Konzertkritik:Einfach beglückend

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Christoph Heuberger gestaltet mit großartigen Solisten sowie Chor und Orchester der Bad Tölzer Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt Bachs Magnifikat

Von Sabine Näher, Bad Tölz

Das war eines der Konzerte, die den Zuhörer tief berühren und einfach glücklich machen. Christoph Heuberger steht schon lange für hervorragende Konzertqualität im geistlichen und chorischen Repertoire. Sein Konzert am Sonntag in der Stadtpfarrkirche Bad Tölz mit Werken von Händel, Vivaldi und Bach hat davon wieder einmal Zeugnis abgelegt.

Mit Händels monumentalem "Zadok the Priest" (HWV 258) - einer der vier Krönungshymnen für den britischen König George II. - gelang eine klangprächtige Eröffnung, die den Chor der Stadtpfarrkirche sogleich zu voller Form auflaufen ließ, von den Bläsern des Orchesters mit barocker Pracht überstrahlt.

Detailgenaue Ausgestaltung ging da zwar ein wenig unter, aber von diesen aus schierer Begeisterung geborenen Klangmassen ließ man sich gerne überwältigen und mitreißen. Und Heubergers eher verhaltene, im Dienst der Sache stehende Dirigierweise nahm die Zuhörer ohnehin für sich ein.

Eine weitere Krönungshymne, nämlich "My heart is inditing" (HWV 261), brachte den ersten Einsatz des Sängersolistenquartetts. Erst Bass und Alt (Thomas Stimmel, Barbara Hölzl), dann Tenor und Sopran (Julian Prégardien, Anna Karmasin) stimmten in den euphorischen Orchesterklang ein, die beiden Erstgenannten eindringlich intensiv, die beiden Letzteren strahlend hell.

Christoph Heuberger dirigiert Händel, Vivaldi und Bach. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Voller Begeisterung trat der Chor hinzu. Vivaldis "Nisi Dominus" (RV 608) für Alt, Streicher und Basso continuo zeigte wieder einmal, welch grandiose Sängerin Barbara Hölzl ist: Ihr echter Alt mit seiner samtigen Tiefe, das wunderschöne Timbre, ihre erfüllte und durchdachte Gestaltung, die von verhaltener Eindringlichkeit bis zur überbordenden Emphase alles zeichnen kann, machten den Vivaldi zum Erlebnis.

Das Orchester war ihr ein zuverlässiger und ausdrucksvoller Begleiter. Zum absolut stabilen und sicheren Continuo darf man vielleicht sagen, dass es sich etwas mehr Freiheit und Inspiration von der Sängerin hätte ablauschen dürfen. Auch ein Ohr in die sehr subtile Continuo-Gestaltung versierter Alte-Musik-Ensembles schadet nichts: Dort werden mitunter nämlich wahre musikalische Feuerwerke abgefackelt.

Zum Hauptwerk des Abends, Johann Sebastian Bachs "Magnificat", trat Iris Prégardien als zweiter Sopran zum Solistenquartett hinzu. Ihre Arie "Et exultavit" gestaltete sie in schlichter Schönheit und Souveränität. Die seelenvolle Oboe bereitete ihrer Kollegin Karmasin im "Quia respexit" den Boden, damit diese sich berührend aussingen konnte.

Überwältigend schön, mit voller Präsenz gestaltete Stimmel das "Quia fecit". Hölzl und Prégardien ergaben im Duett Alt-Tenor eine betörende Klangmischung..

Als Solisten glänzen (u.v.l.): Bass Thomas Stimmel, Tenor Julian Prégardien, Alt Barbara Hölzl und Sopran Anna Karmasin. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Das Terzett der Frauenstimmen - so etwas gibt es dann erst hundert Jahre später wieder bei Mendelssohn - vereinte den silbrigen Glanz Karmasins mit dem tiefen Bronzeklang Hölzls, während Iris Prégardien dazwischen die goldene Mitte ausfüllte. In den Chorsätzen zeigten sich die Sänger stimmgewaltig, klangschön und mit ungebrochener Begeisterung am Werk. Dass Heuberger in seiner Umsicht eher moderate Tempi anschlug, verhinderte vielleicht den einen oder anderen Höhenflug, gewährleistete indes, dass alle Läufe und Koloraturen sauber ausgespielt und -gesungen werden konnten.

Der abschließende Chor "Gloria Patri et filio" geriet zum strahlenden Glaubensbekenntnis und Gotteslob, frei schwingend und atmend: wunderbar. Und ganz in Bachs Sinne, der seine Werke stets mit "Soli Deo Gloria" unterzeichnete - Gott alleine die Ehre.

Wie schön, dass ein Moment der Stille im Publikum die herrliche Musik nachklingen ließ, ehe der überaus verdiente Beifall losbrach.

© SZ vom 04.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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