Ökologie im Alltag:Zu viel Plastik im Bioabfall

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Das Recyclingunternehmen WGV unterstützt eine bundesweite Kampagne. Geschäftsführer Späth schildert, wie die Mitarbeiter von Hand jährlich 200 Tonnen Störstoffe herausfischen

Von Elena Winterhalter, Wolfratshausen

Etwa 9000 Tonnen Biomüll aus dem Landkreis landen jährlich beim Recyclingunternehmen WGV in Quarzbichl - rund 200 Tonnen davon sind Störstoffe: Plastik, Glas, Steine. Die bundesweite Kampagne "Aktion Biotonne Deutschland", unterstützt von Bundesumweltministerium, Naturschutzbund Deutschland, Abfallverbänden, der Rewe-Handelskette, Städten, Gemeinden und Landkreisen, möchte über diese Missstände informieren und wirbt für mehr Biomüll und vor allem sauberen Biomüll in den Tonnen privater Haushalte.

WGV-Abfallberaterin Ursula Mackensen erklärte bei einer Informationsveranstaltung am Dienstag im Rewe-Markt in Wolfratshausen, wieso Essensreste, Kochabfälle und Gartenabfälle so wertvoll seien: "Aus dem Abfallprodukt wird in Quarzbichl durch verschiedene Verfahren hochwertiger Kompost. Noch vor der Kompostierung gewinnen wir Strom aus der Energie, die in der Biotonne steckt." Eine volle Biotonne könne eine Familie zwei Tage lang mit Strom versorgen.

Mit der Hand sortieren die beiden WGV-Mitarbeiter Plastikfetzen, Glasscherben und Steine aus dem grob gesiebten Biomüll. (Foto: Manfred Neubauer)

Rund 5,7 Millionen Kilowattstunden Strom, gewonnen durch die Biogasanlage in Quarzbichl, würden in das öffentliche Netz eingespeist - diese Menge versorge etwa 1500 Haushalte. Die Vergütung wird mit den Müllgebühren verrechnet und kommt damit den Bürgerinnen und Bürgern im Landkreis zugute. Allerdings geht laut Mackensen noch zu viel Potenzial verloren. "Verwertbare Abfälle landen immer noch im Restmüll oder im Abfluss", so die Abfallberaterin.

71 Kilogramm Bioabfall pro Einwohner und Jahr kommen nach Angaben der WGV im Landkreis zusammen. Gerhard Ganser, Leiter der biologischen Abfallbehandlung in Quarzbichl, schätzt, dass es etwa 110 Kilogramm pro Einwohner sein müssten, auch wenn das tatsächliche Potenzial, schwer zu schätzen sei: Eigenkompostierung und Annahmestellen für Grünabfälle sind Alternativen zur Biotonne.

Ein enormer Kosten- und Zeitfaktor bei der Umwandlung von Bioabfällen in Energie und Kompost sind Störstoffe wie Plastik oder Glas. Sie machten, so Ganser, etwa zwei Prozent der Gesamtmenge aus, die in Quarzbichl verarbeitet wird - und verursachen jede Menge Ärger.

Für mehr und gut sortierten Bioabfall: Gerhard Ganser und Ursula Mackensen (beide WGV) mit Rewe-Marktleiter Alexander Wutke. (Foto: Manfred Neubauer)

Insgesamt landeten jährlich 25 000 Tonnen Bioabfälle aus den Landkreisen Bad Tölz-Wolfratshausen, Weilheim-Schongau sowie aus dem Münchner Umfeld in Quarzbichl. Die Anlage sei damit die viertgrößte in Bayer.

Zunächst wird der Inhalt der Tonnen in der Verarbeitungsanlage gesiebt. Anschließend fischen zwei Vollzeitkräfte - ausgestattet mit Mundschutz und Arbeitskleidung - von Hand Plastikfetzen, Steine und Scherben zwischen Essensresten und Kochabfällen heraus, die kleiner sind als sechs Zentimeter. "Durch die Nässe im Bioabfall können wir beim Aussortieren nicht mit Wind oder Druckluft arbeiten", sagte Reiner Späth, Geschäftsführer der WGV. "Die Suche nach einer Lösung läuft, solange müssen Arbeitskräfte diese Aufgabe übernehmen."

Der Appell der WGV ist deshalb: Keine Plastiktüten in die Biotonne! Dazu zählt auch die vermeintlich "saubere" und biologisch abbaubare Variante. "Am Fließband haben wir keine Chance, die Fetzen dieser Tüten von denen herkömmlicher Plastikbeutel zu unterscheiden", sagte Späth. Deshalb werden auch sie aussortiert. Eine kompostierbare Tüte brauche etwa zwölf Wochen, bis sie sich abgebaut hat. Der Prozess, den der Bioabfall in der Anlage Quarzbichl durchlaufe, sei deutlich kürzer. "Wenn wir diese Teile nicht aussortieren würden, wären Reste davon beispielsweise in unserem Kompost finden."

Um die oftmals feuchten Abfälle in der Küche trotzdem sauber zu entsorgen, rät Mackensen zu Papiertüten oder Zeitungspapier. Ein verschließbarer Behälter für die Küche könne außerdem Fliegen abhalten und Gerüche reduzieren. "Hauptsache, die Abfälle landen ohne Plastik oder Glas in der Tonne."

© SZ vom 07.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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