Nach 13 Jahren im Amt:Erst Kutschfahrt, dann Kochbuch

Lesezeit: 3 min

Margit Mintzel, Direktorin des Penzberger Gymnasiums, wird in einer langen und liebevoll gestalteten Feier von der ganzen Schulfamilie in den Ruhestand verabschiedet

Von Benjamin Engel, Penzberg

Kaum ein Begriff fällt zur Verabschiedung der Penzberger Gymnasiumdirektorin Margit Mintzel so häufig wie der von der "Schulfamilie". Dass dies keine leere Phrase ist, zeigt die rund dreistündige Veranstaltung zu ihrem Ruhestand in der Wellenbadhalle am Dienstag. Schüler, Lehrer und Eltern haben für die scheidende Direktorin eine sehr persönliche und aufwendige Show gestaltet. Am Morgen bringt eine Kutsche die 64-Jährige vom Gymnasium in die Halle. Zum Höhepunkt der Feier zeigen die Schüler eine Choreografie zum Protestsong "If I had a Hammer" von Pete Seeger. Unter dem Jubel der rund 1000 Anwesenden fährt Mintzel schließlich am Beifahrersitz in einem kleinen Elektroauto aus der Halle.

Ein bewegender Moment auch für Mintzel, die zum Schluss nur herzlichen Dank sagen wollte, wie sie sagt. "Aber diese grandiose Show verlangt ein bisschen mehr." Sie fühle sich nun wie eine Göttin. Aber ausschließlich sie allein zu loben sei nicht gerechtfertigt. Denn ohne ein Team an ihrer Seite hätte sie das nie geschafft. Schließlich bedankt sie sich bei den "tollen" Schülern des Penzberger Gymnasiums. In 13 Jahren als Direktorin habe sie keinen der Schule verweisen müssen. Alles in allem sei der Lehrerberuf so schön, weil er so umfassend sei, erklärt Mintzel. Besonders nach Einführung des G8 seien die Anforderungen an Lehrer gestiegen. Sie müssten nun vielmehr das soziale Miteinander beachten.

Gymnasiumsleiterin Margit Mintzel (mitte, li. Schülersprecher Nico Rötzel) wurde in den Ruhestand verabschiedet. (Foto: Harry Wolfsbauer)

15 Schüler des P-Seminars "Eventmanagement" befassten sich mit den ersten, groben Planungen für die Abschiedsfeier bereits im vorigen Schuljahr an. Sie hätten die Idee gehabt, so die Verabschiedung von Mintzel zu organisieren, sagt Lehrerin und Oberstufenkoordinatorin Karola Eysholdt. Die Schüler holten beispielsweise auch alle Genehmigungen für die Kutschfahrt zur Wellenbadhalle ein.

Von den Vorbereitungen zu ihrer Verabschiedung habe sie nichts mitbekommen, sagt Mintzel. Sie habe sich lediglich gewundert, warum Schüler ihren Mann mit der Bitte um Fotos von ihr kontaktierten oder ihr Mann ihr einen verplombten Koffer mitgab. Darin, so stellte heraus, waren Kleidungsstücke von ihr, mit denen Schülerinnen am Dienstag in einer kleinen Einlage modeln. Eine Anspielung auf die stets modebewusste Direktorin, die zur Verabschiedungsfeier im auffallenden blauen Hosenanzug erscheint.

Szenenwechsel zu einem Film, in dem sich alle Schulklassen mit individuellen Beiträgen von der Direktorin verabschieden. Sie tanzen zu den Klängen von "Ein Stern, der deinen Namen trägt" oder dichteten den Hit "Y.M.C.A." der Village People um. Und sie krönen die Direktorin zu Margit Mintzel I. von und zu Penzberg. Dazwischen singt der Schulchor, das Schulorchester spielt. Ausgiebig beklatschen die Schüler wie Mintzel selbst den Chor des Lehrerkollegiums. Die Mitwirkenden sind in farbenfrohe Batikröcke und Kleider gehüllt, tragen Sonnenbrillen und Stirnbändern ganz im Hippie-Stil - eine Anspielung darauf, dass Mintzel in den 60er Jahren erwachsen wurde.

Ein Lehrer-Hippie-Chor trat auf. (Foto: harry Wolfsbauer)

Lehrer Heinrich Grupp und SMV-Schülersprecher Nico Rötzel moderieren die Veranstaltung. Sie bringen den Gästen vor allem die persönlichen Facetten von Mintzel nahe, wozu sie die Direktorin interviewen und sogar alte Fotografien aus der Jugend zeigten. So erfahren die Zuhörer von ihrer Schul- und Studienzeit in Hannover, insbesondere davon, dass alle Schüler ihr Abiturzeugnis 1970 im Sekretariat abholten und es keine Feier gab. Ihr Examen legte Mintzel in Bayern ab. Bevor sie nach Penzberg kam, unterrichtete sie 19 Jahre am Tutzinger Gymnasium. Als größte Erfolgsmomente bezeichnet Mintzel Fälle, in denen beispielsweise ein Schüler trotz Behinderung das Abitur bestand.

Schülersprecher Rötzel lobt, Mintzel habe sich stets die Zeit für persönliche Gespräche mit Schülern genommen. Nie habe sie den "Boss raushängen lassen". Eltern, Lehrer und Schüler hätten immer harmonisch zusammengearbeitet. Eben dies bedeute der Begriff "Schulfamilie", den die Direktorin während ihrer 13 Jahre in Penzberg geprägt habe. Eine besondere Wertschätzung drückt auch das Geschenk aus, dass Elternbeiratsvorsitzender Enver Idris der Direktorin übergibt: Ein Buch unter anderem mit Ausflugstipps und Kochrezepten, das die Eltern eigens für Mintzel verfasst haben. Birgit Klima, Vorsitzende im Förderverein des Penzberger Gymnasiums, erklärt Mintzel zu dessen Ehrenmitglied.

Die ausgiebig Geehrte kündigt an, nun wolle sie erst einmal mit ihrem Mann verreisen. Sie freue sich auch, mehr Zeit für ihre Enkelkinder zu haben. Sie interessiere sich aber dafür, wie sich die Gesellschaft entwickle. Deshalb werde sie sich weiter engagieren, sagt sie.

© SZ vom 22.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: