Kino:"Der richtige Film am richtigen Ort"

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Michael Spiegel macht das Programm im Tölzer Kino Capitol

Interview von Stephanie Schwaderer

Im frisch renovierten Capitol-Theater in Bad Tölz gehen nicht nur Freunde der Filmkunst ein und aus, sondern auch Filmemacher und Regisseure: Nach Sonja Maria Kröner (17. November), Felix Randau (25. November) und Ronny Trocker (28. November) ist an diesem Samstag, 9. Dezember, Philipp Hartmann zu Gast. Er stellt seine Dokumentation "66 Kinos" vor (Beginn 20 Uhr), in der er Kinobetreiber aus ganz Deutschland porträtiert hat. Sein Gesprächspartner nach der Vorführung wird Michael Spiegel sein, der im Capitol das Filmprogramm macht und dort auch die Sonderveranstaltungen plant.

SZ: Das Capitol hat den größten Kinosaal in der Region und das exklusivste Programm. Wie geht das zusammen?

Michael Spiegel: Der große Saal mit seinen 282 Plätzen ist nur selten ausverkauft. Bei der Renovierung haben wir zwar einige Stuhlreihen herausgenommen, um mehr Komfort zu schaffen. Aber bei bestimmten Veranstaltungen - Dokumentationen, spezielleren Filmen - gehen wir von vornherein lieber in den kleinen oder mittleren Saal. Unser Stub'n-Kino mit 59 Plätzen, das ganz im bayerischen Stil gehalten ist, hat Kultstatus. Ein Film wie "Der Mann aus dem Eis" hingegen, den wir gerade im Programm haben, wirkt am besten auf der ganz großen Leinwand.

Auf Qualität zu setzen, rechnet sich das?

Einfach ist es nicht. Aber die steigenden Besucherzahlen bestärken uns - und wir hoffen auf den Rumsprecheffekt. Blockbuster laufen in Bad Tölz im Isar-Kinocenter. Im Capitol hingegen zeigen wir Filmkunst, haben Matineen im Programm und Opernübertragungen aus der Met, Stummfilme und Dokumentationen. Im Umkreis von 50, 60 Kilometern gibt es kein vergleichbares Angebot.

Am Samstag diskutieren sie mit Regisseur Philipp Hartmann die Frage, wie Kinomachen in Deutschland funktioniert. Wie lautet Ihre Antwort darauf?

Die Grundvoraussetzung ist immer die Liebe zum Kino. Zeigt man Filmkunst, geht es darum, einen speziellen Film an einem speziellen Ort sichtbar zu machen. Bei der Auswahl muss man die regionalen Gegebenheiten im Auge haben und ein Gespür für Themen. Nur so kann man sich gegen andere Freizeitangebote und gegen das Home-Entertainment durchsetzen.

Womit trifft man den Geschmack der Tölzer?

Ganz klar: mit regionalen Filmen. Die "Grießnockerlaffäre" kam sehr gut an. Und Walter Steffens Flößerfilm "Fahr ma obi am Wasser" hat in ganz Deutschland nirgends mehr Besucher gehabt als bei uns im Capitol: 3000 Leute. Er läuft mittlerweile in der 26. Woche.

Für welchen Film würden Sie jederzeit Smartphone und Tablet zur Seite legen?

Für jeden! Ich mache seit 25 Jahren Kino. Kino hat es nie leicht gehabt seit der Erfindung des Fernsehens. Und dennoch ist es ein ganz anderes Erlebnis, einen Film auf einer großen Leinwand anzuschauen und danach mit anderen Menschen darüber ins Gespräch zu kommen, als zu Hause allein vor einem Bildschirm zu sitzen. Ich bin überzeugt: Kino kann nach wie vor glücklich machen - beim richtigen Film am richtigen Ort.

Capitol Filmtheater, Amortplatz 1, Bad Tölz, weitere Informationen unter www.capitol-kino.de und www.kinounterwegs.de

© SZ vom 07.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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