Für Überraschungen auf hohem Niveau sind die Iffeldorfer Meisterkonzerte bekannt. Dass es Andrea Feßmann gelungen ist, Bruno Ganz an die Osterseen zu locken, ist dennoch eine kleine Sensation. Der 74-jährige Schweizer, Träger des Iffland-Ringes, zählt zu den ganz Großen unter den deutschsprachigen Künstlern. In Iffeldorf bringt er mit dem Pianisten Kirill Gerstein ein unbekanntes Werk auf die Bühne: "Enoch Arden", ein Melodram für Sprechstimme und Klavier.
Der Plot der Ballade, die Alfred Tennyson 1864 veröffentlichte, ist schnell erzählt: Ein Fischer erleidet Schiffbruch und strandet auf einer einsamen Insel. Als er nach zehn Jahren heimkehrt, muss er feststellen, dass seine Frau mittlerweile seinen einstigen Rivalen geheiratet hat, und stirbt an gebrochenem Herzen. Richard Strauss hat das Versepos 1897 vertont.
Nach dem Ersten Weltkrieg geriet das Werk in Vergessenheit. Strauss selbst soll es als "Gelegenheitsschund" abgetan haben. Um so erstaunlicher, dass Ganz und Gerstein das Stück nun erfolgreich wiederbelebt haben: Von Kritikern und Publikum wurde es mit Begeisterung aufgenommen.
Das dürfte vornehmlich an Ganz liegen, der es versteht, Worten ohne jedes Pathos eine sanfte Wucht zu verleihen und sie in aller Bescheidenheit zum Funkeln zu bringen. Einem breiten Publikum wurde er 1987 mit Wim Wenders Film "Himmel über Berlin" bekannt, in dem er einen Engel spielte und das "Lied vom Kindsein" rezitierte. Die Liste seiner Auszeichnungen wird Jahr für Jahr länger. In Gerstein hat er einen feinfühligen Bühnenpartner gefunden. Der gebürtige Russe nahm mit 14 Jahren ein Studium am Bostoner Berkeley College of Music auf und gewann 2001 den Rubinstein-Wettbewerb in Tel Aviv. In Iffeldorf spielt er auch einige Liszt-Etüden, mit denen er unlängst das Publikum in der Carnegie Hall begeisterte.
Sonntag, 21. Juni, 19 Uhr, Gemeindezentrum Iffeldorf, Hofmark 9; Einführungsvortrag von Reinhard Szyszka (18 Uhr), Karten und Infos unter www.iffeldorfer-meisterkonzerte.de