Iffeldorf:Licht und Finsternis

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Lichter Moment: Beim Passionskonzert der "Cappela Vocale Iffeldorf" in der Pfarrkirche St. Vitus herrschte die meiste Zeit lang Finsternis. (Foto: Sabine Näher)

"Capella Vocale Iffeldorf" gestaltet eine Musik zur Passion in der Pfarrkirche St. Vitus

Von Sabine Näher, Iffeldorf

Die kleine Pfarrkirche St. Vitus ist am Sonntagabend in völlige Dunkelheit getaucht. Die Fenster sind mit schwarzem Tuch verhängt, so dringt auch das warme Licht der über den Osterseen untergehenden Sonne nicht herein. Es ist Palmsonntag; die Passionszeit hat begonnen, Zeit zur inneren Einkehr und Besinnung. "Licht auf einem dunklen Weg - Musik zur Passion" hat die Capella Vocale Iffeldorf ihr Konzert überschrieben. Dies im abgedunkelten Raum umzusetzen ist eine schöne Idee, die gleichwohl vom Publikum ein gewisses Maß an innerer Stabilität verlangt. Denn es ist nicht jedermanns Sache, mehr als eine Stunde in Finsternis zu verharren. Einige Besucher verlassen das Konzert vielleicht aus diesem Grund vor dessen Ende.

Damit die Sänger ihre Noten lesen können, haben sie kleine Pultleuchten, die Orchestermusiker im Graben benutzen. So bringen sie während der beiden ersten Nummern, die unten im Altarraum musiziert werden, eine bizarre Minimalbeleuchtung in den Kirchenraum, die an die Versammlung eines geheimen Ordens denken lässt. Ein Hauch von "Im Namen der Rose" weht durch die Kirche.

Chorleiterin Anne Voit-Isenberg hat wahre Perlen der Renaissance-Literatur ausgewählt für diesen Abend. Werke, die allerdings zumeist von Profi-Ensembles aufgeführt werden, jedenfalls seit die Besinnung auf die historische Aufführungspraxis zu kleinen Besetzungen zurückgeführt hat. Denn die Anforderungen an die Sänger, stimmlicher wie interpretatorischer Art, sind immens - und mit ein paar Laiensängern pro Stimme kaum zu meistern. "Tristis est anima mea" von Don Pedro de Cristo eröffnet das Programm. Feierlich-düster überzeugt das Ensemble mit einem dichten, geschlossenen Chorklang. Vor Tomas Luis de Victorias "Tenebrae facta sunt" steht eine kleine Lesung "Finsternis kam über das Land". Diese Praxis setzt sich im Folgenden fort. Teils sprechen einzelne Stimmen, teils die Männer, dann die Frauen. Ein Element, das fraglos auflockert, aber auch aus der musikalischen Versenkung führt. Vielstimmig aufgefächert folgt der Victoria - und lässt nun auch stimmliche Schwächen erkennen. Für Laiensänger bleibt die Leistung beachtlich. Die Intonation ist erstaunlich gut; die Stimmeinsätze haben nicht immer den Mut, den sie bräuchten.

Der Chor verlässt nun den Altarraum und begibt sich auf die Empore. Ein Orgelwerk von Jan Pieterszoon Sweelink schafft den Übergang. Wilko Ossoba sendet einen musikalischen Licht- und Troststrahl von oben in die Dunkelheit nach unten. "Christus, du vertreibst das Dunkel der Nacht", ertönt es von der Empore als Überleitung zu William Byrds "Christe qui lux es". Um den Altar erstrahlt nun eine Lichtinstallation zur Passion; der restliche Raum verbleibt in Finsternis. In Entsprechung dazu wechselt eine einförmige Litanei mit strahlend daraus hervor brechendem mehrstimmigen Gesang ab. Der Effekt ist schön, nutzt sich aber auf Dauer ein wenig ab, zumal die Intonation schwächelt.

Da man die Sänger nun nicht mehr sehen kann, bleibt nur die Versenkung in den Klang. Und da werden Defizite eben auch deutlicher spürbar. Giovanni Croces "Tristis est anima mea" beginnt bedächtig, verdichtet sich und kommt auf den Eingangscharakter zurück - eine schöne Entwicklung. Ossoba bringt mit Sweelincks Fantasia chromatica nochmals raumfüllende Erhabenheit, farbig, reich verziert, mit virtuosen Girlanden. William Byrds "Credo" führt den Chor dann an seine Grenzen. Giovanni Pierluigi Palestrinas "Tristis est anima mea" kann mit zart schwebendem Charakter mehr überzeugen. Croces "Tenebrae facta sunt" entfaltet eine dunkle Leuchtkraft und bringt das Konzert zu einem guten Schluss.

© SZ vom 27.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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