Penzberg:Innovation aus Penzberg

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Christoph Franz, Präsident Verwaltungsrat von Roche, 2015 bei der Einweihung einer Anlage im oberbayerischen Roche-Standort Penzberg. (Foto: Manfred Neubauer)

Pharmaunternehmen Roche weiht 200-Millionen-Euro-Produktionsgebäude ein

Von Benjamin Engel, Penzberg

Rund ein Kilometer trennt die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) von den vielen Gästen und Journalisten im Casino des Pharmakonzerns Roche. Der Andrang ist zu groß, als dass alle im neuen Produktionsgebäude für Einsatzstoffe zur Immundiagnostik Platz finden würden. Deswegen überträgt Roche die offizielle Einweihung für das 200 Millionen Euro teure Gebäude per Video in das Casino. Während dort die Business-Outfits dominieren, müssen sich alle im Produktionsgebäude wegen der Hygienevorschriften mit Schutzhauben am Kopf, weißen Kitteln und Überziehern an den Füßen verhüllen. Mit einem Druck auf den roten Knopf starten Aigner, Roche-Verwaltungsratspräsident Christoph Franz und Ursula Redeker, Sprecherin der Geschäftsführung der Roche Diagnostics GmbH, symbolisch die Produktion.

Die Entfernung zwischen dem neuen Produktionsgebäude und dem Casino steht symbolisch für die rasante Entwicklung von Roche in jüngster Zeit. Der Penzberger Werkleiter Claus Haberda erinnerte an die Einweihung des ersten neuen Gebäudes für immundiagnostische Produkte, abgekürzt DOC I (Diagnostic Operations Complex). Seitdem sei der Bereich jedes Jahr zweistellig weitergewachsen, weswegen nun der zweite Produktionskomplex, DOC II, gebaut werden musste, sagte er. Es ersetzt auch alte Anlagen. Die Reagenzien und Einsatzstoffe, die Roche in DOC II entwickeln und produzieren lässt, helfen Kliniken und Laboratorien, Krankheiten leichter und schneller diagnostizieren zu können. Mithilfe der Tests können Ärzte frühzeitig Diabetes, Hepatitis, Krebs oder Herzinfarkte erkennen. Allein im Vorjahr seien weltweit drei Milliarden Test mit Roche-Produkten durchgeführt worden, sagte Redeker. Diese könnten Biomarker im Blut wie Troponin T bereits in kleinsten Konzentrationen nachweisen. Der Proteinkomplex zeige Schädigungen des Herzmuskels infolge von Infarkten an. Die Diagnostik für einen Herzinfarkt lasse sich damit von mehreren Stunden auf nur eine verkürzen, sagte Redeker.

In dem neuen Produktionsgebäude mit mehr als 10 000 Quadratmetern Nutzfläche werden künftig 120 Mitarbeiter tätig sein, darunter 50 neue Stellen. Die Nachfrage nach diagnostischen Wirkstoffen steige, sagte Franz. Von hier gehe Innovation aus. So sei in Penzberg aus einer Ersatzinvestition für die alte Kohlemine der führende Standort der Biotechnologie in Europa geworden. Mit dem Neubau signalisiere das Pharmaunternehmen, die Erfolgsgeschichte der Biotechnologie in Deutschland weiterzuführen. Ausschlaggebend seien auch die fruchtbaren Kooperationen mit Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen. Laut Franz wird Roche rund 800 Millionen Euro bis 2018 in Deutschland investieren.

Der Roche-Standort in Penzberg sei einmalig in der Welt, sagte Ministerin Aigner. Hier würden die Synergieeffekte von Biotechnologie und Pharma auf herausragende Art und Weise erforscht und nutzbar gemacht. Die 5400 Mitarbeiter in Penzberg leisteten Pionierarbeit. Sie machten den Erfolg des Konzerns erst möglich, lobte Aigner deren Arbeit.

© SZ vom 02.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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