelt Unterschriften gegen den Abriss des historischen Gebäudes

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Der Verein für Denkmalpflege und Penzberger Stadtgeschichte unternimmt einen neuen Versuch, den Bahnhof der Stadt unter Denkmalschutz stellen zu lassen. Am Mittwoch traf sich der Verein mit Vertretern des Landesamts für Denkmalpflege, der Unteren Denkmalschutzbehörde und Stadtbaumeister Justus Klement, um darüber zu sprechen. Max Kapfer und seine Mitstreiter beantragen, die gesamte obere Philippstraße mitsamt dem Bahnhof unter Ensembleschutz zu stellen. "Das schaut meiner Meinung nach nicht schlecht aus", sagte Kapfer auf Nachfrage. Der Denkmalverein will nun ein Stimmungsbild bei den Penzbergern einholen und Unterschriften für den Erhalt des Bahnhofsgebäudes sammeln.

Der geplante Neubau an der Ecke Bahnhofstraße/Philippstraße rief den Denkmalverein auf den Plan. Als bekannt wurde, dass der Bauunternehmer Johann Thierer nicht nur dieses Grundstück überplanen möchte, sondern auch schon Vorstellungen für das gegenüber liegende Bahnhofsareal hat, schrillten die Alarmglocken. Denn im Zuge der Diskussion wurde deutlich, dass sich auch manch ein Stadtrat vorstellen könnte, den historischen Bahnhof abzureißen. Die Stadt hat den Bahnhof für 420 000 Euro gekauft.

Ein Versuch, den Bahnhof in die Denkmalliste aufnehmen zu lassen, scheiterte vor vielen Jahren. Inzwischen war der Verein fleißig und legte den Experten am Mittwoch eine elfseitige Dokumentation über die Philippstraße und deren Geschichte vor. Gute Karten hofft Kapfer auch deshalb zu haben, weil in der Straße bereits drei Häuser unter Denkmalschutz stehen: das Postamt, das ehemalige Gasthaus gegenüber und die frühere Gendarmerie.

Ein verantwortlicher Architekt war Josef Linder, der auch das Rathaus, die Stadthalle und das frühere Pfründnerheim (AWO-Heim) baute. Auch diese drei Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Linder war ein Vertreter der Handwerklichen Moderne aus der Münchner Schule. Er hat für Penzberg in den 1920er-Jahren einen Generallinienbauplan entwickelt. Die Gebäude dokumentierten, so der Denkmalverein, den Willen der jungen, aufstrebenden Industriestadt Penzberg, bezahlbaren und zugleich ästhetisch ansprechenden Wohnraum für Arbeiterfamilien zu schaffen.

Man wolle mit der Stadt im Gespräch bleiben, betont Kapfer. Die Unterschriftenaktion soll nicht als Auftakt für ein Bürgerbegehren dienen. Es gehe vielmehr darum, den Bürgerwillen zu eruieren. Sollte sich eine ansehnliche Anzahl an Penzbergern beteiligen, könnte dies den Verantwortlichen vielleicht die Entscheidung erleichtern - Kapfer hofft, dass der Bahnhof als Einzeldenkmal in die Liste aufgenommen wird.

Man habe Zeit, noch dränge nichts, sagt er. Das sieht auch Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei) so. Die Stadträte hätten entschieden, die Genehmigung für den Thierer-Neubau losgelöst von der Überplanung des Bahnhofareals zu betrachten. "Deshalb spielt die Zukunft des Bahnhofs momentan keine Rolle." Vielleicht werde es ja einen Architekten-Wettbewerb für das Areal geben. Eines steht für sie fest: "Der Bahnhof gehört entwickelt." Frühestens nach der Sommerpause werde man sich mit dem Thema erneut befassen. "Zuerst bringen wir das Eckgebäude auf den Weg." Zehetner hat das Jugendparlament gebeten, sich Gedanken zum Bahnhof und seinem Umfeld zu machen. Um die Jugendlichen für sich zu gewinnen, organisiert der Denkmalverein am Sonntag, 31. Januar, 10.30 Uhr, eine Matinee im Kino P., zu der auch alle anderen Penzberger eingeladen sind. Gezeigt der Film "Bahnhofsgeschichten" aus der Reihe "Leben in einem Denkmal" von Sybille Krafft. Die Historikerin und Filmemacherin zeigt anhand von fünf ausgewählten Bahnhöfen in Oberbayern, dass Denkmalschutz nicht gleichbedeutend mit Stillstand und Muff ist. Nach dem Film ist eine Diskussion geplant. Krafft hat ihr Kommen zugesagt.

Der Denkmalverein sammelt Unterschriften am Freitag, 29. Januar, von 10 Uhr an am Stadtplatz und von 12 Uhr an am Bahnhof. Am Samstag, 30. Januar, kann man von 10 Uhr an am Stadtplatz unterschreiben.

© SZ vom 29.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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