Im neuen Deichstätterhaus:Idylle mit Fremdkörper

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Unaufgeregt und überzeugend: Peter Weiß trägt Augenzeugenberichte über den Kini vor. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Musica Burana mit Musik und Texten rund um Ludwig II.

Von Reinhard Szyszka, Iffeldorf

Glückliches Iffeldorf! Wenn es einen Wettbewerb um den Konzertsaal mit dem schönsten Ausblick gäbe, der Gemeinde wären gleich zwei Medaillen sicher. War da bisher schon der große Saal im Gemeindezentrum mit seiner wunderbaren Aussicht auf die Osterseen, so ist jetzt der Bürgersaal im Deichstätterhaus hinzugekommen. Hier schweift der Blick des Konzertbesuchers über die Heuwinklkapelle zur Benediktenwand dahinter. Schöner geht's wirklich nicht!

Passend zu dieser urbayerischen Idylle, kreiste das erste offizielle Konzert im neuen Saal um den legendären "Kini" Ludwig II. Hierzu hatte das Volksmusik-Ensemble Musica Burana den Sprecher Peter Weiß vom Bayerischen Rundfunk eingeladen, der im Wechsel mit der Musik Texte über den König las, Augenzeugenberichte zumeist, die ein anschauliches Bild des Monarchen und seiner Zeit vermittelten. Weiß trug ruhig, ungekünstelt vor und vertraute ganz auf die Spannung des Inhalts. Zu Recht: Beim Bericht, wie das einfache Volk vom Tod Ludwigs II. erfuhr, hätte man eine Stecknadel fallen hören.

Das achtköpfige Ensemble Musica Burana rund um den Zitherspieler Franz Schesser besteht seit 1989 und spielt hauptsächlich Volksmusik - echte Volksmusik freilich, meilenweit entfernt vom Musikantenstadl. Die Kernbesetzung besteht aus zwei Geigen, Harfe, Zither und Kontrabass; je nach Bedarf treten zwei Flöten und eine Klarinette hinzu. Die "Redoute" zu Beginn strahlte ruhige Schönheit aus, und der "Bauernmarsch" hatte so gar nichts Zackig-militärisches an sich. Hier waren die Musiker in ihrem Element; winzige Wackler und Unsauberkeiten machten das Ganze nur noch authentischer.

Musica Burana wagt sich aber auch an die Adaption klassischer Musik, mit wechselndem Erfolg. An diesem Abend gab es den langsamen Satz aus Mozarts Klarinettenkonzert zu hören, durchaus ansprechend gespielt, eine diskutable Alternativfassung. Problematischer geriet der zweite Satz aus Beethovens siebter Sinfonie. Schon die Moll-Tonart war ein Fremdkörper - bayerische Volksmusik steht in Dur. Hinzu kam, dass die kleine Besetzung beim besten Willen kein Sinfonieorchester ersetzen kann; ein Sinfonieorchester mit allen Klangfarben ist hier aber gefragt! Falsche Töne und wacklige Einsätze trugen das Ihre dazu bei, dass dieser Programmpunkt kein ungetrübter Genuss war. Umso besser gelangen die zwei deutschen Tänze und die Jodler-Polka zum Schluss des Konzerts.

© SZ vom 03.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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