Neue Adresse in Penzberg:Ein Platz für den Volksrat

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Vereinsvorsitzender Max Kapfer und Bürgermeisterin Elke Zehetner (auf der Leiter) enthüllen das neue Schild im Beisein von Pfalzgraf-Enkelin Paula Fischer und Urenkelin Eva Ehmann (unten, v. re.). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Michael Pfalzgraf gründete die Bergarbeiter-Gewerkschaft und setzte sich als Zweiter Bürgermeister für den Bau der Stadthalle ein

Von Klaus Schieder, Penzberg

Penzberg hat eine neue Adresse: Michael-Pfalzgraf-Platz. Der besteht im Grunde nur aus ein paar Quadratmetern vor der sanierten Stadthalle, die nun als einziges Gebäude diese Anschrift trägt - mit der Hausnummer 1. "Das hat der Großvater verdient", sagte Paula Fischer, Enkelin des Namensgebers, am Donnerstag bei der Einweihung des neuen Straßenschilds. Ihre Oma wäre stolz darauf, meinte Urenkelin Eva Ehmann. Sie habe immer gesagt, dass ihr Vater eigentlich geehrt werden müsste - "und hat sich gewundert, warum so lange nichts passiert ist".

Michael Pfalzgraf sei "ein wichtiger Mann für Penzberg" gewesen, gleichbedeutend, ja vielleicht sogar noch etwas bedeutender als Bürgermeister Hans Rummer, sagte Max Kapfer, Vorsitzender des Vereins für Denkmalpflege und Penzberger Stadtgeschichte. Der in Windischeschenbach in der Oberpfalz geborene Schneidermeister kam 1892 nach Penzberg. Er gründete dort 1898 die Bergarbeiter-Gewerkschaft, danach die erste kommunale Bücherei, den Konsum-Verein und den Radfahrerverein "Morgenroth". Er stellte als Gemeinderat den Antrag, Penzberg die Stadtrechte zu verleihen, und war in der bayerischen Räterepublik nach 1918 ein Volksrat, also eine Art Bürgermeister. Nicht zuletzt setzte er sich als Zweiter Bürgermeister, zusammen mit Rummert, maßgeblich für den Bau der Stadthalle ein, die 1928 eröffnet wurde. 1933 war mit seinem lokalpolitischen Engagement Schluss. Die Nazis enthoben ihn umgehend aller Ämter.

Seit sechs Jahren kämpft der Verein für Denkmalpflege und Stadtgeschichte um die Benennung einer Straße oder eines Platzes nach Pfalzgraf. 2012 und nochmals 2013 beantragte man, den Stadtplatz auf den Namen des 1942 gestorbenen Stadtpolitikers umzutaufen. Dies lehnte der Stadtrat beide Male ab. Im März 2013 stellte der Bauausschuss allerdings in Aussicht, zur Wiedereröffnung der Stadthalle den Platz davor nach ihm zu benennen - was dann auch vom Stadtrat im Februar dieses Jahres ohne Gegenstimme gebilligt wurde.

"Alles braucht seine Zeit und einen geeigneten Zeitpunkt", sagte Zehetner bei der Enthüllung des Straßenschilds. Das befindet sich direkt neben der Bürgermeister-Rummer-Straße. Vereinsvorsitzender Kapfer zeigte sich damit zufrieden. "Für uns als Laienhistoriker ist das eine wertvolle Begebenheit", sagte er und sprach von einer "Riesen-Genugtuung". An den Bau der Stadthalle vor fast 90 Jahren kann sich die Enkelin nicht mehr genau erinnern. "Ich war ja damals noch ganz jung", sagte Paula Fischer.

© SZ vom 05.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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