Neue Pläne:Turbine statt Floßrutsche

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Am Kastenmühlwehr in Wolfratshausen gibt es zwar eine Floßgasse. Sie wird jedoch nicht genutzt. Bald könnte sie einem Wasserkraftwerk weichen. (Foto: Hartmut Pöstges)

Der Betreiber der Weidachmühle will am Kastenmühlwehr ein Kraftwerk errichten

Von Julian Erbersdobler, Wolfratshausen

Am Kastenmühlwehr in Wolfratshausen könnte ein Restwasserkraftwerk entstehen. Das Thema sei während der Besprechung über die Surfwelle Ende Dezember aufgekommen, sagt Bürgermeister Klaus Heilinglechner (BVW). "Der Betreiber vom E-Werk Weidachmühle fragte in diesem Zusammenhang, ob dort ein Kraftwerk errichtet werden kann."

Ein solcher Bau könnte allerdings nur dort entstehen, wo derzeit die Floßgasse verläuft. Das hieße, dass die Flößerei die Rutsche oberhalb des Kastenmühlwehres auch in Zukunft nicht nutzen könnte. "Die Flößer haben uns das Signal gegeben, dass die Stelle für sie nicht attraktiv ist", erklärt Heilinglechner. Weder aus logistischen noch aus rechtlichen Gründen sei die Rutsche für sie ein Thema. Nach Auskunft des Landratsamts besteht zudem gar keine Genehmigung für die Flößerei oberhalb des Kastenmühlenwehrs. Sollte das Wasserkraftwerk gebaut werden, würde die bestehende Unterhaltslast der Stadt für die dortige Floßrutsche entfallen.

Darum ging es auch im Grundstücks-, Bau- und Umweltausschuss am Mittwoch. Stadtratsmitglied Richard Kugler (CSU) führt der Plan zu weit: "Uns muss klar sein, dass wir eine Floßrutsche verlieren", sagte er. "Die baut bestimmt keiner mehr nach." Bevor man über ein Kraftwerk spreche, müsse man erst einmal wissen, um welche Wassermengen es dabei gehe. Sein Fraktionssprecher Günther Eibl sah die Lage ähnlich und schlug vor, den Antrag zurückzustellen. "Wir sprechen von einer weitreichenden Entscheidung für die Stadt Wolfratshausen."

Stadtrat Hans Schmidt, stellvertretender Fraktionssprecher der Grünen, wollte wissen, wie viel Geld die Stadt in die Instandhaltung der Floßrutsche gesteckt habe. "Die Rutsche wird doch gar nicht genutzt." Bürgermeister Heilinglechner versprach, die Stadtwerke nach den genauen Zahlen zu fragen. "Die Rutsche musste bisher jedenfalls alle paar Jahre einer technischen Prüfung unterzogen werden", sagte er. Der Antrag wurde schließlich zurückgestellt und kommt im Stadtrat am 20. Februar noch einmal auf den Tisch.

Im Auftrag von Armin Meyer, dem Betreiber der Weidachmühle, hat sich das Ingenieurbüro RMD-Consult mit dem Restwasserkraftwerk auseinandergesetzt. Bei einem über das Jahr hinweg konstanten Abfluss von 4,5 Kubikmeter pro Sekunde ließen sich etwa 1,2 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen, heißt es in der Beschlussvorlage der Verwaltung. Das entspricht dem Verbrauch von rund 300 Haushalten. Markus Hannweber vom Wasserwirtschaftsamt Weilheim steht dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüber. "Wenn bei der Planung unsere Anforderungen an den Fischschutz und die Ökologie eingehalten werden, haben wir nichts gegen das Kraftwerk." Optisch werde sich damit ohnehin nur wenig verändern, sagt er.

Der Verein "Surfing Wolfratshausen" setzt sich seit bald fünf Jahren dafür ein, eine Surfwelle zu erschaffen, vergleichbar zum Eisbach in München. Die Welle, die bei der Weidachmühle entstehen soll, kostet laut Machbarkeitsstudie etwa 320 000 Euro. Die Hälfte der Kosten soll das EU-Förderprogramm "Leader" tragen. Wird das Projekt in das europäische Förderprogramm aufgenommen, beteiligt sich die Stadt Wolfratshausen laut Stadtratsbeschluss mit 100 000 Euro am Bau der Welle. Den Rest, mindestens 60 000 Euro, muss der Verein laut Statuten aus Spendengeldern aufbringen. Bis zum 4. März 2018 sollen über sogenanntes Crowdfunding 20 000 Euro gesammelt werden. Mehr als 265 Personen haben die Surfwelle schon unterstützt. Insgesamt sind dabei mittlerweile mehr als 18 000 Euro zusammengekommen.

© SZ vom 09.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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