Kunst von Flüchtlingen:Farben der Hoffnung

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Die Syrerin Islam (links) und die Iranerin Nastaran zeigen in Wolfratshausen, was sie im vergangenen Jahr gemalt haben. (Foto: Hartmut Pöstges)

Mit Roswitha Mut haben Asylbewerber am Wolfratshauser Obermarkt Bilder gemalt. Jetzt werden sie gezeigt

Von Luzie Gänslmayer, Wolfratshausen

Mit einem solchen Andrang hatte Roswitha Muth nicht gerechnet: Fast 100 Leute haben die jüngste Vernissage in ihrer Galerie "Kunst im Mittelpunkt" am Wolfratshauser Obermarkt besucht. Dort stellt die freischaffende Künstlerin und Galeristin noch bis Freitag die Bilder dreier Flüchtlinge aus.

Ein Jahr lang hat Muth mit zwei jungen Frauen, Nastaran aus dem Iran und Islam aus Syrien, gemalt und den beiden Tipps gegeben. Die 17 -jährige Nastaran hat schon als Kind gerne zu Farben und Pinsel gegriffen und würde gerne in Deutschland Kunst studieren. "Sie ist so begabt", schwärmt Muth. Ihre Arbeiten sind fröhlich und zeigen schöne Dinge. Einige Motive hat die Iranerin im Internet gefunden und einfach abgemalt, andere sind ihrer Fantasie entsprungen.

"Leben" hat sie ein großes, lichtdurchflutetes Bild genannt, auf dem etwa zehn Gestalten dem Betrachter den Rücken zuwenden. Sie könnten eine Einkaufsstraße entlanggehen oder über einen großen Platz spazieren - die Umrisse der Umgebung sind nur angedeutet. Die Figuren hingegen, Männer, Frauen, Kinder, sind leuchtend bunt gekleidet und mit dem Auge sofort zu erfassen. Sie streben einer hellen Zukunft entgegen. Gelassen, fröhlich.

"Ich freue mich sehr über die Ausstellung, vor allem, weil so viel Leute da waren", sagt Nastaran. Schließlich sei dies ihre erste Ausstellung. "Meine Familie ist sehr stolz." Auch die 21-jährige Syrerin Islam ist "sehr glücklich", dass sie ihre Bilder öffentlich präsentieren kann. "Mit Frau Muth habe ich gelernt, richtig zu malen", sagt sie. In ihrer Heimat Aleppo hat sie als Arabischlehrerin gearbeitet, in Wolfratshausen muss sie nun Deutsch lernen. Beim Malen, sagt sie, könne sie das vergessen, was hinter ihr liegt.

Ganz anders die Arbeiten von Ali Abdo Alnadar: Der Palästinenser zeigt Karikaturen, in denen er seine Fluchterfahrungen und seine Ankunft in Deutschland verarbeitet. Da fährt etwa ein mit Menschen vollbepacktes Boot, das einer Nussschale gleicht, über das Meer, und hinter den Fliehenden schwingt, schwarz und bedrohlich, der Tod seine blutige Sense. Das rettende Ufer mit der Deutschlandfahne ist schon in Sicht, und darunter steht ein Schild "Willkommen Flüchtling". Quer über den unteren Bildrand hat der Zeichner "Danke Deutschland" geschrieben.

In seiner Heimat hatte Ali Abdo Alnadarer für das Wochenmagazin "Syria today" gezeichnet. Bei der Vernissage in Wolfratshausen sprach er mit vielen Besuchern über die politische Lage und die Intentionen hinter seinen Karikaturen.

Was Muth besonders freut: Es gibt bereits einige Interessenten, die Bilder kaufen wollen. Von den Einnahmen sollen an erster Stelle die Materialkosten gedeckt werden.

"Kunst kennt keine Grenzen", Atelier "Kunst im Mittelpunkt", Obermarkt 52, Wolfratshausen, bis Freitag, 2. Dezember, 15 bis 18 Uhr

© SZ vom 30.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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