Keine Scheu vor politischen Aussagen:Der Kämmerer für alle Fälle

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Fast könnte man meinen, Kämmerer Johann Blank sei der Bürgermeister der Stadt Penzberg. (Foto: Renate Schmidt)

Kino, Bahnhof, Transparenz im Rathaus: Penzbergs Finanzchef Johann Blank hat zu allem eine Meinung - und die sagt er auch

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Dass Kämmerer die besseren Bürgermeister sind, ist ein Gerücht. Dass sie manchmal agieren, wie politisch gewählte Volksvertreter, indes nicht. So was kennt man vom Tölzer Stadtkämmerer Hermann Forster, der gerne mal seine Sicht auf die Dinge in den Sitzungen hoch überm Schlossplatz kundtut - das reicht von der Weltpolitik bis hin zu lokalen Projekten. Na ja, Forster ist immerhin berufsmäßiger Stadtrat, könnte man einwenden. Letzteres ist sein Penzberger Kollege in Sachen Finanzverwaltung nicht. Dafür bezieht Johann Blank politisch Stellung zu Vorgängen, zu denen Bürgermeisterin Elke Zehetner (parteifrei/SPD) höchstens der Vollzug einer Satzung einfällt. Das frühere Metropol-Kino: Ballast, abreißen. Der historische Bahnhof: verkaufen, was sonst. Gescholten für seine klaren Ansagen wurde er vom Stadtrat nicht.

Jüngst im Stadtrat hat Blank dem Gremium seinen Halbjahresbericht vorgelegt. Anstatt sich auf Zahlen zu beschränken, legte der Penzberger Kämmerer unter dem Punkt "Ausblick/Empfehlung" so richtig los. Dass er nochmals den Stadtrat aufforderte, die lang diskutierte Straßenausbaubeitragssatzung abzunicken - geschenkt. Blank muss ja auf die Einnahmen der Stadt schauen. Und das Landratsamt Weilheim-Schongau erlaubt Penzberg erst wieder einen Kredit aufzunehmen, wenn diese Satzung schwarz auf weiß auf dem Tisch liegt. "Gerade in Hinblick auf unsere Bauvorhaben und offene Steuerangelegenheit wäre dies ein gutes Zeichen und würde die Verwaltungshandlungsfähigkeit der Stadt enorm stärken."

In Fahrt gekommen fuhr Blank anschließend schwere Geschütze auf. Er möchte anregen, ließ der Stadtkämmerer die schweigenden Räte wissen, die Kostenstelle "Metropol-Kino" in eine Einnahmequelle umzuändern. "Ich denke hier an eine zwei- bis dreistöckige Parkgarage. Zudem würde dies auch die Parkproblematik im Innenstadtbereich entschärfen." Die Ruine koste nämlich nur Geld.

Man stelle sich vor, schräg gegenüber der für mehr als neun Millionen Euro sanierten Stadthalle, die unter Denkmalschutz steht, ein dreistöckiges Parkhaus. Das mag sicherlich nicht jeder als Aufwertung des Quartiers rund um den neuen Michael-Pfalzgraf-Platz 1 werten. Kein Aufmucken im Gremium. Nicht mal die Grünen ließen Widerspruch hören, bildet das Metropol quasi das Entree der von ihnen als höchst schützenswerten bezeichneten Bürgermeister-Rummer-Straße. Vom Ensembleschutz war keine Rede mehr.

Johann Blank indes machte flugs einen Schwenk zum alten Bahnhof, um dessen Erhalt schon viel diskutiert wurde. "Ein weiteres dringendes Anliegen wäre mir der Verkauf des alten Bahnhofs", sagte er. Es sei einfach schade, dass das Empfangstor für Zugpendler so heruntergekommen sei. "Zudem könnte durch einen Verkauf die leidige Verkaufs- und Kaufgeschichte getilgt werden." Sprachs und vergaß völlig dabei, dass das Bahnhofsgebäude erst nach dem Verkauf an einen Investor verwahrloste. Aber das war vor Blanks Zeit im Penzberger Rathaus.

Zu guter Letzt bekamen die Bürger für Penzberg (BfP) und die Initiatoren des Wellenbad-Bürgerbegehrens eine mit. An erstere richtete er - ohne Namen zu nennen - seinen Wunsch, doch mit der Verwaltung zu sprechen, ehe Anträge gestellt würden. "Oftmals kann man aus meiner langjährigen Verwaltungserfahrung heraus hier konstruktiv mehr bewirken als bei einem öffentlichen Antrag." Und beim Hallenbad-Neubau ist sich der Wessobrunner Blank sicher, dass "die überwältigende Mehrheit der Penzberger Bürger hier keine Verzögerung wünscht".

Der Stadtrat schien erschlagen von so viel politischer Meinung zu sein. Es war Zehetner, die die Situation auffing und Blank quasi eine Blankovollmacht ausstellte: "Auch das ist Ihre Aufgabe als Kämmerer."

© SZ vom 01.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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